23. November 2024

Aus der Praxis: Geschichtsmosaik im 3D-Format

Das OSZ-Mett-Bözingen ist sich bewusst, dass die Schweizer Geschichte in der gegenwärtigen kompetenzorientierten Unterrichtsphilosophie einen schweren Stand hat. Deshalb entschloss sich das Kollegium, eine Projektwoche zur Schweizer Geschichte zu starten. Condorcet-Autor Alain Pichard stellt darin den Beitrag seiner Klasse vor: Geschichtssplitter im 3D-Format.

Alain Pichard, Lehrer Sekundarstufe 1, GLP-Grossrat im Kt. Bern und Mitglied der kantonalen Bildungskommission.

Das Vorhaben war ambitiös und verursachte bei nicht wenigen Lehrkräfte mulmige Gefühle. Sollte doch das gesamte Kollegium, also von der Hauswirtschaftslehrerin bis zum Turnlehrer der Schülerschaft des OSZ-Mett-Bözingen (80% mit Migrationshintergrund) 5 Tage lang Schweizer Geschichte vermitteln.

Das Konzept

Am Montag, Mittwoch und Donnerstag erhielten die Klassen eine Art Blitzlicht, eine Doppellektion Geschichte, geplant und dokumentiert von den Geschichtslehrkräften. Die Themenfelder waren Gründung der Eidgenossenschaft, die Entstehung des Bundesstaates und die Schweiz im 20 Jahrhundert. Der Dienstag war für einen Ausflug mit der Klasse reserviert. Während der übrigen Zeit arbeiteten die Klassen jeweils an einem selbstgewählten Thema der Schweizer Geschichte, mit dem Ziel, daraus eine Ausstellung für die anderen Mitschüler entstehen zu lassen. So verwandelte sich das Schulhaus am Freitagmorgen zu einem eigentlichen Historischen Museum. Abgerundet wurden die Anlässe durch Kahoot-Teste, Rückmeldungen und Preisverleihungen.

Geschichtssplitter im 3D-Format

Ich besorgte für meine 24 Schülerinnen und Schüler 12 weisse und verschieden grosse Harassen. Mein Auftrag lautete:

Ihr wählt aus den unten vorgeschlagenen Themen eines aus, das euch anspricht. Selbstverständlich könnt ihr mir auch eigene Projekte vorschlagen. Ihr sammelt Informationen über bearbeitetes Gebiet und notiert euch die wichtigsten Dinge. Dann nehmt ihr euch eine der Kisten und füllt mit Bildern und Sand, Holz, Leim und Gegenständen diese Box aus. Ihr gestaltet ein Miniplakat, auf dem die wichtigsten Informationen draufstehen.

Meine Vorschläge waren:

  1. Henri Dunant und das Rote Kreuz
  2. Der Rütlischwur und die Entstehung der Eidgenossenschaft
  3. Alfred Escher und der Gotthardtunnel
  4. Napoleon erobert die Schweiz – Untergang der alten Eidgenossenschaft
  5. Die Schlacht bei Murten – Die Schweiz vernichtet die Burgunder
  6. Der Generalstreik 1918 – die Arbeiterschaft protestiert
  7. Das Frauenstimmrecht – endlich
  8. Der Kosovokrieg – die Flüchtlingswelle
  9. Die Schlacht bei Sempach – Bauern besiegen ein Ritterheer
  10. Aventicum – Die Schweiz unter römischer Herrschaft
  11. General Dufour und der Sonderbundkrieg
  12. Das Bundeshaus – die moderne Schweiz entsteht
  13. Die Schweiz wird Mitglied der UNO
  14. General Guisan – Die Schweiz hält den Nazis stand
  15. Die ETH – eine der besten Universitäten der Europas
  16. Die Schweiz will nicht in die EU

Gearbeitet wurde in 2-er-Gruppen. Drei Knabengruppen schlugen Sportereignisse mit historischer Dimension vor, unter anderem der Sieg der Schweizer Nationalmannschaft 1938 gegen das Grossdeutsche Reich. Eine Gruppe wählte die Entstehung der Migros.

Die Kisten wurden in vier Doppellektionen hergestellt und am Freitag in einer Ausstellung präsentiert. Mehrere Teams fügten ihren Kisten noch eine Beleuchtung, welche im Dunkeln eine mystische Wirkung entfalteten

Henri Dunant
Der UNO-Beitritt

Einführung des Frauenstimmrechts
Napoleons Armeen erobern die Schweiz

.

Der Sieg der Schweizer Fussballmannschaft gegen das Team des Grossdeutschen Reichs.

 

Die Gründung der ETH
Die Schlacht von Marignano
Das Massaker von Srebrenica
Der Bau des Bundeshauses
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In einem engagierten Leserbrief in der NZZ (28.10.19) verteidigt Christine Le Pape-Racine das Konzept der Mehrsprachigkeit und damit auch die Passepartout-Lehrmittel. Für den schlechten Ruf der Lehrmittel seien mitnichten die dürftigen Ergebnisse der Evaluationen verantwortlich, sondern das permanente Schlechtreden seiner Kritiker. In ihrer Stellungnahme geht Frau Le Pape auch auf den Condorcet-Blog ein.

2 Kommentare

  1. Wunderbares Projekt, herzliche Gratulation Herr Pichard! Ein grosses Kompliment auch an Urs Kalberer für sein Engagement in Sachen Geschichtsunterricht (Rendez-vous vom Radio SRF vom 29.12.2022). Schade nur, dass sich die Schulbehörden in den Kantonen der Problematik nicht bewusst sind bzw. die Augen davor verschliessen. Wir benötigen dringend mehr Geschichtsunterricht und weniger Sprachen und Informatik (Primarschule).

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