“Sehr geehrte Redaktion, ich heisse Julie Lienert, bin in der 2. Oberstufe der Stiftsschule Einsiedeln und werde eine Woche auf einem Floss leben”, schreibt die Schülerin, als sie sich an 20 Minuten wendet. 15 Mitschüler paddeln, essen und schlafen mit ihr diese Woche auf besagtem Floss auf dem Zürichsee.
Ganz herzig beschreibt die 14-Jährige, wie ihr “legendärer” Latein- und Griechisch-Lehrer Francesco de Vecchi und “der beste” Informatik- und Werken-Lehrer Fredi Trütsch das Abenteuer planten. “Vor allem haben sich unsere beiden Begleitpersonen vorbereitet: Also Essen kaufen, alles bauen, und so weiter.” Von der Küche bis zu einem Notfall-Katzenklo hätten sie alles dabei.
“Wir haben das Floss am Montagmorgen aus Einzelteilen zusammengebaut. Dies war eine sehr strenge Arbeit. Es knirscht sehr und das Holz ist so alt, dass es sehr viele Splitter gibt”, erzählt die Schülerin.
Floss ist seit 25 Jahren im Einsatz
Das Floss gehört der Marke “Eigenbau” an und ist bereits seit zirka 25 Jahren im Besitz von Lehrer Alfred Trütsch, der diese alljährliche Abenteuerwoche auf dem Floss dieses Jahr zum letzten Mal durchführt. “Er ist auch der Präsident vom Ruderclub Einsiedeln und da kommen wir ins Spiel”, erzählt die Schülerin.
Weil die Schüler der Stiftsschule Einsiedeln beim Ruderklub Sihlsee ein Kursfach besuchen können und immer dort Rudern gehen dürfen, wollen sie jetzt dem Club unter die Arme greifen beim geplanten Bau des neuen Bootshauses. “Auf dem Floss haben wir einen riesigen QR-Code angebracht, unter dem unsere Mission erklärt wird.” Damit wolle man Geld sammeln. Sie erklärt: “Wir fahren nahe am Ufer entlang, sodass das Scannen des QR-Codes von dort aus funktionieren sollte.”
“Es fühlt sich magisch an”
Ziel der Reise sei, einmal um den Zürichsee zu paddeln – auch bei schlechtem Wetter. “Regen macht uns nichts aus, aber bei Gewitter müssen wir aus dem Wasser.”
Erlebt haben sie auf ihrer Reise bereits einiges: Am ersten Tag fiel schon ein Schüler in den kalten See. Dann musste ein Lehrer den Anker reparieren. Und am Montagabend kam der erste Sturm. Dennoch sagt Julie: “Es fühlt sich irgendwie magisch an, wenn alle auf einmal über den See gleiten.” Sie hätten zwei Gruppen gemacht und wechseln sich beim Paddeln jeweils nach 20 Minuten ab.
“Sind als Gruppe zusammengewachsen”
Geschlafen werde in drei Zelt-Pavillons, die abends aufgestellt und mit Wänden versehen werden. “Es ist sehr eng und kalt, aber trotzdem gemütlich”, sagt die Schülerin. “Aber wenn ich nach der Woche auf dem Floss dann wieder Zuhause bin, werde ich das warme Bett, das Essen und überhaupt einfach alles daheim ganz sicher viel mehr schätzen.” So gesehen habe sie die Erfahrung bereits verändert. “Und wir sind als Gruppe sehr zusammengewachsen. Manchmal gibt es Streit um Kleinigkeiten, aber ansonsten läuft es super.”
Das Floss sei eingerichtet “wie ein Wohnwagen, einfach auf dem Wasser”. “Es mangelt an nichts. Wir können hier kochen und leben.” Am Mittwoch war die Gruppe in Zürich angekommen und paddelte auf der Goldküsten-Seite wieder zurück Richtung Rapperswil. Julies Fazit: “Es ist eine super tolle Erfahrung, ich würde das jederzeit wieder machen.”