21. Dezember 2024

Schülerinnen und Schüler zu Corona

Der Condorcet-Blog veröffentlicht in unregelmässigen Abständen Beiträge von Schülerinnen und Schülern, welche über ihre Erfahrungen mit der Fernschulung berichten. Ruth Wiederkehr (Schulleiterin des OSZ-Mett-Bözingen) und Alain Pichard, Lehrer am OSZ-Orpund sammelten einige bemerkenswerte Aussagen aus den Tagebucheinträgen ihrer Schülerinnen und Schüler. Alle Veröffentlichungen sind von den Jugendlichen und ihren Eltern autorisiert.

Ich mache mir einen genauen Zeitplan

Heute ist Montag, der Anfang einer neuen Woche. Eine neue Woche, in der ich alles besser machen will. Ich habe mir vorgenommen, das riesige Durcheinander der vorherigen Woche zu minimieren. Mir ist klar, dass diese Situation für alle, sogar für die Lehrer, neu ist, deshalb erwarte ich natürlich nicht die reine Perfektion, dennoch brauche ich mein Leben zumindest ein wenig geordnet. Ich kann es nicht leiden, wenn ich nicht weiss, was vor sich geht. Auch gerade der Umstand, dass wir jetzt fast alles auf dem Computer machen müssen, ist für mich eine Herausforderung. Aber nun zurück zu diesem Tag. Ich stelle mir, um dieses Problem zu lösen, einen Zeitplan zusammen. Ich weiss jetzt genau, was ich wann machen muss. Heute habe ich vor, mich als erstes dem Fach zu widmen, welches mir immer am schwersten fällt, nämlich dem Englisch. Überraschenderweise funktioniert dies ohne grössere Schwierigkeiten. Nach diesem Erfolgserlebnis gönne ich mir den ganzen Nachmittag frei.

Zora, 8.Klasse, OSZ-Orpund

 

Spüre eine Trauer

Sedef

Diese 3. Woche verlief eigentlich gut. Alles klappte. Ich konnte meine Aufträge alle erledigen. Und trotzdem spüre ich eine Trauer in mir. Ich weiss nicht, weshalb. Ist es Einsamkeit? Ist es das Eingeschlossensein? Ich weiss es einfach nicht.

Sedef , 8.Klasse OSZ-Orpund

 

 

Drei Wochen,wie ich sie mir schon immer wünschte

Als letzten Freitagnachmittag der Bundesrat entschloss, dass die Schulen geschlossen werden freute ich mich riesig. Nun habe ich für drei Wochen Schule, wie ich es schon immer mal wollte, nämlich selbständig entscheiden, an welchem Fach ich wann und wie lange arbeite. Ich darf meine Zeit selber einteilen, darf mein Schulunterricht selber gestalten, einfach den Auftrag der Schule muss ich erfüllen. Ich bin ja gespannt wie es weiter geht.

Selina, 8. Klasse OSZ-Orpund

 

Emotionslos

Der Tag heute war angenehm und ich habe alle meine Ziele, die ich hatte, erfüllt. Heute habe ich die Wörter im Quizlet geübt, in meinem spannenden Buch gelesen, das Wanderdiktat gemacht, ich konnte gut im Math dabei sein, ich habe Informatik für die Lehre gelernt und noch den BG Auftrag gemacht. Und der Tag ist noch gar nicht vorüber. Ich denke, wenn man immer alles plant, kann man sehr weit kommen.

Wenn ich so zurück an den ersten Tag am 18. März denke, kann ich es fast nicht glauben, dass es schon zwei Wochen her ist. Für mich ist die Zeit sehr schnell vergangen und ich kann mich an fast nichts mehr richtig erinnern, ausser daran, als ich im Wald war. Im Internet habe ich mal gelesen, dass man sich meistens an Sachen erinnert, bei denen man viele Emotionen hatte. Anscheinend waren die Tage alle gleich emotionslos.

Ardit, 9.Klasse OSZ-Mett-Bözingen

Das Buch, das ich suchte

 

Das Buch, das ich suchte

Gegen 16:00 Uhr packte ich eine Trinkflasche und das Buch Sofies Welt in meinen Schulsack, schwang mich auf mein Fahrrad und machte mich auf an die frische Luft. Ich radelte am Fussballplatz und an Luna und Dardan vorbei in Richtung Brügg. Während der Fahrt kamen mir Bilder ins Gedächtnis vom letzten Jahr, als ich etwa zur selben Zeit diese Strecke fuhr. Dieses unbeschreibliche Gefühl von Erwartung und Hoffnung. Es war angenehm warm und einige Leute nutzten dieses Wetter, um in der Natur zu joggen. Oder besser gesagt, um ihre während dem Winter angelegten Kalorien loszuwerden.

