29. März 2024

Zum Tode von Juliette Gréco: Die Liebe ist nunmal ein seltsames Spiel

Juliette Gréco war nie so volkstümlich wie Edith Piaf und auch nie so exzessiv wie Jacques Brel. Aber sie war eine Sängerin, die wie keine andere die französische Kultur verkörperte. Man könnte weinen, meint Condorcet-Autor Alain Pichard, wenn man sieht, was aus dem Französischen in unserer Schule geworden ist.

Um zu ermessen, wie gravierend der Prestigeverlust der französischen Sprache an unseren Schulen ist, sei hier noch einmal an die glamouröse Chansonnière erinnert, die gestern im Alter von 93 Jahren gestorben ist.

Juliette Gréco stammte aus dem südfranzösischen Montpellier, dort wurde sie 1927 geboren. Mit 16 Jahren geriet sie zusammen mit ihrer Mutter, einer aktiven Widerstandskämpferin, und ihrer Schwester in die Hände der Gestapo. Während Juliette nach ein paar Wochen entlassen wurde, brachte man Mutter und Schwester in das KZ Ravensbrück. Juliette ging nach Paris, wo sie nach dem Krieg als Sängerin zu einer zentralen Figur der Existenzialistenszene um Jean Paul Sartre wurde. Poeten wie Philosophen schrieben ihr Chanson-Texte, mit denen sie auf hohem musikalischen und textlichen Niveau auftrat.

Achi W. Bechlenberg beschreibt in seinem Blog die Geburt eines Ihres berühmtesten Chansons.

“Mitte der 50er Jahre förderte die Gréco Serge Gainsbourg, der für sie in der Folgezeit zahlreiche Lieder schrieb. Darunter „La Javanaise“, über dessen Entstehung Juliette – die zu der Zeit schon ein Star war, während Gainsbourg nur ein kleiner, unbekannter Maler und Gelegenheitskomponist – später erzählte:

„Er kam ins Haus. Wir haben Champagner getrunken. Wir waren beide alleine. Wir hörten Musik, und dann fing ich an zu tanzen. Serges Augen wurden immer größer und runder. Am nächsten Tag erhalte ich einen Anruf von Serge: ‚Kann ich noch einmal kommen?’ – „Komm schon, komm schon.“ Er kommt mit seinem kleinen Stück Papier an. Er geht zum Klavier und singt La Javanaise. Ich fragte ihn: „Wann hast du das geschrieben?“ Er antwortete mir:] ‚Letzte Nacht‘. Er hatte nicht schlafen können nach seinem Besuch bei mir …“

Zuletzt lebte sie im sonnigen Ramatuelle oberhalb von Saint Tropez. Dort ist Juliette Gréco gestern gestorben. Wein, Champagner, Pastis, Zigaretten, durchgemachte Nächte in verrauchten Kellern und ein durchaus munteres Leben haben ihr offenbar nicht viel anhaben können. Juliette Gréco wurde 93 Jahre alt.

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BILDUNG SCHWEIZ ist das Organ des LCH, der Dachorganisation der schweizerischen Lehrerverbände. Im Gegensatz zum Condorcet-Blog ist die Zeitschrift “Bildung Schweiz” der Digitalisierung des Unterrichts gegenüber sehr positiv eingestellt. Zumindest lassen dies die Mehrheit der Beiträge und die Auswahl der in ihr schreibenden Autorinnen und Autoren vermuten. Ein Beispiel dafür ist das “Interview” mit einer “spannenden Persönlichkeit” (Originalzitat), verbunden mit dem Versprechen, dieser auf den Zahn zu fühlen. Allerdings merkt man, dass die Eigenschaft, den Interviewpartnern auf den Zahn zu fühlen, nicht zu den Kernkompetenzen dieses Magazins gehört. Nando Stöcklin, wissenschaftlicher Mitarbeiter der PHBern im Fachbereich Digital Learning Base äussert sich euphorisch zu den Möglichkeiten digitaler Technik im Unterricht und sieht vor allem das “Spielpotential”. Im Interesse eines offenen Diskurses veröffentlichen wir diesen Beitrag und danken der Redaktion von “Bildung Schweiz” für die Erlaubnis dafür.

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