10. Dezember 2024
Bildungsreformen

Die Schule als Experimentierfeld mit Kindern

Die ehemalige SVP-Grossrätin Sabina Geissbühler-Strupler spricht im Gastbeitrag darüber, was ihrer Meinung nach im Schulsystem falsch läuft. Der Beitrag ist zuerst auf der Online-News-Plattform nau.ch erschienen.

Unruhe durch die Integration der Kinder in Regelklassen

Seit dem 1. Januar 2008 erfolgte in Bern die Umsetzung von Artikel 17 des Volksschulgesetzes, das heisst, die Anzahl besonderer Klassen wurde stark reduziert. Dafür wurde der Spezialunterricht wie Integrative Förderung, Logopädie, Legasthenie, Dyskalkulie, Deutsch für Fremdsprachige und Psychomotorik massiv ausgebaut. Von diesem Förderunterricht sind in einigen Klassen bis die Hälfte aller Schülerinnen und
Schüler betroffen.

Gastautorin Sabina Geissbühler-Strupler

Dieser Spezialunterricht findet oft innerhalb der Klasse statt. Heilpädagoginnen, Klassenhilfen und weitere betreuen während dem Regelklassenunterricht Kinder mit Defiziten, indem sie Erklärungen und Anweisungen geben, was sehr störend sein kann. Diese Unruhe führt dazu, dass Schülerinnen und Schüler neuerdings mit Gehörschutz ausgerüstet werden müssen. Der Förderunterricht in Kleingruppen findet während der ordentlichen Unterrichtszeit ausserhalb des Klassenzimmers statt. Auch diese Massnahme führt zu Hektik und Unruhe, denn daraus resultiert ein stetiges Kommen und Gehen.

Zuweilen geht’s nur mit Gehörschutz (Symbolbild: Keystone-SDA)

Die Konzentrationsfähigkeit der Kinder wird durch die Unruhe überstrapaziert, und gute Schulleistungen sind in einem solchen Umfeld schwierig zu erbringen. Da der Spezialunterricht ausserhalb des Klassenzimmers stattfindet, verpassen Kinder den Unterrichtsstoff der Regelklasse.

In einigen Schulklassen werden bei der Hälfte der Kinder Defizite diagnostiziert

Alarmierend ist, dass bald bei der Hälfte der Schulkinder ein Defizit diagnostiziert wird. Jedes Kind, das einen Spezialunterricht besuchen muss, ist stigmatisiert. Nicht nur die Kinder sind in einem solchen Schulklima überfordert, sondern auch manche Lehrpersonen.

Ihre Lehrtätigkeit wird durch Koordination und Absprachen belastet. Die individuellen Arbeitspläne der Kinder und die heterogenen Klassen verlangen nach individueller Förderung, welche die Lehrpersonen nur ungenügend erfüllen können.

Ebenfalls belastend für die Lehrpersonen und die Kinder sind Mehrjahrgangsklassen. Insbesondere überfordert sind die jüngsten Kinder beim selbstständigen Arbeiten, währenddem die älteren Kinder derselben Klasse am mündlichen Unterricht teilnehmen.

Das untaugliche Frühsprachenlernen

Beweise der Untauglichkeit der Französisch-Lehrmittel “Mille feuilles” und “Clin d’œil” durch die Masterarbeit der Lehrperson Susanne Zbinden, die selbst Französischunterricht erteilte, wurden von Entscheidungsträgern in der Bildungsdirektion ignoriert.

Präsentation des Französisch-Lehrmittels “Milles feuilles” im Jahr 2011 durch den damaligen bernischen Erziehungsdirektor Bernhard Pulver. (Bild: Keystone-SDA)

Die Studie, die vom bekannten Sprachforscher Prof. Raphael Berthele begleitet wurde, war die Grundlage meines Vorstosses im Grossen Rat, das Frühsprachenlernen einer Versuchsphase mit einigen Klassen zu unterziehen. Auch dieses Vorgehen wurde vom Regierungsrat abgelehnt.

