«Tschüss, und viel Spass!» So oder ähnlich verabschieden Eltern ihre Kinder in die Schule. Diese soll also vor allem Spass bereiten – sogar viel Spass! Selten wurde mir diese blödsinnige Verabschiedungsformel so madig gemacht wie durch Thomas Grüner – einem schwäbischen pädagogischen Nonkonformisten. Anlässlich einer schulinternen Weiterbildung rieben sich meine Kolleginnen und Kollegen die Augen und trauten ihren Ohren nicht: Da spricht ja einer, der sich wohltuend abhebt von der üblichen ideologisierten und in Worthülsen verpackten Wohlfühl-Pädagogik, wie sie uns seit Jahren verabreicht wird. Darunter gehören unreflektierte Glaubenssätze, die weder empirisch nachgewiesen sind noch in der Schulpraxis funktionieren.


Wir lernten, wie wichtig die Lehrperson als Anführer und Taktgeber ist. Sie muss Regeln durchsetzen und generell viel Leistung verlangen. Nicht bei allen Jugendlichen ist das Hirn schon so weit entwickelt, um die Schule als Lernort zu begreifen. Disziplin und Respekt müssen erlernt und verankert werden, damit sich die Jugendlichen entwickeln können.
Auch die Form, wie die Weiterbildung abgehalten wurde, war speziell: Während zweier Tage gab es keine einzige Gruppenarbeit, kein Sich-Abtasten und Kennenlernen, keine Zeitverschwendung, sondern pure Verabreichung von Konsequenzen der notwendigen Entwicklung des präfrontalen Cortex in Vortragsform. Das war zwar einerseits anspruchsvoll, andererseits auch wertschätzend, da Grüner den Teilnehmern offenbar zutraute, dies durchzustehen.
Wir Anwesenden hatten am Ende eine reiche Ernte an Material in unserem Gepäck: Die Erkenntnis, dass Schulerfolg letztlich nur über Resilienz (Frustrationstoleranz) und Beziehungsarbeit zu erreichen ist. Dies in der Schule täglich zu trainieren und zu stärken ist die vornehmste Aufgabe von uns Lehrkräften. Der pädagogische Glaubenssatz «Schule soll Spass machen» hat an unserer Schule damit viele Anhänger verloren.

