6. Dezember 2025
Zitat der Woche

Alain Pichard: Über ein mögliches Sprachdiktat des Bundes

Am 9.9.25 war unser Condorcet-Autor als Diskussionsteilnehmer im Zischtigsclub zugegen. Am Schluss kam die Frage des möglichen Sprachendiktats auf. Daraufhin sagte Alain Pichard einen Satz, den wir gerne als Zitat der Woche aufführen.

Zischtigsclub vom 9.9.25

“Wenn ein Konkordat derart schlechte Resultate zur Folge hat, muss man es nicht mit einem Sprachdiktat des Bundes zementieren, sondern es ändern

Alain Pichard, Condorcet-Autor, Lehrer, Grossrat der GLP,  im Zischtigsclub

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Roger von Wartburg und Roland Reichenbach kennen sich seit über 10 Jahren. Am 26. März 2025 transkribierte von Wartburg Reichenbachs Referat an der LVB-DV in Muttenz. Der scharfsinnige und scharfzüngige Erziehungswissenschaftler enttäuschte nicht, sondern brannte ein Feuerwerk voller Schalk und Hintersinn ab.

Sprachenlastige Stoffpläne und Lehrermangel wirken sich spürbar auf Buben aus

Für die Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm ist der Mangel an männlichen Lehrpersonen nicht ausschlaggebend für die offensichtlichen Probleme, welche die Knaben in unserer Schule haben. Sie sieht den Grund eher in den verfehlten Schulreformen (siehe: https://condorcet.ch/2021/11/knaben-als-bildungsverlierer-ist-die-feminisierung-dran-schuld/). Condorcet-Autor Hanspeter Amstutz gibt ihr zwar in diesem Punkt recht, hält aber trotzdem daran fest, dass die Feminisierung der Schule auch ihren Anteil an der Misere hat.

4 Kommentare

  1. Wenn der Zusammenhalt unseres Landes mit einem Sprachbad in der Primarschule bewerkstelligt werden muss – einem Sprachbad, das notabene eher einer dreckigen Pfütze gleichkommt – dann gute Nacht Schweiz.

  2. Der Sprachenkompromiss der EDK mit den beiden Frühfremdsprachen für die Primarschule war von allem Anfang ein Murks. Drei Sprachen seriös nebeneinander zu lernen, überfordert nicht nur die Schwächeren, wie die desaströsen Resultate im Frühfranzösisch und die Defizite im Deutsch zeigen.

    Doch wie kam es dazu, dass dieser Irrweg überhaupt eingeschlagen wurde? Eine Hauptverantwortung trägt neben der Politik die Sprachendidaktik. Propagiert wurde von umtriebigen Wissenschaftern eine frühe Mehrsprachigkeit in englischen und französischen Sprachbädern, welche garantiert zum Erfolg führen würden. Immersiver Unterricht war das Zauberwort für das Eintauchen in die Fremdsprachen. Dafür sollte auch ein Teil der Realienstunden verwendet werden. So könnte das Leben der Frösche und Kaulquappen am Weiher auf Englisch den Schülern nähergebracht werden. Sogar Vorstellungen von einer dreisprachigen Volksschule geisterten herum.

    Wer damals nicht in diesen Chor einstimmte, galt als methodisch rückständig oder als störender Bremser. Dennoch staunt man schon, wie mit irreführenden Schlagworten eine eigentliche Euphorie ausgelöst werden konnte. Dabei liessen es die Reformer zu, dass zwischen der künstlichen Schulsituation mit wenigen Sprachlektionen und dem frühkindlichen Lernen in natürlicher Umgebung überhaupt nicht unterschieden wurde. «Je früher, je besser», war damals die populäre These, die für völlig falsche Vorstellungen über das frühe Sprachenlernen sorgte. Und Einwände von erfahrenen Lehrpersonen, dass die Sprachbäder die Mehrzahl der Schüler überfordere, putzte man mit dem Hinweis auf die Wissenschaftlichkeit der neuen Lernmethoden einfach weg.

    Vorgeprescht in der Sprachenfrage war dabei der Kanton Zürich. Mit Englisch als erster Fremdsprache lag es auf der Hand, dass das Frühfranzösisch arg ins Hintertreffen geraten würde. Gegenüber der Strahlkraft der anglo-amerikanischen Popkultur hatte die frankophone Kultur in den Augen der meisten Schüler deutlich weniger zu bieten. In den Kantonen östlich der Reuss war es zudem schwierig, den praktischen Nutzen guter Französischkenntnisse plausibel zu machen. Junge Lehrpersonen wählten vorwiegend Englisch als Hauptfach in der Ausbildung, was sich weiter ungünstig auf das Frühfranzösisch auswirkte. Diesen Verdrängungseffekt durch das Frühenglisch hätte man zweifellos voraussehen können.

    Die EDK rühmte sich, mit dem flexiblen Konzept der frühen Mehrsprachigkeit das Ei des Kolumbus gefunden zu haben. Doch es war den meisten erfahrenen Lehrpersonen klar, dass das Ganze ein fauler Kompromiss war. Die Politik hätte den Mut aufbringen müssen, sich für eine der beiden Sprachen in der Primarschule zu entscheiden. Beide Sprachen einzuführen war ein bequemes Ausweichen vor heftigen Reaktionen, jedoch ein pädagogischer Sündenfall erster Güte. Jetzt kommt die Politik nicht darum herum, die selber gekochte Suppe auszulöffeln und Entscheidungen zu fällen.

    1. Messerscharf analysiert! Bei den jüngsten Diskussionen zeigt sich, dass das undifferenzierte “Je früher, desto besser” nach wie vor in den Köpfen der Entscheidungsträger festsitzt. Weder die unterschiedlichen kognitiven Voraussetzungen der KInder noch die gedächtnisunwirksame Lektionenzahl noch die mangelnde sprachliche Kompetenz der Lehrenden rücken ins Blickfeld. Testresultete werden ignoriert oder schöngeredet. Die unhaltbare und in der Praxis gescheiterte Doktrin der “Mehrsprachigkeit” wirkt immer noch im Hintergrund als Impuls zur Aufrechterhaltung des Konzeptes.

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