Dies, obschon fremdsprachigen Drittklässlern und Drittklässlerinnen die Standardsprache bereits grosse Probleme bereitet.

Frühfranzösisch ist unnütz und teuer

Von den Lehrpersonen wird fürs Frühfranzösisch eine anspruchsvolle Weiterbildung verlangt, und für die neue Dotation an Lektionen muss (im Kanton Bern) mit jährlich wiederkehrenden Kosten von 14 Millionen Franken gerechnet werden. Auch diese Reform wurde durchgesetzt, obschon unzählige Studien zum frühkindlichen Lernen immer zum gleichen Schluss kommen: Nämlich, dass es möglich ist, Fertigkeiten in verschiedensten Bereichen früh zu erwerben, dass aber bei späterem Beginn dieser “Vorsprung” wieder eingeholt wird.

Dass das Lernen einer Sprache über das Ohr, wie es bei einem Aufenthalt in einem anders sprachigen Land stattfindet, mit zwei, drei Lektionen pro Woche nicht möglich und das teure Lehrmittel “Milles feuilles” unbrauchbar ist, war also von Anfang an klar. Von einem «Sprachbad» zu reden, ist absurd, muss doch ein Kind ungefähr 40 Prozent seiner Wachzeit mit einer Fremdsprache konfrontiert sein, damit sein Gehirn diese speichern kann.

Frühfranzösisch: nur bedingt nützlich (Symbolbild: Keystone-SDA)

Auch die Sprachforscherin Simone Pfenninger, die die Sprachkompetenzen der Frühenglisch- mit Spätenglischlernenden verglichen hat, kam zu folgendem Fazit: Spätlernende sind motivierter und holen den Vorsprung der Frühlernenden in kurzer Zeit auf. Zudem fällt Frühlernenden wegen Defiziten in der deutschen Sprache das Fremdsprachenlernen schwerer. Ausserdem ist eine gefestigte Sprachbasis positiv für den Fremdsprachenerwerb.

Unsere Mittelstufenschulkinder sind mit einem übervollen Stundenplan belastet. Insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund, die einen Anteil von rund 30 Prozent ausmachen, sind oft überfordert, denn sie müssen neben ihrer Heimatsprache, die Mundart, dann die Standardsprache und im dritten Schuljahr bereits die französische oder englische Sprache erlernen.

Einschulung von Vierjährigen, ein entwicklungspädagogischer Fauxpas

Dem ideologischen Bildungsziel der linken Politik “Jedem das Gleiche” anstatt “Jedem das Seine” konnte mit der Früheinschulung näher gerückt werden.

Die Behauptung, eine obligatorische Früheinschulung führe zu besseren Leistungen, konnte jedoch widerlegt werden: Die Kinder, die bei der Pisa-Studie am besten abgeschnitten haben, stammen aus dem Kanton Freiburg, wo nur gerade 19 Prozent einen zweijährigen Kindergarten besuchten. Die Kinder des Kantons Tessin hingegen gehen alle zwei bis drei Jahre lang in den Kindergarten und schlossen die Pisa-Tests mit den schlechtesten Ergebnissen ab.

Mit der obligatorischen Einschulung von Vierjährigen wurde die in diesem Alter eminent wichtige Aufgabe einer individuellen motorischen und sprachlichen Förderung den Familien weggenommen. Auch die beste Kindergärtnerin kann nicht auf die vielen Fragen, die jedes Kind in diesem Alter stellen möchte, eingehen. Sie wird zudem kaum den Bewegungsdrang dieser Kinder stillen können, sie auf Mäuerchen klettern und in ihre Arme springen lassen.

Kinder im Kindergartenalter haben viele Bedürfnisse (Symbolbild: Keystone-SDA)

Mit diesen zwei Beispielen soll gezeigt werden, wie die Kinder in einer Gruppe in ihrer persönlichen Entwicklung behindert werden. Die Forderung – mit einem Vorstoss im Grossen Rat – für Vier- und Fünfjährige ein Teamteaching mit 150 Stellenprozenten einzuführen, um den Bedürfnissen der Schulstartenden entgegenzukommen, wurde unverständlicherweise von der alles entscheidenden Bildungsdirektion abgelehnt.

