21. November 2024

Ich bemerke in mir einen Wandel – Schülerperspektiven

Nicht nur über die Schüler reden, sondern auch mit ihnen. Das ist das Motto dieser Serie des Condorcet-Blogs. Ruth Wiederkehr und Alain Pichard veröffentlichen im Einverständnis mit den Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern in loser Reihenfolge ihre Sicht des Homeschoolings. Und diese ist durchaus erkenntnisreich. Lesen Sie die differenzierten, manchmal auch witzigen und gelegentlich auch bedrückenden Rückmeldungen.

Albin: Ich lernte das Organisieren.

Ich habe das Organisieren gelernt

In dieser Zeit habe ich viel Gutes und viel Schlechtes gelernt. Das wichtigste, was ich gelernt habe, ist das Organisieren. Ich hatte für jeden Tag den gleichen Plan, ich konnte den auch immer befolgen. Daraus, dass ich mich immer wieder an den Plan gehalten habe, habe ich automatisch auch für andere Tage einen Plan gemacht. Ich weiss nicht, wie gut das noch in der Schule funktionieren wird, aber ich hoffe, dass ich mir auch da einen «Wochenplan» machen kann.

Es war nicht leicht, den ganzen Tag mit meinen Eltern und Geschwistern zu sein. Ich glaube, wir haben uns öfter als normal gestritten. Jedoch haben wir auch viel mehr miteinander geredet. Ich glaube, diese Zeit hat uns vor allem gelehrt, Dinge zu schätzen. Dinge, bei denen man erst bemerkt, wie wichtig sie waren, wenn sie nicht mehr da sind.

Ardit, 16 Jahre, OSZ-Mett-Bözingen, Biel

 

Mir macht dieser Unterricht Spass

Selina: Finde Zoom nicht sehr effizient.

Nun haben wir schon die 5. Woche zu Hause Online-Unterricht und ich langweile mich immer noch nicht. Der Unterricht macht mir so mehr Spass als in der Schule. Die Zoom-Meetings stören mich manchmal, weil man damit viel Zeit während der Präsenzzeit verliert und somit am Nachmittag mehr arbeiten muss. Normalerweise arbeite ich so oder so noch am Nachmittag, da ich sonst mit den Arbeiten nicht fertig werde. Ich finde die Zeit zu wenig effizient ausgenützt, wenn wir zwei Zoom-Meetings haben mit so einer halben Stunde Pause dazwischen; in dieser Zwischenzeit kann man nicht wirklich arbeiten, weil man mit den Gedanken beim nächsten Zoom-Meeting ist, damit man es nicht verpasst.

Selina L. OSZ-Orpund, Sekschülerin, 14 Jahre alt

 

Joana B.: Mit Zoom bin ich nicht sehr produktiv.

Hoffentlich bald wieder Training

Jetzt habe ich seit neustem Online-Tanzunterricht. Über die Plattform «Teams» versammelt sich das Wettkampfgruppenteam, zusammen mit meinen Tanzlehrerinnen, wöchentlich zum Training aus dem Wohnzimmer. Natürlich ist das nicht so effektiv wie im Tanzstudio, aber immerhin etwas. Ich hoffe, dass wir schon bald wieder zusammen trainieren dürfen.  Ich muss sagen, dass meine Meinung über die Zoom-Meetings gespalten ist. Dagegen spricht ganz klar, dass ich aufgrund der Meetings nicht mehr so produktiv bin. Aber es ist natürlich trotzdem schön, seine KlassenkameradInnen mal wieder zu sehen.

Joana B., OSZ-Orpund, Sekschülerin, 14 Jahre alt

 

Zum Einschlafen

Metin B., 14 Jahre: Wie soll ich nicht langweilige Texte schreiben?

Um 08.10 Uhr hatten wir mit Herrn Pichard ein Zoom-Meeting und danach schlief ich ein, weil ich müde war. Als ich aufwachte, fragte ich mich selbst, wie soll ich jetzt Tagebuchtext schreiben, ohne dass es langweilig ist? Meine Antwort darauf ist: Es ist schwierig in dieser Situation , nicht langweilige Texte zu schreiben, weil ich man ja meistens zu Hause sitzt und dann kann man ja nicht die ganze Zeit über seine Gefühle erzählen, wie Herr Pichard das will.  Um 9:30 hatten wir ein weiteres Meeting mit Herrn Bütikofer. Da schlief ich nicht mehr ein.

Metin Beciri, OSZ-Orpund, Realschüler, 14 Jahre alt

 

Saukalt

Jana P.: Machte Dinge, die ich sonst nie gemacht hätte.

