6. Dezember 2025
Beim Wort genommen

Ergänzende Kommentare zu «Völlig losgelöst» von Philipp Loretz

Condorcet-Autor Felix Hoffmann packte bei der Lektüre des Textes «Völlig losgelöst» von Condorcet-Redaktor Philipp Loretz die Neugierde. Er wollte wissen, wem genau die von Loretz zitierten Aussagen und Absichten verschiedenster Exponenten des Bildungsbetriebs zuzuordnen sind. Im folgenden die Ergebnisse seiner Recherche unterlegt mit spitzzüngig formulierten Kommentaren.

«Weltverloren»: Das Vorstandsmitglied des VSLCH, das sich explizit für das schwedische Absturz-Modell ausspricht, hört auf den Namen Jörg Berger.

Jürg Berger, Vorstandsmitglied des VSLCH, begeistert sich für das schwedische Modell, in dem 95% der 16- bis 19-Jährigen die dreijährige gymnasiale Oberstufe besuchen.

Die Werbung hat recht: Der Konsum jenes österreichischen mit Koffeein durchsetzten Süssgetränks verleiht tatsächlich Flügel. Berger zeigt seine ganz verzückt auf Linkedin [1]. Insofern wäre auch abgehoben passend. Unweigerlich stellt sich die Frage, welche weiteren Substanzen sich wohl in diesem Gebräu verbergen.

«Realitätsfern»: Die Forschungsreise nach Schweden auf der Suche nach «nachhaltiger Schulentwicklung» unternahm Irene Lampart.

Wer sucht, der findet…, aber was eigentlich? Was bitte soll denn «nachhaltige Schulentwicklung» wieder sein?! Willkommen im Club der Worthülsen [2]. Ohnehin ist es zuhause doch am schönsten –  allemal schöner als in Schweden.


«Abgehoben»: Gegen den Willen von rund 95% der befragten Lehrkräfte das Schulsystem mit unterschiedlichen Niveaus und Noten abschaffen, will neben Erzengel Berger auch Thomas Minder, seines Zeichens Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH).

 

»Beim Duo Berger/Minder denkt man unweigerlich an das US-amerikanische Filmdrama aus den 1950ern «…denn sie wissen nicht, was sie tun.

 

Das von Minder und Berger propagierte Schulmodell entspricht der ehemaligen Basler Orientierungsschule (OS).  Diese musste 2015 ihre Tore schliessen. Die Gründe: Trotz hoher Ausgaben pro Schüler schnitt Basel im schweizweiten Vergleich schlecht ab. Die Berufsbildungsquote war äusserst niedrig, die Maturitätsquote dagegen sehr hoch, was zu vielen Studienabbrüchen führte. Städtische Betriebe stellten vermehrt Lehrlinge aus anderen Kantonen ein, da die Basler Absolventen als weniger leistungsfähig galten. Kritisiert wurden auch die hohe Belastung der Lehrkräfte und ein genereller Leistungsabfall. Ergo überlebte die OS die «Gesichtsbewahrungsfirst» von rund zehn Jahren nicht. »Beim Duo Berger/Minder denkt man unweigerlich an das US-amerikanische Filmdrama aus den 1950ern «…denn sie wissen nicht, was sie tun.

 

Felix Hoffmann, BL, Sekundarlehrer, Condorcet-Autor: Versuchshalber dann mal Lehrer.

«Tatsachenwidrig»: Maja Wiprächtiger, Leiterin der «Professur Deutschdidaktik» der FHNW unterrichtete laut der Homepage dieser Institution während vier Jahren. Claudia Crotti, Leiterin «Institut Primarstufe», verfügt über zwei Jahre Unterrichtserfahrung auf verschiedenen Stufen der Primarschule im Kanton Bern. Die Leiterin der Abteilung «Professur für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften», Regula Argast Kury, unterrichtete fünf Jahre Deutsch und Geschichte am Gymnasium Liestal. Marvin Rees sowie Robin Schmidt vom gleichen Ressort, verfügen gemäss Website über keine Unterrichtserfahrung auf der Sekundarstufe I bzw. II. Das Gleiche gilt für Jan Hodel. Der Experte für prähistorische Friedhöfe, Steffen Knöpke von der «Professur Didaktik des Sachunterrichts» unterrichtete während 11 Monaten an der Primarschule Gotthelf in Basel.