Sprach- und Motorik-Defizite verlangen mehr Förderunterricht

Defizite in Sprache und Motorik verlangen vermehrt Förderunterricht, also auch Kostenfolgen. Dass bei einer Verlängerung der Schulzeit von neun auf elf Jahre auch mehrere Hundert Lehrpersonen mehr nötig sind, wurde im bernischen Grossen Rat zwar vorgerechnet, aber von der Bildungsdirektion kaum zur Kenntnis genommen. Die finanzielle Belastung von Gemeinden durch zusätzliche Schulräume, Schulmaterial und Anstellungen ist enorm.

Gezwungenermassen müssen nun diese kleinen Kinder einen umfangreichen Blockzeitenstundenplan von vier Lektionen pro Morgen absolvieren, anstatt, wie für sie angepasst, einmal in der Woche eine Spielgruppe besuchen zu können. Eltern beklagen, dass ihre Vierjährigen unter Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Aggressionen leiden, ein Zeichen ihrer psychischen Überforderung.

Der Förderunterricht verursacht hohe Kosten (Symbolbild: Keystone-SDA)

Ein weiteres Problem ist für viele Vierjährige der Schulweg, entweder ist er zu lang oder zu gefährlich. Mit dem Schulbeginn bereits nach acht Uhr ist die Dunkelheit im Winter ebenfalls eine Zumutung. Trotzdem wagen es viele Eltern und Kindergärtnerinnen nicht, ihre Erfahrungen mit den vierjährigen Kindern offenzulegen, da sie sonst als Versagerinnen und Versager abgeurteilt werden.

 

“Vorverlegter Schulbeginn hat entwicklungspsychologisch durchaus seine Nachteile”

Mutig weist hingegen die ehemalige Präsidentin des Verbands Kindergarten Zürich (VKZ) auf die Probleme von und mit Vierjährigen hin: “Unselbstständigkeit, Trennungsängste hinsichtlich der Bezugsperson sowie wenig Interesse und Bereitschaft, in einer Gruppe gemeinsam etwas zu machen, sind Thematiken, die unsere Arbeit erschweren bis verunmöglichen.”

Auch Erziehungswissenschaftlerin Prof. Stamm meint: “Der vorverlegte Schulbeginn hat entwicklungspsychologisch durchaus seine Nachteile.” Zwar würden früh instruierte Kinder einen Vorsprung gegenüber anderen bekommen, aber dieser wachse sich relativ schnell aus. Eine ausgewogene physische und mentale Gesundheit, emotionale Stabilität und ein gutes Selbstwertgefühl seien ebenso wichtige Grundlagen für eine erfolgreiche Schullaufbahn.

Einzelne Kantone reagieren bereits auf Klagen

Zwei Kantone, nämlich Schwyz und Nidwalden, haben bereits auf die Klagen von Eltern und Lehrpersonen reagiert. Und in den Kantonen Graubünden, den beiden Appenzell und Zug gibt es keinen obligatorischen zweijährigen Kindergarten.

Es ist erwiesen, dass Vorschulkinder in den Bereichen motorische, kognitive, emotionale und soziale Kompetenz noch grosse Unterschiede aufweisen, die sich bis zum sechsten und siebtem Lebensjahr – dem aus diesem Grund früher gewählten Einschulungstermin – immer mehr angleichen. Meist sind Kinder erst ab sechs Jahren fähig, während längerer Zeit zuzuhören oder selbstständig für sich zu spielen oder zu arbeiten.

Länger zuhören und stillsitzen gelingt Kindern erst ab einem gewissen Alter (Symbolbild: Keystone-SDA)

Auch die Erziehungsdirektion hat im Rahmen eines Controllings die Anzahl Kinder mit einem reduzierten Pensum, was im Kanton Bern zum Teil möglich ist, erhoben. Von 9633 Kindern wurde für 5956 Kinder, also für 62 Prozent, ein reduziertes Pensum verlangt und 9,6 Prozent zurückgestellt.