Die Nacht im Zelt in unserem Garten war bitterkalt. Aber während des Frühstücks lachten wir schon wieder über die kalten Füsse und stellten fest, dass wir in dieser erzwungenen Corona-Zeit Dinge getan hatten, die uns sonst wohl nie in den Sinn gekommen wären. Denn wer badet schon im April in der Aare und übernachtet das erste Mal so früh im Jahr im Zelt?

Jana Peyer

 

 

 

Ich bemerkte einen Wandel

Noelie S.: Habe den Unterricht schätzen gelernt.

Diese Woche mussten wir, aus meiner Sicht gesehen, etwas zu viele Aufträge abgeben. Ich musste zehn Arbeiten via. Threema schicken, Videos über eine zusätzliche Website und viele Audiodateien versenden. Ich persönlich hatte kaum noch Freizeit, denn manche Aufträge waren etwas komplizierter als andere. Trotzdem war ich, nachdem ich erfahren habe, dass wir ab dem 11. Mai wieder zur Schule gehen dürfen, nicht sonderlich davon begeistert. Denn ich würde diese Art von Schule gerne noch etwas beibehalten. Das war am Anfang ganz anders. Doch ich bemerkte einen Wandel in mir. Es ist für jeden etwas Ungewohntes und Neues, für mich momentan eingeschlossen. Andererseits freue ich mich auch darauf, wieder an dem alten, bekannten Unterricht teilnehmen zu dürfen. Schule mit den Freundinnen erleichtert nämlich den alltäglichen Unterricht.

Noelie S., 14 Jahre, Sekschülerin, OSZ-Orpund

Das Beste draus machen

Ich finde, zu dieser Corona-Zeit passt das Motto: «Mach das Beste draus.» Diese Zeit war perfekt, um etwas Neues zu lernen, weil man als Schüler viel mehr Zeit hat. Ich bin jetzt fertig mit den Basics der Programmiersprache, die ich mir  selber beibringe. Seit diese Corona-Zeit angefangen hat, mache ich mir  einen  genauen Stundenplan über den ganzen Tag. Morgens stehe ich immer auf, esse vielleicht dann was Kleines zum Frühstück, nachher habe ich Homeschooling bis um 12:00, wenn ich fertig mit dem Homeschooling bin, esse ich Mittag, und um 16:30 fängt das Homeschooling wieder an. Der Tag heute war angenehm und ich habe alle meine Ziele, die ich hatte, erfüllt. Heute habe ich die Wörter im Quizlet geübt, in meinem spannenden Buch gelesen, das Wanderdiktat gemacht, ich konnte gut im Math dabei sein, ich habe Informatik für die Lehre gelernt und noch den BG Auftrag gemacht. Und der Tag ist noch gar nicht vorüber. Ich denke, wenn man immer alles plant, kann man sehr weit kommen.

Ardit, 16 Jahre, OSZ-Mett-Bözingen, Biel

Langeweile

Ich bin in den Ferien so gut wie gar nicht rausgegangen und habe mich in meinem Zimmer verschanzt. Diese Langeweile hatte irgendwie kein Ende, dachte ich zumindest, bis ich am Sonntag den Wochenplan gesehen hatte. Das kam für mich persönlich sehr unerwartet, weil ich komplett vergessen hatte, wann die Ferien fertig waren. Irgendwie sage ich das nicht gerne, aber ich habe mich gefreut, als ich sah, dass wir Hausaufgaben bekamen. Und diesmal war der Unterricht sogar etwas spannender, weil wir dieses Zoom ausprobierten.

Surya Paul, 14 Jahre, Sekschüler, OSZ-Orpund

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

«Es geht nicht nur um Wissenschaft, sondern auch um Geopolitik»

Ein beachtlicher Teil der Schweizer Hochschulen gehört zur Welt­spitze, die solide finanzierte Volksschule liefert gute Resultate und die Firmen investieren weiterhin in die ­Berufslehre. Dennoch sei das Bildungssystem zerbrechlich, warnt der Präsident der EPFL, Martin Vetterli. Dieses Interview erschien zuerst im Schweizer Monat.

Digitaler Unterricht: Was einst als Fortschritt galt, hat nun in einer Schule in Dänemark zum Nachdenken angeregt.

Kernfrage der Bildung: Was sollen die Schüler lernen und wie lernen sie am besten?

Für den aktuellen und hier publizierten Newsletter der Starken Volksschule zeigt sich die Berufsschullehrerin Marianne Wüthrich verantwortlich. Sie greift die Themen der letzten beiden Wochen auf: Handyverbot, die Bildungsoffensive der Theoretiker in den Büros der Bildungsbürokratie, die konstante Benachteiligung der unterprivilegierten Schichten und die verhängnisvollen Effekte einer falsch verstandenen Selbststeuerung des Schülers.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert