Wir Freisinnigen haben vor vier Wochen Vorschläge präsentiert, um Verbesserungen bei den Basler Schulen herbeizuführen. Diese erreichen leider heute ihre Bildungsziele für zu viele Schülerinnen und Schüler nicht. Die Gründe hierfür sind vielfältig, denn die Schule ist ein komplexes System. Lehrpersonen, Schulleitungen sowie die Bildungsverwaltung und die Politik müssen ihren Beitrag leisten, damit Verbesserungen erreicht werden.
Entsprechend setzten auch die Vorschläge der Freisinnigen an verschiedenen Stellen an. Wir fordern, dass für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen in der Primarschule an allen Schulstandorten Einführungsklassen – die erste Primarschulklasse wird über zwei Schuljahre absolviert – angeboten werden. Wir präsentieren verschiedene Massnahmen zur Frühförderung in der Unterrichtssprache Deutsch, damit auch alle Kinder dem Unterricht folgen können. Wir schlagen vor, dass in Zukunft die Ausbildung zur Primarlehrperson auch über eine Berufsbildung möglich sein soll. So wird der Beruf zugänglicher und der Praxisbezug der Ausbildung gestärkt.
Es handelt sich nicht um eine Revolution des Schulsystems, sondern um Puzzleteile, die helfen können, allen Kindern eine bessere Bildung zu ermöglichen.
Wir regen an, dass Lehrpersonen an der Volksschule wie in Genf im Regelfall keine Kleinpensen mehr erhalten, um die Kontinuität im Unterricht zu erhöhen und dem Lehrermangel vorzubeugen. Wir fordern, dass Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger nach der Berufslehre Weiterbildungsgutscheine erhalten, um die Attraktivität der Berufslehre zu steigern und die Ungleichbehandlung gegenüber der gymnasialen Matur auszugleichen. Und schliesslich erwarten wir, dass Transparenz bezüglich der Leistungsniveaus der verschiedenen Schulstandorte auf der Sekundarstufe geschaffen wird.
All diese Vorschläge zeigen auf, wo im Schulsystem Verbesserungen möglich sind. Es handelt sich nicht um eine Revolution des Schulsystems, sondern um viele kleine Puzzleteile, die zusammen helfen können, allen Kindern eine bessere Bildung zu ermöglichen. Dieses Ziel ist unbestritten, und so fielen auch die Rückmeldungen auf unsere Vorschläge von unterschiedlichen Seiten positiv aus. Wir haben viel Zustimmung erhalten, konnten in zahlreichen Gesprächen Rückfragen klären und berechtigte Kritikpunkte bei der Ausarbeitung von sechs Vorstössen berücksichtigen. Diese wurden nun von unserer Fraktion in der vergangenen Woche im Grossen Rat eingereicht.
Insbesondere die Forderung nach mehr Transparenz gab aber in dieser Zeitung Anlass zu einer verkürzten Wiedergabe, einem platten Kommentar und zuletzt billiger Polemik, die der Sache inhaltlich nicht gerecht werden, dafür aber offenbaren, was in der Diskussion über die Basler Schulen falsch läuft. Inhaltlich wurde die Forderung nach Transparenz bei den Leistungsniveaus der Schulstandorte auf den Wunsch nach einem Ranking der Schulstandorte reduziert, welches dann in einer Wettbewerbslogik zulasten der Kinder und der Lehrpersonen genutzt werden soll. Kinder seien keine Schrauben, weshalb auch kein Vergleich möglich sei.
Leider sind noch einige Akteure einer Festungsmentalität verhaftet, die die dringend notwendigen Verbesserungen der Schulen in Basel-Stadt behindert.
Gerade weil Kinder, aber auch Lehrpersonen und unterschiedliche pädagogische Konzepte keine streng normierten Industrieprodukte sind, bleibt für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Schulen nur der Vergleich als Arbeitsmethode: Was funktioniert gut, was funktioniert nicht? Wieso funktioniert es an einer Stelle und an einer anderen nicht? Was sind die Gemeinsamkeiten, und wo sind die Unterschiede? Und zu welchen Ergebnissen führen sie? Alle diese Fragen lassen sich im sozialen System Schule nur über Vergleiche beantworten. Und dass die Ergebnisse dieser Vergleiche öffentlich gemacht werden, ist unabdingbar, um zu erkennen, ob Schulleitungen und Bildungsverwaltung die richtigen Schlüsse ziehen und auch wirklich Massnahmen umsetzen, um eventuelle Ungleichheiten auszugleichen.
Die Tatsache aber, dass diese Forderung nach Transparenz skandalisiert wird, zeigt auf, dass nicht alle in Politik und Verwaltung an einer konstruktiven Debatte zugunsten der Schule interessiert sind. Leider sind noch einige Akteure einer Festungsmentalität verhaftet, die die dringend notwendigen Verbesserungen der Schulen in Basel-Stadt behindert. Wir Freisinnigen sind überzeugt: Auch diese Widerstände können überwunden werden. Wir arbeiten weiter daran, gemeinsam mit Lehrpersonen, Schulleitungen, Parteien und der Verwaltung. Das sind wir allen Kindern im Kanton schuldig.
Das deutsche Bildungssystem wurde in erster Linie durch Rankings (allen voran PISA) und den Glauben an die Messbarkeit von richtigem Lernen und gutem Unterricht zerstört.
Vergleiche bleiben folgenlos
Elias Schäfer versucht zu beschwichtigen, indem er den FDP-Vorstoss zur Verbesserung der Basler Schulen erläutert. Dabei verharrt er im Irrtum, dass Testvergleiche zwischen Schulstandorten die Leistung der Lernenden steigern könnten. Wäre das der Fall, müssten die regelmässigen Vergleichsarbeiten zur Optimierung der Schule seit der Ära Eymann schon längst gegriffen haben. Dabei konnte vorkommen, dass zwei Parallelklassen, unterrichtet vom selben Lehrer und mit der gleichen Methode, in der Vergleichsarbeit deutlich unterschiedliche Resultate erzielten. Was genau würde Herr Schäfer verbessern, wenn die gleiche Lehrperson bei den einen Lernenden überdurchschnittliche, bei den andern jedoch unterdurchschnittliche Leistungen erreicht? Leistungsvergleiche, geboren aus dem ökonomischen Dogma des Wettbewerbs, funktionieren nicht in der Pädagogik, denn der Lernerfolg lässt sich nicht einfach mit Gewinnstreben oder sportlichem Ehrgeiz herstellen. Nach John Hatties Metastudie «Lernen sichtbar machen» sind ca. 50 Faktoren für den Erfolg klar entscheidend. Vergleiche figurieren nicht darunter.