Beim Studium der Vitae diverser Angestellter der FHNW, stösst man auf ehemalige Nachwächter, Krankenschwestern, Gitarrenspieler, Tänzerinnen, Künstler usw. Die zahllosen Wechsel zwischen unterschiedlichsten Aufgabenbereichen vermitteln den Eindruck, dass es manchen Beschäftigten dieser Fachhochschule über längere Zeit an einer klaren beruflichen Orientierung fehlte. Versuchshalber stieg man dann in den Lehrberuf ein, wo es einem aber wegen der Arbeitsbelastung und des Drucks nicht behagte, um dann später an der FHNW Lehrkräfte auszubilden. Andere Angestellte weisen im Bereich Forschung seitenlange Publikations-Listen aus, wodurch sich die Frage aufdrängt, wann diese Leute eigentlich Lehrpersonen ausbilden und ob sie dies überhaupt interessiert. Wie dem auch sei, werden nur im Lehrberuf Nachwuchskräfte von Personen mit kaum oder ohne praktische Berufserfahrung ausgebildet. In anderen Berufsfeldern wäre dies undenkbar.

«Hilflos» 1: Die Bedeutung des Sprachaustauschs und des Lernens mit lebendigen Menschen für den Französischunterricht unterstrich Remo Ankli, Regierungsrat und Bildungsdirektor des Kantons Solothurn.

Noch anspruchsvoller für Deutschschweizer Kinder ist der Austausch auf Französisch mit nichtlebendigen Menschen.

«Hilflos» 2: TikTok als Unterrichtstool wurde von Christoph Darbellay empfohlen, Präsident der EDK und somit «Papst» der Schweizer Schulbildung.

Laut Untersuchungen bestehen bei TikTok u.a. folgende Gefahren für Jugendliche: Gefährdende Inhalte wie z.B. rechtsextremes Gedankengut und Indoktrination, unzureichender Jugendschutz, Suchtgefahr, schädliche Challenges, Verschlechterung der psychischen Gesundheit usw.

«Entrückt»: Zum «Forscherteam», das im Bereich Frühfremdsprachenunterricht keinen Handlungsbedarf zu erkennen vermag, gehören Mirjam Egli Cuenat, Sylvia Nadig, Kristel Ross,

wikimedia.org
wikimedia.org

Marta Oliveira und Vincenzo Todisco. Ebenfalls zufrieden mit sich und den schlechten Ergebnissen von insgesamt fünf Studien zum Frühfranzösischunterricht ist Christine Le Pape Racine, die zentrale Figur bei der Entwicklung und Umsetzung des Passepartout-Projekts, das die Einführung von Frühfranzösisch in mehreren deutschsprachigen Schweizer Kantonen zum Ziel hatte.

Ohne Worte!

Was manche Leute sich selber vormachen, das macht ihnen so schnell keiner nach.
Gerhard Uhlenbruck [3]

 

«Völlig losgelöst» von Condorcet-Redaktor Philipp Loretz

[1] https://de.linkedin.com/posts/j%C3%B6rg-berger-1a4016134_uns-erreichen-so-viele-best%C3%A4rkende-wortmeldungen-activity-7172828592010153984-moIG

[2] https://condorcet.ch/2020/03/den-begriffen-auf-den-zahn-gefuehlt-heute-schulentwicklung/

[3] https://www.aphorismen.de/zitat/55398, wikimedia.org

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Lehrer unter Rassismus-Verdacht

Der Vorwurf des “Antimuslimischen Rassismus” wird von woken Aktivisten immer häufiger verwendet, um Lehrkräfte des Rassismus zu verdächtigen, wenn sie fragwürdige Verhaltensweisen muslimischer Schüler kritisieren. Auch in unseren Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten ist diese umstrittene Theorie auf dem Vormarsch. Eine Reportage von Rainer Werner, die zuerst auf Cicero-Online erschienen ist.

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert