Professor Konrad Paul Liessmann, Philosoph und Publizist, erklärt in der NZZ, weshalb der russische Überfall auf die Ukraine die Europäer aus ihren Blütenträumen von einem neuen ewigen Zeitalter von Vernunft und Vertrag, Dialog und Ausgleich herausgerissen habe. Und er spannt einen Bogen zu anderen scheinbaren Gewissheiten. (https://www.nzz.ch/meinung/wiedergewinnung-des-politischen-der-krieg-klaert-die-fronten-ld.1696515).
Professor Konrad Paul Liessmann: Etwas Zurückhaltung bei anscheinenden Gewissheiten.
Aber die allmählich erkennbaren Irrtümer werfen eine höchst unangenehme Frage auf. Wer garantiert uns eigentlich, dass sich die politischen Kräfte, die sich dem Fortschritt verpflichtet fühlten und sich plötzlich in Carl Schmitts reaktionärem Freund-Feind-Denken wiederfinden, nicht in anderen Fragen, in denen es eindeutig zu sein scheint, wo das Gute wohnt, ebenso irren können?
Von daher wären vielleicht etwas mehr Vorsicht und Zurückhaltung angebracht. Es könnte ja sein, dass wir uns in Genderfragen und in der Migrationspolitik, bei Bildungsreformen und wenn es um das Klima geht, ebenso täuschen, wie wir uns nicht nur in Putin, sondern insgesamt in einem Weltvertrauen getäuscht haben, das glaubte, die kalte Mechanik politischer Auseinandersetzung weichzeichnen zu können. Selbst wenn wir auf der richtigen Seite stünden: Auf triumphale Gesten sollten wir verzichten.
Condorcet-Autor Alain Pichard war die überwiegende Zeit seines Lehrerdaseins Klassenlehrer. Aber das war nicht immer so. Er musste lange warten, bevor man ihm die Verantwortung für eine Klasse übertrug. Im folgenden Beitrag schildert er, wie aus der seinerzeitigen Wunschfunktion “Klassenlehrer” ein schwierig zu besetzender Aufgabenbereich wurde.
Pierre Dillenbourg ist Professor an EPFL (Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne). Er plädiert für einen Mittelweg zwischen Digitalisierung und Präsenzunterricht. Sein Beitrag ist am 11. Mai 2020 im BOLD (Blog for learning and Development) erschienen.
Ein Kommentar
Vielleicht es es das, was das Leben überhaupt erst spannend macht – dass wir am Ende des Tages nichts wissen und nichts voraus bestimmen können.
Weder im Kleinen, weder in uns selbst – noch in den großen Dingen, in der Welt.
Wenn es aber eine Weile (zufällig?) so scheint, kommt es naturgemäß zu einem besonders großen Beben, wenn die Dinge nicht so laufen wie erwartet….
Doch wer hat sich noch nie selbst überrascht? Und wenn wir uns selbst nicht sicher greifen können, wie dann etwas anderes?
Zu glauben, man könne sich nicht täuschen, ist sehr überheblich und führt am Ende womöglich genau dorthin.
Vielleicht es es das, was das Leben überhaupt erst spannend macht – dass wir am Ende des Tages nichts wissen und nichts voraus bestimmen können.
Weder im Kleinen, weder in uns selbst – noch in den großen Dingen, in der Welt.
Wenn es aber eine Weile (zufällig?) so scheint, kommt es naturgemäß zu einem besonders großen Beben, wenn die Dinge nicht so laufen wie erwartet….
Doch wer hat sich noch nie selbst überrascht? Und wenn wir uns selbst nicht sicher greifen können, wie dann etwas anderes?
Zu glauben, man könne sich nicht täuschen, ist sehr überheblich und führt am Ende womöglich genau dorthin.