Gerade mal vier Jahre alt sind die Kleinen, wenn die Schulpflicht ruft und sie zum ersten mit Mal mit Leuchtstreifen und Umhängetasche den Weg in den obligatorischen Bildungsraum antreten sollen. So steht es im Harmos-Konkordat, wobei nicht von kleinen Kindern, sondern von «Schülerinnen und Schülern» gesprochen wird und mit «eingeschult» der Kindergarten gemeint ist. Dieser bahnbrechende Entscheid hat vor zehn Jahren hohe Wellen geworfen, und er tut es auch heute noch. Von Verschulung des Kindergartens ist die Rede, dass der Ernst des Lebens nach vorn geschoben und den Kleinen eine wichtige Zeit ihrer Kindheit ohne Schulstress rauben würde.
Kinder unterscheiden sich in keinem Alter sozial, emotional und kognitiv so stark voneinander wie zwischen drei und sechs Jahren.
Tatsache ist, dass das freie Spiel von einem «Unterricht» nach einem detaillierten Zeitplan verdrängt wird.
Die zweite Achillesferse ist das Wie. Dass viele Väter und Mütter das Obligatorium als Überforderung erachten und Verhaltensauffälligkeiten gemäss dem Verband Kindergärten Zürich (VKZ) zunehmen, hat mit der zunehmenden Verschulung des Kindergartens zu tun – und damit auch mit der Frage, was man unter Schulvorbereitung versteht. Tatsache ist, dass das freie Spiel von einem «Unterricht» nach einem detaillierten Zeitplan verdrängt wird. Bestimmte Bildungsbereiche («Fächer») werden nacheinander abgearbeitet und systematisch Arbeitsblätter eingesetzt. Die Lernstände der Kinder werden in mehrseitigen Fragebögen mit standardisierten Beurteilungspunkten klassifiziert und miteinander verglichen. Nicht nur manche Lehrkräfte sträuben sich gegen diese neue Pflicht, sondern auch Eltern, die sich als Versager empfinden, sobald das Kind etwas nicht kann, das der Kindergarten von ihm erwartet.
Mit Blick auf das Wann ist die biologistische Sichtweise des Schuleintrittsalters um eine flexibilisierte Lösung zu ergänzen, die sich auf die Erfahrungen der Eltern abstützt und die Meinungen von Kindergartenlehrkräften sowie Kinderärzten einbezieht.