9. Dezember 2025
Medienkompetenz

SBB und SRG wollen die Medienkompetenz von Kindern stärken. Wie schön.

In einem Beitrag des Echos der Zeit von Radio SRF 1 vom 20. August erfahren wir, dass es für Kinder und Jugendliche noch schwieriger als für Erwachsene ist, falsche Meldungen zu erkennen. Deshalb hat die SBB in Zusammenarbeit mit der SRG ihren Schulzug für Schulklassen um einen Wagen rund ums Thema Fake News ergänzt. Haben die nichts anderes zu tun, fragt sich Condorcet-Autor Urs Kalberer.

Die Kinder sollen also lernen, Falschinformationen zu erkennen und wahre von falschen Informationen zu unterscheiden. Dank Quellencheck und Quervergleich mit Zeitungen und Radio. Was für uns Erwachsene immer mehr zur echten Herausforderung wird, soll jetzt dank SBB und SRG plötzlich spielerisch von Kindern gemeistert werden. Wie blauäugig und naiv muss man sein? Albert Rösti sagt: “Für die Kinder ist es heute hochkomplex wirklich zu unterscheiden, was entspricht der Wahrheit und was ist allenfalls eine Beeinflussung in eine falsche Richtung.” Sagt der Politiker, der davon lebt, Leute zu beeinflussen.

Die beste Absicherung gegen Fake News sind und bleiben gute Lesekenntnisse.

Condorcet-Autor Urs Kalberer

Natürlich durfte an diesem Medienanlass auch die Zentralpräsidentin des LCH nicht fehlen. Will sie etwa davon ablenken, dass ihr Verband seit Jahren untätig zuschaut, wie die Lesekompetenz kollabiert? Um das zu beheben, sind Züge jedoch ungeeignet. Die beste Absicherung gegen Fake News sind und bleiben gute Lesekenntnisse.

Doch geht es hier nicht selbst um Fake News? Der leise Verdacht kommt auf, dass es der SRG mit ihrem Engagement als Partnerin vielleicht nicht so sehr um die Kinder, sondern um die bevorstehende Prämieninitiative gehen könnte. Doch dies ist dann schon Fake-News-Erkennung Level 2.

 

https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/medienkompetenz-von-jugendlichen-staerken-ein-service-public?partId=12643649#played

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Individualisierung an der Oberstufe

Ab nächstem Schuljahr werden die Bündner 3. Oberstufenklassen neu fünf Wochenlektionen “Individualisierung” im Stundenplan vorfinden. Deshalb hat das Amt für Volksschule die Lehrer zu einer ganztägigen, obligatorischen Weiterbildung an einem Samstag im Mai aufgeboten. Ziel der Veranstaltung war es, “Hintergrundinformationen, sowie didaktische und methodische Hilfestellungen” zu liefern. Ein Tagungsbericht.

Matthias Burchardt: Ich hatte die Illusion, dass die Kraft des besseren Arguments gilt.

Matthias Burchardt, Jg. 1966, hat in an der Universität zu Köln Germanistik, Philosophie, Pädagogik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften studiert und mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen. Promoviert hat er über die Anthropologie Eugen Finks. Als gefragter Referent und streitbarer Publizist vertritt er in Presse, Rundfunk und Fernsehen humorvoll und kontrovers Positionen zu PISA, Bologna und nicht zuletzt zum Digitalisierungshype. Befragt wird er von Michael Meyen, seit 2002 Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Matthias Burchardt ist in unserem Blog kein Unbekannter. Er ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für Bildung und Wissen, die mit unserem Blog verbunden ist und in Österreich, Deutschland und der Schweiz kritisch Stellung zu bildungspolitischen Fragen bezieht. Burchardt formuliert messerscharf und rhetorisch brillant den bildungspraktischen Nutzen einer quantifizierenden empirischen Bildungsforschung und den Verlust an Augenmaß in der Bldungspolitik.

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert