Deutschland

Neue IGLU-Studie : Deutschlands Grundschüler können immer schlechter lesen

Die neuste IGLU-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) zeigt eine weitere Verschlechterung der Leseleistungen der deutschen Grundschüler. Gastautorin Heike Schmoll, Journalistin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, fasst zusammen.

Die durchschnittliche Lesefähigkeit deutscher Viertklässler hat sich in den Jahren 2016 bis 2021 noch einmal erheblich verschlechtert. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland im Mittelfeld. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten IGLU-Studie hervor, die alle fünf Jahre die Lesefähigkeit der Schüler der vierten Jahrgangsstufe untersucht.

Die Corona-Pandemie und eine zunehmend heterogene Schülerschaft stellen die Lehrkräfte vor immer größere Herausforderungen.

Gastautorin Heike Schmoll

Die Risikogruppe der Schüler, die nicht einmal so gut lesen können, dass sie eine weiterführende Schule mit Erfolg besuchen können, ist auf 25 Prozent gestiegen, zugleich hat sich die Spitzengruppe der besten Leser auf knapp acht Prozent verringert. Die Lesezeit im Unterricht pro Woche ist in Deutschland mit durchschnittlich 141 Minuten sehr gering, in der Vergleichsgruppe der EU sind es 194 Minuten.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bezeichnete die Ergebnisse der IGLU-Lesestudie als „alarmierend“. Gut lesen zu können sei eine der wichtigsten Grundkompetenzen und das Fundament für Bildungserfolg, sagte die FDP-Politikerin am Dienstag laut einer Mitteilung. „Die IGLU-Studie zeigt, dass wir dringend eine bildungspolitische Trendwende benötigen“, äußerte Stark-Watzinger.

Die Ministerin verwies auf das von der Ampelregierung geplante Startchancen-Programm, mit dem 4000 Schulen im Land „mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler“ speziell gefördert werden sollen. Man arbeite derzeit mit den Ländern mit Hochdruck an diesem Thema, sagte Stark-Watzingers Staatssekretärin Sabine Döring in Berlin. Der Bund will für das Programm eine Milliarde Euro jährlich bereitstellen. Angesichts der IGLU-Ergebnisse sei es dringend nötig, die Gelder den wirklich Bedürftigen zuzuweisen, also nach sozialen Indikatoren vorzugehen.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch, nannte die IGLU-Ergebnisse „ernüchternd“. Die Corona-Pandemie und eine zunehmend heterogene Schülerschaft stellten die Lehrkräfte vor immer größere Herausforderungen. „Das ist uns bewusst, und wir werden uns diesen Herausforderungen stellen“, sagte die CDU-Politikerin.

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Die IGLU-Studie wird alle fünf Jahre durchgeführt. An der Erhebung im Jahr 2021 haben laut dem Institut für Schulentwicklungsforschung in Deutschland bundesweit etwa 4600 Viertklässler an rund 252 Grund- und Förderschulen teilgenommen.

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