Bremens Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) hebt die Bedeutung dieser Maßnahme hervor: “In einer Zeit, in der das Vorlesen in vielen Familien seltener wird, bietet das Leseband eine wertvolle Unterstützung für alle Schülerinnen und Schüler. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, um Kindern die Freude am Lesen näherzubringen und sie in ihrer sprachlichen Entwicklung zu unterstützen.”
Für die – nicht repräsentative – Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IQHB in einer Onlinebefragung 220 Antworten von Beschäftigten der 25 Grundschulen erhalten, die im Schuljahr 2023/24 mit dem Leseband gestartet sind. Zudem wurden an vier Schulen Interviews geführt. Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie ehrenamtliche Helferinnen und Helfer reservieren an jedem Schultag bis zu 25 Minuten im Stundenplan fürs Lesen – und das nicht nur im Fach Deutsch.
Inzwischen beteiligen sich mehr als 50 Schulen an dem Förderkonzept, das in Zusammenarbeit mit der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit initiiert wurde. Ab dem Schuljahr 2025/26 werden alle Grundschulen in Bremen mitmachen. Ab dem Schuljahr 2024/25 starten auch die fünften und sechsten Klassen von elf Oberschulen mit dem Leseband. Weitere werden folgen.
Leseflüssigkeit und Lesemotivation werden besser
Die Interviewantworten im Bericht des IQHB zeigen eindrucksvoll, wie gemeinschaftliches Engagement und innovative Ansätze das Lesen in Schulen fördern können. Die Befragten konnten bereits erste positive Effekte hinsichtlich der Leseflüssigkeit und der Lesemotivation ihrer Schülerinnen und Schüler feststellen. Eine Interviewpartnerin berichtet: “Wir haben eine Kinderbibliothek. Allein die Leselust und die Motivation sind so gestiegen, dass viel mehr Kinder Bücher ausleihen und zurückbringen. Es herrscht richtig Fluktuation.” Eine andere Befragte betont, dass Schülerinnen und Schüler mittlerweile selbst erlernte Methoden aus dem Leseband in Kleingruppen anwenden, etwa durch chorisches Lesen.
Die Schulen setzen das Leseband überwiegend wie vorgesehen um: In 70 Prozent der Klassen wird täglich 25 Minuten gelesen, in 25 Prozent der Klassen 20 Minuten. Besonders positive Erfahrungen machen Schulen, die das Leseband in längere Unterrichtseinheiten wie Doppelstunden integrieren. Hier bleibt genügend Zeit für das Ankommen und die anschließende Weiterführung des Fachunterrichts. 60,5 Prozent der befragten Unterrichtenden haben durch das Leseband auch ihren regulären Leseunterricht weiterentwickelt.
68,9 Prozent der Schulen berichten, dass das Leseband auch in heterogenen Gruppen mit leseschwachen Kindern funktioniert.
Einig sind sich die befragten Lehrkräfte, dass alle Schülerinnen und Schüler von dem Konzept profitieren, insbesondere die durchschnittlich guten Schülerinnen und Schüler. 68,9 Prozent der Schulen berichten, dass das Leseband auch in heterogenen Gruppen mit leseschwachen Kindern funktioniert. Etwa 30 Prozent der Lehrkräfte hat festgestellt, dass die Gestaltung von Vorlesesituationen in einigen Gruppen, insbesondere mit Kindern mit Förderbedarf, herausfordernd ist. Gründe hierfür sind zum Beispiel eine niedrige Zuhörkompetenz oder die fehlende Vorleseerfahrung zu Hause. Hier wünschen sich die Schulen weitere Best-Practice-Beispiele. Wobei sich 83,7 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt bei der Umsetzung unterstützt fühlen.
Ausblick laut Bildungsverwaltung: “Die insgesamt sehr positive Resonanz und die Beobachtung erster Effekte durch die Befragten bereits nach so kurzer Programmlaufzeit lassen hoffen, dass das Leseband einen bedeutenden Einfluss auf die Leseleistungen der Schülerinnen und Schüler in Bremen haben wird. Die nächsten Evaluationsschritte sind beim IQHB bereits in Planung, um die Einführung des Programms zu begleiten und gegebenenfalls Empfehlungen für weitere Anpassungen zu geben. Diesmal werden die Schülerinnen und Schüler befragt, um ihre Perspektive in die weitere Entwicklung des Programms einzubeziehen.”