An einem schönen Örtchen in Biel bei der Aare angekommen, setzte ich mich auf eine Bank, nahm das Buch aus meinem Schulsack und begann zu lesen.

Ohne zu übertreiben, dieses Buch habe ich gesucht, denn es ist genau das Richtige für mich. Wenn ich so darüber nachdenke, wird mir klar, wie sehr ich mich für Philosophie interessiere.

Von meinem Platz aus konnte ich beobachten, wie ein Haubentaucher grosse Stücke von Farn abriss, um für sein Weibchen ein bequemes Nest zu bauen.

Mir kamen die Tränen, nicht wegen dem, was ich sah, sondern wegen der Sonne, die mir direkt ins Gesicht schien. Ich hatte meine Sonnenbrille vergessen.

Marius, 8.Klasse, OSZ-Orpund

 

Zu alt, um zu spielen

Am Dienstagnachmittag nach dem Essen kam Leonie zu uns. Trotzdem war uns allen extrem langweilig. Irgendwie spielt man nicht mehr so richtig zusammen. Früher sassen wir stundenlang im Sandkasten, spielten mit Puppen oder fuhren mit unseren Fahrrädern die Strasse neben unserem Haus rauf und runter. Jetzt ist es anders, wahrscheinlich sind wir zu alt zum Spielen.

Jana, 8.Klasse, OSZ-Orpund

 

“Normal” Unterricht haben

Ich hätte viel lieber wieder normal Schule, um 7:50 aufstehen, mich bereit machen, mit meinem Longboard in die Schule fahren, meine Freunde treffen, meine Lehrer treffen, deren ihre Hände anfassen als Begrüssung, an meinem Platz sitzen, auf unsere Art “normal” Unterricht haben, Sport als Klasse haben. Aber aufgrund des Virus ist das alles nicht möglich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwierig es für die Lehrerist, so einen Unterricht zu durchzuführen. Aber am meisten Schaden schwierigsten finde ich es für die 7. Klässler.  Jeden Tag am Abend, bevor ich einschlafe, mache ich mir solche Gedanken und komme immer zum gleichen Schluss. Ich hasse diese Epidemie. Sie zerstört uns einfach.

André, 9. Klasse, OSZ-Mett-Bözingen

 

«Alles was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.»

René Descartes.

Die Schülerinnen und Schüler erhielten den Auftrag, zu diesem Zitat einen Eintrag ins tagebuch zu schrieben

René Descartes, Philosoph, Mathematiker, Naturwissenschaftler 1596-1670: Ganz anders als erwartet!

Ich finde mit diesem Zitat hat er recht. Ich habe mir ein paar seiner Zitate angeschaut, und gemerkt, dass all seine Zitate sehr kurz sind.

Zu dem Zitat fallen mir die zwei Unterrichtsstunden MSV mit Frau Aebi ein. Wir haben einmal Wahrscheinlichkeiten berechnet. Ich weiss nicht mehr, wie die Aufgabe ging, aber als wir eine Wahrscheinlichkeit mathematisch berechneten haben, kam eine ganz andere Zahl raus, als wir alle vermuteten vermutet hatten. Wir mussten raten, wie wahrscheinlich irgendwas ist.

Was mir noch zu dem Zitat einfällt, sind die Nachrichten. Oftmals sieht man in den Nachrichten Beiträge, die nur wahrscheinlich sind. Ein Beispiel: In einem Nachrichtenbeitrag sah ich, dass wahrscheinlich die Schulen weiterhin offenbleiben werden. Auch Herr Würgler und Frau Aebi sagten, dass wahrscheinlich die Schulen offenbleiben. Am Ende wurden die Schulen geschlossen, also war alles nur ein «wahrscheinlich».

Albin, 9. Klasse, OSZ-Mett-Bözingen

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Jonathan Haidt ist Sozialpsychologe und Professor an der Stern Business School in New York. Er forscht unter anderem darüber, wie soziale Medien zu psychischen Erkrankungen bei Teenagern, zur Fragmentierung der Demokratie und zur Auflösung einer gemeinsamen Realität beitragen. Nach seiner Meinung beeinträchtigen Smartphones die Aufmerksamkeit, das Lernen und die sozialen Beziehungen. Er fordert, sie aus den Klassenzimmern zu verbannen. Dieser Beitrag erschien im Juni 2023 in der Zeitschrift “The Atlantic” und wird hier in gekürzter Form publiziert. Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Seaman.

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