Öffentliche Schulen müssen einer öffentlichen Kontrolle unterstehen!
Gymnasien schaffen Bildung und Lebenschancen und damit die Grundlagen für eine demokratische Gesellschaft. Sie stehen als öffentliche Schulen im besonderen Fokus der Öffentlichkeit. Die Schulkommissionen mit ihren Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Bildung aus dem Einzugsgebiet der Schulen geben wichtige Impulse und tragen insbesondere auch die Perspektive von Schülerinnen, Schülern und deren Eltern in die Schulen. Wer Schulen zu Verwaltungsfilialen machen will, entzieht sie der Öffentlichkeit.
Die Verwaltung nicht kostspielig aufblähen!
Die Schulkommissionen als Vertretungen aus dem Volk verlieren Gestaltungs- und Einflussmöglichkeit. Bei der Verwaltung wird hingegen Macht konzentriert: Mittelfristig werden bis zu 13 neue Stellen im MBA geschaffen. Zusammen mit der Aufhebung der Unterrichtsverpflichtung für Schulleitende kostet dies mehrere Millionen. Es ist mehr als fraglich, ob diese Personen beim MBA nahe genug an den Schulen dran sein können, um eine solche Führungsfunktion wahrzunehmen. Die Vorlage ersetzt Subsidiarität durch Zentralisation und bläht die Verwaltung unnötig auf.
Gymnasien brauchen eine partizipative, kollegiale Schul-Kultur!
Die in der Governance-Vorlage vorgesehene Konzentration der Macht- und Entscheidungsbefugnis auf die Rektorinnen und Rektoren wird die partizipative, kollegiale Kultur an den Gymnasien beeinträchtigen. An den Gymnasien arbeiten pädagogische Profis und fachwissenschaftliche Expertinnen und Experten mit einem universitären Masterabschluss gemeinsam mit den Schulleiterinnen und Schulleitern an der Bildung der zukünftigen Maturandinnen und Maturanden. Dieses Projekt braucht Teams, nicht Solospieler.
Keine Echokammern bauen!
Gemäss Vorlage erhalten Rektorinnen, Rektoren, das Recht, ihre Prorektorinnen und Prorektoren anzustellen und zu kündigen. Zudem sind sie massgeblich bei deren Beurteilung beteiligt. Gleiches gilt auch bezüglich der Lehrpersonen. Kritik, auch konstruktive, wird es in einem solchen System schwer haben. Wir sehen hier die Gefahr einer innerschulischen Echokammer, die von aussen weder von der Schulkommission noch vom Amt beeinflussbar sein wird.
Die Reform überlastet das System Schule!
Im Rahmen des nationalen Projekts WEGM werden die Zürcher Gymnasien bis 2028 mit einer pädagogischen und strukturellen Grossreform beschäftigt sein. In diesem durchaus stürmischen Zeitraum zusätzlich einen disruptiven Umbau der Macht- und Führungsstrukturen der Gymnasien anzustreben ist falsch, zumal der Widerstand aus den Schulkommissionen und den Konventen gegen Governance massiv ist und die einvernehmliche Kooperation aller Player im Schulfeld von grösster Wichtigkeit wäre. Deshalb: das Bestehende stärken, statt bestehende Stärken abbauen!
Feuer dort löschen, wo es brennt!
Jedes System kommt zuweilen an den Anschlag; es muss Stresstests überstehen! Die TBZ und andere Schulen sind Einzelprobleme, für die es Einzellösungen braucht – keinen Systemumbau.
Führungsnachwuchs braucht Entwicklungschancen, keine Innovations-Sackgassen!
Der Wegfall der Amtszeitbeschränkung wird dazu führen, dass Schulleitende über Jahrzehnte auf ihren Positionen sitzen bleiben. Mit Governance wird eine Führungselite geschaffen, die sowohl fähigen Lehrpersonen wie fähigen Prorektorinnen und Prorektoren auf Jahrzehnte hinaus Karrierechancen verbaut – und alles andere als ein Garant für Innovation und Agilität sein wird.
Inhaltliche Verbesserungen statt Strukturreform!
Die Anstellungsbedingungen der Schulleitungen müssen verbessert werden, das ist unbestritten; die Ansätze hierzu befinden sich in der Vorlage. Der vorgeschlagene Umbau der gesamten Führungsstruktur ist jedoch nicht nur unverständlich, sondern auch kontraproduktiv. Die Vorlage muss unter Einbezug aller Stakeholder, insbesondere auch der Lehrpersonen, überarbeitet werden!
Vorstand LKM und MVZ-Arbeitsgruppe Governance im April 2023
Postion des MVZ zu Governance, siehe: mvz.ch/unsere_positionen