5. Dezember 2025

Die einzige Rettung von Clin d’Oeil: Ein normales Fremdsprachenlehrmittel werden

Um zu retten, was noch zu retten ist, werden die Passepartout-Lehrmittel klammheimlich in herkömmliche Lehrmittel verwandelt. Die ehemaligen Kritiker und Kritikerinnen reiben sich die Augen. Mehrsprachendidaktik, Sprachbad? War da mal was?

Alain Pichard. Lehrer Sekundarstufe 1, Orpund (BE): Gab den Französischunterricht, obwohl bilingue, auf.

Was mussten wir uns alles anhören! Die Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin d’Oeil» nach „neuen didaktischen Konzepten“ gestaltet, versprachen, den Fremdsprachenunterricht völlig neu aufzustellen.

Gemäss meiner Einstellung, grundsätzlich gegenüber didaktischen Neuerungen offen zu sein, informierte ich mich damals zunächst einmal gründlich über den didaktischen Leitfaden des Konzepts und vertiefte mich in die theoretische Einführung zum Lehrmittel «Mille feuilles» von Barbara Grossenbacher, Esther Sauer und Dieter Wolff, erschienen 2012 im Berner Schulverlag unter dem Titel: «Mille feuilles. Neue fremdsprachendidaktische Konzepte. Ihre Umsetzung in den Lehr- und Lernmaterialien.»

Das Autorenteam vermittelte auf ca. 90 Seiten einen hilfreichen Überblick über die Theorien, die gegenwärtig in der Fremdsprachendidaktik diskutiert werden: Didaktik der Mehrsprachigkeit, konstruktivistisches Lernverständnis, Kompetenzorientierung, Inhalts- und Handlungsorientierung, Progression, Differenzierung, Beurteilung, Materialien und Medien.

In einem Schreiben wurden wir Lehrpersonen über die bevorstehenden Änderungen informiert:

Keine Wörtlitests, keine Grammatiktests

 

Nach dem kolossalen Scheitern dieses Konzepts meint nun der Geschäftsführer des Lehrmittelverlags plus, Bernhard Kobel:  “Mille feuilles» für die 5. und 6. Klasse sei komplett überarbeitet worden, mit Fokus auf Wortschatz und Grammatik, für die 3. und 4. Klasse folge das Gleiche dieses und kommendes Jahr.”

War da mal was?

Immerhin, aus Plastik wurde Karton

Und wir, die Praktiker fragen schüchtern: Mehrsprachendidkatik, Sprachbad, kein Wörtlilernen …, war da mal was?

Klammheimlich sollen nun Mille Feuilles und Clin d’Oeil in ein herkömmliches Lehrmittel verwandelt werden. Die scheinbar letzte Chance für ein völlig missratenes didaktisches Konzept. Vielleicht werden in den kantonalen Parlamenten einmal Interpellationen eingereicht, die Auskunft darüber verlangen, was dieser Spass (mit all den Fortbildungskursen) den Steuerzahler oder die Steuerzahlerinnen gekostet hat.

Immerhin, aus dem Plastikmüll ist jetzt ein wiederverwertbarer Kartonmüll entstanden.

 

 

 

 

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