Die Folgen des Lehrplans 21: Mehr Lektionen, mehr Lehrpersonen

Das im Lehrplan 21 propagierte selbst gesteuerte Lernen überfordert viele Kinder und verlangt zusätzlichen Förderunterricht. Dies führt zu Chancenungleichheit, indem Kinder von wohlhabenden Eltern Privatunterricht oder eine Privatschule besuchen können. Mit der Einführung des Lehrplans 21 wurden die Lehrpersonen beauftragt, nicht primär Wissen zu vermitteln, sondern nur noch als Coaches das selbst gesteuerte Lernen der Kinder organisatorisch zu begleiten.

Das selbst gesteuerte digitale Lernen gelingt nicht allen Kindern gleich gut. Gemäss einer in der Fachzeitschrift “The Lancet” veröffentlichten kanadischen Studie mit 4520 Kindern zwischen acht und elf Jahren sind die kognitiven Fähigkeiten – darunter Wahrnehmen, Denken und Verstehen – schon ab zwei Stunden vor dem Bildschirm beeinträchtigt. Digitales Lernen ist asozial und kann bei Kindern zu psychischen Problemen führen.

Digitales Lernen: asozial und psychisch problematisch? (Symbolbild: Keystone-SDA)

Als Folge des individualisierten Unterrichts mit dem mühsamen Zusammentragen von Unterrichtsstoff durch die Kinder selbst brauchen die Kinder mehr Zeit. Diese Mehrlektionen haben im Kanton Bern mehrere Hundert neue Vollzeitstellen erfordert. Die Aufstockung der Lektionen seit der Einführung des Lehrplans 21 belastet nicht nur die Schulkinder und Lehrpersonen, sondern auch die Finanzen – im Kanton Bern von jährlich 30 Millionen Franken.

Neu entwickelte Lehrmittel sollten nicht zwingend die Arbeit mit Tablets oder Smartphones voraussetzen. Diese digitalen Lernhilfen müssten jedoch im Zyklus 3, also ab der 7. Klasse, vom Kanton für jedes Kind finanziert werden, um die Chancengerechtigkeit zu garantieren.

 

Analoges Lernen im Zyklus 1 und 2 im Fokus

Entwicklungspsychologisch steht im Zyklus 1 und 2 das analoge Lernen über den direkten Austausch, die Nachahmung, das Ansprechen aller Sinne und Erlebnisse in der Natur im Vordergrund. Das Prinzip des Lernens über Kopf, Herz und Hand, aber auch die verschiedenen Lerntypen müssen berücksichtigt werden. Dies als Ausgleich zum zunehmenden Gebrauch von digitalen Medien in der Freizeit.

Sind Jugendliche und Kinder häufig und lange digital unterwegs, geraten viele wegen der Reizüberflutung in eine Lust- und Interesselosigkeit. Dies zeigte sich in der Schweiz bei den digitalen Unterrichtshilfen zu den Lehrmitteln “Mille feuilles” und “Clin d’Oeil”. Was nicht sofort per Klick geht, wird verworfen.

Das Phänomen “Lazy Brain” tritt auf und zeigt sich längst bei den Ausbildungsplätzen. 798 Personalverantwortliche von Schweizer Ausbildungsbetrieben gaben bei einer Umfrage an, dass immer öfter die Ausbildungen abgebrochen würden und vielen Jugendlichen die Ausdauer fehle. Aufgaben und Probleme im Berufsalltag liessen sich eben nicht mit einem Wisch auf dem Touchscreen lösen.

Auszubildenden fehlt es zunehmend an der nötigen Ausdauer (Symbolbild: Keystone-SDA)

Zunehmende Digitalisierung hat gesundheitliche Auswirkungen

Die Digitalisierung wirkt sich auch gesundheitlich aus. Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik des Universitätsspitals Mainz, weist auf die Zusammenhänge zwischen Bildschirmarbeit und zunehmender Kurzsichtigkeit von Kindern und Jugendlichen hin.

