In vielen Schweizer Schulen bleiben Schülerinnen und Schüler dem Unterricht fern. An einer Oberstufenschule in Baselland wurden kürzlich Zahlen dazu präsentiert: 250 Schülerinnen und Schüler häuften in einem Schuljahr knapp 16’000 Abwesenheitsstunden an – jeder Schüler und jede Schülerin fehlte damit im Schnitt 2,5 Wochen pro Jahr.
20 Minuten hat bei Jugendlichen nach den Gründen gefragt: Vor allem der Leistungsdruck und Stress seien für das Fernbleiben verantwortlich. Einige Jugendliche erzählen nun, weshalb sie die Schule schwänzen und berichten davon, dass vor allem der Leistungsdruck und der Stress für das Fernbleiben verantwortlich sind.
Vor allem der Leistungsdruck und Stress seien für das Fernbleiben verantwortlich.
Z.A., aus dem Kanton Bern
Ich bin in der achten Klasse und schwänze oft die Schule. Vor einem Jahr bekam ich chronische Kopfschmerzen und ging deshalb nur noch selten zur Schule – wenn ich mich gut fühlte und Lust dazu hatte. Seit Beginn des neuen Schuljahres sind ausserdem psychische Probleme hinzugekommen. Diese sind nicht nur, aber auch auf die Schule zurückzuführen. Der Leistungsdruck in der Schule ist extrem hoch. Nach der Schule muss ich Hausaufgaben machen und an den Wochenenden kommt zu den Hausaufgaben auch noch das Lernen für Prüfungen hinzu. Erholen vom Druck und Stress der Schule kann ich mich nicht. Die Schule und die Lehrer geben einem das Gefühl, gute Noten schreiben zu müssen. Macht man dies nicht, fühlt es sich schlecht an. Das löst Depressionen in mir aus, die das Schulschwänzen zusätzlich fördern.
F.D., aus dem Kanton Aargau
Ich bin zur Zeit in der neunten Klasse. Seit Wiederbeginn nach den Herbstferien schwänze ich durchschnittlich einmal pro Woche die Schule. Die Gründe sind verschieden. Zum einen habe ich ausserhalb der Schule sehr viel Stress und auch während der Schule ist das Stresslevel sehr hoch. Wenn ich von der Schule nach Hause gehe, muss ich lernen, da wir momentan sehr viele Prüfungen haben. Alles zusammen ist einfach zu viel. Um mir eine Auszeit zu nehmen, schwänze ich. Dabei handelt es sich meistens um den gleichen Tag und die gleichen Lektionen, die meines Erachtens unwichtig sind. Ausserdem sind in diesem Jahr die Stundenpläne richtig doof erstellt worden. Wir haben an manchen Tagen von sieben Uhr morgens bis 18 Uhr am Abend Schule und dabei nur eine Stunde Mittagspause. Ich und meine Freunde schwänzen auch deshalb, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Druck der Schule viel zu hoch ist und das auch von den Verantwortlichen angegangen wird.
N.G., aus dem Kanton Bern
Mit dem Schulschwänzen habe ich in der achten Klasse angefangen. In der neunten Klasse hat es dann aber extreme Ausmasse angenommen. Ich hatte 94 Fehlstunden, wobei der Lehrer mir sagte, dass dies sehr grosszügig kalkuliert sei. Ich hatte während meiner Schulzeit Lernschwierigkeiten. Mit diesem Problem bin ich auf die Lehrer zugegangen und sie haben auch versucht, mich dabei zu unterstützen. Doch obwohl ich mich wirklich gut auf die Prüfungen vorbereitet habe, sind die Noten nicht besser geworden. Mit der Zeit wurde der Druck durch die Lehrer aufgrund der schlechten Noten grösser. Denn meine schlechten Noten waren kein guter Ausgangspunkt, um eine Lehrstelle zu finden. Aufgrund des Drucks verging mir die Lust an der Schule – immer öfter blieb ich zu Hause. Mein Schlafrhythmus hat sich dadurch so geändert, dass ich nach einiger Zeit auch keine Kraft mehr dazu hatte, in die Schule zu gehen.
Seit wann ist die Schule im Kanton Bern und im Aargau eine Strafanstalt mit Notendruck und anderen Massnahmen? In der Verfassung ist der Schulunterricht für alle als Pflicht und unentgeltlich festgeschrieben, also kein Obligatorium mit dem Machtanspruch , als Erziehungsmittel bestrafen zu dürfen. Nach CONDORCET hat der Schulunterricht für alle die Aufgabe, Wissen zu vermitteln. Erziehung liegt in der Verantwortung der Eltern, wobei festzuhalten ist, dass sich Kinder selber erziehen . Dank der Spiegelneuronen, die ihnen für die ersten Lebensjahre gegeben sind, machen sie das nach, was sie in ihrem Umfeld erleben.