Sehr geehrter Herr Köhi,
Im Kanton Zürich werden nicht alle Kinder in Regelklassen eingeteilt. Schülerinnen und Schüler mit erheblichem Förderbedarf besuchen eine Sonderschule. Der Grundsatz der Integration gilt nicht absolut. Die Integration wird nur umgesetzt, soweit sie möglich ist.
Keine negativen Auswirkungen
Dieser Grundsatz stützt sich neben den gesetzlichen Regelungen auf nationaler und internationaler Ebene auch auf wissenschaftliche Untersuchungen. Sie zeigen auf, dass die Integration keinerlei negative Auswirkungen auf die schulleistungsstärkeren Kinder hat. Zudem gelingt den integrativ Geschulten als Erwachsene der Berufszugang erfolgreicher als den in Kleinklassen geförderten Schülerinnen und Schülern.
Integrativ Geschulten gelingt als Erwachsene der Berufszugang erfolgreicher als den in Kleinklassen geförderten Schülerinnen und Schülern.
Auf der Kindergartenstufe gab es früher und gibt es heute im Kanton Zürich keine Kleinklassen. Auf den anderen Stufen sind die Gemeinden unter Berücksichtigung der festgelegten Mindestangebote frei, wie sie die zugeteilten Mittel einsetzen. Sie können insbesondere auch Kleinklassen führen.
Zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen
Ihr Anliegen nach nicht genügend heilpädagogisch ausgebildeten Fachkräften verstehe ich gut. Ich kann Ihnen versichern, dass wir hierfür nicht nur zusätzliche Stellen, sondern auch zusätzliche Ausbildungsplätze an der Hochschule für Heilpädagogik geschaffen haben, soweit dies beim generellen Mehrbedarf an Lehrpersonen möglich ist.
Ich hoffe, diese Ausführungen tragen zur Klärung bei und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude bei der Unterstützung der Kindergartenkinder.
Freundliche Grüsse
Silvia Steiner
Wir sind so klug als wie zuvor. Blass und dürftig kommt die Antwort der Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner daher. Sie steht damit in grossem Kontrast zur umfassenden und präzise formulierten Anfrage von Hans-Peter Köhli. Geradezu als schwammig sind gewisse Aussagen zu taxieren, etwa die Behauptung, dass eine Umsetzung der Integration nur erfolge, soweit dies möglich sei. Im unscharfen Bereich anzusiedeln ist auch die angeblich wissenschaftlich untermauerte Feststellung der besseren Berufschancen von integrierten Schülerinnen und Schülern gegenüber jenen von Sonder- und Kleinklassen.
Hans-Peter Köhlis durchaus konstruktive Kritik zur gescheiterten Integration verdient genauere und aussagekräftigere Antworten; Silvia Steiners Brief lässt viele Fragen offen – nicht zuletzt auch finanzielle. Und last but not least: Kein Wort zur notorischen Überbelastung von Lehrerinnen und Lehrern in den Regelklassen, kein Hinweis darauf, dass auch im Kanton Zürich die Wiedereinführung von kleinen Klassen – oder wie diese dann auch immer genannt würden – eine praxisnahe und effiziente Lösung des Problems sein könnten. Müsste man dem Inhalt des regierungsrätlichen Schreibens eine Note erteilen, fiele das Verdikt kaum genügend aus.