Weitere gesundheitliche Folgen des immer exzessiveren Computer-, Tablet- und Handygebrauchs sind Fehlbelastungen, insbesondere der Halsmuskulatur, was zu degenerativen Veränderungen an Wirbelkörpern oder Bandscheiben führen kann.

An Schulen müssten unbedingt die heute vorhandenen Erfahrungswerte und neusten Erkenntnisse zum Einsatz von digitalen Hilfsmitteln berücksichtigt werden. Das Ziel muss ein Mehrwert beim Lernen der Kinder sein, aber nicht auf Kosten ihrer Gesundheit. Die Meinung, dass in unserer digitalen Welt kein eigentliches Wissen mehr gefragt sei, weil sich alles im Internet finden lässt, muss revidiert werden.

 

Lehrpersonenausbildung muss den Fokus auf die pädagogische Arbeit legen

Mit der Forderung, dass alle zukünftigen Kindergärtnerinnen das Gymnasium besuchen und die Matura machen müssen, war absehbar, dass damit geeignete, sozialkompetente, musisch begabte und auf die besondere Pädagogik für Kleinkinder Ausgebildete fehlen würden.

Mit der Lehrpersonenausbildung an Seminaren, mit allgemeinbildenden Fächern und einer vierjährigen Einführung ins Berufsleben konnten die Absolventen bereits als 20-Jährige eine Schulklasse übernehmen.

Heute stehen den Absolventinnen und Absolventen eines Gymnasiums mit der Matura alle Studienrichtungen offen. Somit hat sich der Einstieg ins Berufsleben und die Eigenständigkeit für Lehrpersonen drei bis vier Jahre hinausgeschoben. Oft sind der Umgang und die Arbeit mit Kindern den Absolventinnen und Absolventen des Gymnasiums fremd.

Steigende Anforderungen an den Lehrerberuf lassen immer mehr Interessierte beim Berufseinstieg zögern (Symbolbild: Keystone-SDA)

Spezielles Curriculum und Berufslehre für Lehrpersonen mit Berufsmaturabschluss

Deshalb müsste insbesondere für die Lehrpersonen für Vier- und Fünfjährige eine spezielle Ausbildung analog der Kindergärtnerinnenausbildung geschaffen werden. Diese könnte nach der obligatorischen Schulzeit mit einem mindestens einjährigen Sozialpraktikum mit Kindern beginnen, mit einer anschliessenden zwei- bis dreijährigen Ausbildung an der PH.

Für zukünftige Lehrpersonen der Zyklen 2 bis 3, also der Mittel- und Oberstufenschulkinder, ist ein Curriculum für eine Berufslehre nach der obligatorischen Schulzeit mit einem Berufsmaturaabschluss auszuarbeiten.

Es braucht Bildungsverantwortliche, die Entscheidungen treffen, die auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren. Diese Entscheidungsträger sollen die Welt der Kinder persönlich kennen und eine reiche Unterrichtserfahrung haben. Ideologische, vom Bürotisch aus entstandene Schulexperimente müssen gestoppt und korrigiert werden.

Wir brauchen kinder- und altersgerechte Schulstrukturen, damit jedes Kind als einzigartige Persönlichkeit im kognitiven, motorischen, emotionalen und sozialen Bereich gefördert werden kann. Die Kinder sollen sich wohlfühlen und die Schule als erlebnisreiche Institution wahrnehmen. Das Wohl der Kinder muss im Fokus stehen.

 

Zur Person: Sabina Geissbühler-Strupler ist ehemalige Berner Grossrätin. Sie ist Primar- und eidg. Dipl. Turn-/Sportlehrerin, Didaktikdozentin, Erwachsenenbildnerin sowie Autorin von mehreren Büchern zum Gestalten des Alltags mit Kindern.

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3 Kommentare

  1. Kein Wunder, hat heute oft die Hälfte der Kinder “Bedarf” nach irgendeinem Förderprogramm. Man hat inzwischen all diese Sonderberufe der Sonderbetreuung geschaffen, wo sich das Angebot die Nachfrage selber schaffen kann. Ich kenne Eltern, die mussten sich mit grossem Einsatz dagegen wehren, dass ihr ältester Sohn in irgendeines dieser Sonderprogramme gesteckt wurde.
    Es ist für einen Aussenstehenden kaum zu fassen, mit welcher Zähflüssigkeit in unserem Schulsystem Fehlentwicklungen korrigiert werden können. Seit Jahren liest man immer wieder dieselbe Kritik, wie in diesem Beitrag.

  2. Es ist alles richtig, was Sie schreiben, Frau Geissbühler-Strupler. Nur wurde es bereits von vielen anderen vor Ihnen geschrieben, die wiederum zahlreiche Vorgänger hatten, die auch in anderer Leute Fussstapfen traten. Und so wird geschrieben und geschrieben und geschrieben, als ob es kein Morgen gäbe. Man fragt sich schon, was diese ganze Schreiberei eigentlich bringen soll, an der sich auch der Autor dieser Zeilen kräftig beteiligt (hat). Doch Missstände lassen sich nicht wegschreiben! Zuweilen fühlt man sich ans Literatur-Studium erinnert, in dessen Rahmen mündliche und schriftliche Dispute ausgetragen werden, einzig um des Disputs willen. L’art pour l’art, eben, was an einem Sprach-Seminar im Sinne der zu erlernenden Rhetorik sicher seine Berechtigung hat. Aber wir bewegen uns hier im Bereich der Politik. Hier werden Schulreformen nicht herbeigeschrieben. Sie werden beschlossen und durch aktives Handeln umgesetzt. Ergo braucht es auch aktives Handeln, um sie rückgängig zu machen. Wie das geht, hat uns die «Starke Schule beider Basel» vorgemacht. Die Eltern- und Lehrer-Organisation unter Leitung des umtriebigen Jürg Wiedmann brachte sage und schreibe 16 Initiativen auf den Weg, von denen eine deutliche Mehrheit erfolgreich war. Natürlich ist Schreiben bequemer als eine Strategie ausdenken, Flugblätter entwerfen sowie grossflächig verteilen, Unterschriften sammeln usw., aber es ist nicht wirkstark. Wie wäre es, Frau Geissbühler-Strupler, wenn Sie als ehemalige SVP-Grossrätin die Jungmannschaft ihrer Partei ankicken, auf dass diese eine nationale Initiative gegen die Integration in der heutigen Form lanciert. Die Jungen der FDP sollten ins Boot geholt werden können, sofern die öffentlichkeitswirksamen Verlautbarungen des Thierry Burkarts gegen die schulische Integration mehr als ein Sommerlochfüller waren.

  3. Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich alle Themen der im Artikel erwähnten Schulreformen als schweizweit Erste angesprochen habe. Als Lehrperson habe ich tagtäglich erfahren, dass das Wohl der Schulkinder nicht in den Fokus gestellt wurde. Leider braucht es in der Bildungspolitik Mehrheiten, und sogar bei angenommenen Vorstössen im Grossen Rat ist der alleinige Entscheidungsträger der Regierungsrat (jedenfalls im Kanton Bern). Übrigens habe ich mich stets mit gleichgesinnten Lehrpersonen und Politiker vernetzt, um unserer Meinung breit abgestützt Gehör zu verschaffen.
    Heute ist die Veröffentlichung solcher Artikel in möglichst vielen Medien enorm wichtig. Denn nur informierte Bürger/-innen können mit Druck die vorgeschlagenen Korrekturen erwirken.
    Auf http://www.sabina-geissbuehler.ch können meine politischen Vorstösse im Bildungsbereich eingesehen werden und Herr Hoffmann seine Meinung revidieren.

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