21. November 2024

Schülerinnen und Schüler zur aktuellen Situation: Heute Joana Bernhard – Man lernt nicht viel Neues

Mit Joana Bernhards Beitrag beginnen wir eine Serie, in der Schülerinnen und Schüler schildern, wie sie mit dem Fernunterricht und der Angst vor dem Corona-Virus umgehen. Ihre Erfahrungen mit den Aufträgen des Fernunterrichts hält Joana Bernhard regelmässig in ihrem Tagebuch fest. Die Texte werden vom Klassenlehrer besprochen, korrigiert und kommentiert. Die Publikation dieser Beiträge erfolgt im Einverständnis der SchülerInnen und ihrer Eltern.

Angesichts der langweiligen Woche, die ich verbrachte, habe ich nicht viel Spannendes zu erzählen. Deshalb dachte ich mir, dass ich heute über ein Thema schreibe, welches momentan uns alle beschäftigt: das Online-Schooling.

Ich versuche herauszufinden, welche Kompetenzen das System benötigt, um daraus eine zukunftstaugliche Technik zu machen.

Home-Schooling ist nichts Neues

Die Thematik «Online Schooling» oder auch «Homeschooling» genannt, ist ja an sich nichts Neues. Kinder, die zu weit weg von der nächsten Schule wohnen oder immer wieder ihren Standort wechseln, haben wahrscheinlich schon ihr Leben lang Online-Schooling. Infolge des Corona-Virus machen jetzt gerade sehr viele Kinder und Lehrer ihre ersten Erfahrungen damit – unfreiwillig.

Die Aufgaben, die uns gestellt werden, betreffen Inhalte, die wir alle schon gehabt haben und können sollten. Das kann ja zum Üben oder Anwenden spannend sein. Aber auf längere Zeit bringt die Schule so einfach nichts.

Das System ist natürlich noch lange nicht ausgeklügelt, da dieser Wechsel sehr unerwartet passierte. Momentan empfinde ich die Aufträge, die wir erhalten, eher als reine Zeitvertreibung, denn man lernt dabei wenig Neues. Anders geht es allerdings auch gar nicht, denn die Lehrer sind noch eingeschränkt, was die technischen Möglichkeiten betrifft. Die Aufgaben, die uns gestellt werden, betreffen Inhalte, die wir alle schon gehabt haben und können sollten. Das kann ja zum Üben oder Anwenden spannend sein. Aber auf längere Zeit bringt die Schule so einfach nichts.

Ich sehe oft, dass sie in Schulen wie zum Beispiel in Amerika Klassencalls machen, was heisst, dass der Lehrer ganz normal unterrichten kann, abgesehen davon, dass sie sich halt nur virtuell sehen können. So kann auch Neues vom Lehrer erklärt werden, ohne dass alle im Klassenzimmer sitzen müssen.

Wenn Homeschooling eine Zukunft hat, finde ich das bedauerlich.

Das Online Schooling wird auf jeden Fall Zukunft haben, was ich aber sehr bedauernswert finde. Denn so werden Kinder viel einsamer und verbringen viel mehr Zeit an ihren Computern, anstatt sich mit Freunden zu treffen. Wahrscheinlich finden viele Menschen es viel einfacher an, wenn jeder zu Hause bleibt. Nicht nur aus komfortablen Gründen, sondern auch wegen der Umwelt oder der Angst um die Kinder und noch mehr.

Was passiert mit der Disziplin?

Wenn es irgendwann keine Schulen mehr geben sollte, was ich vermute, wird es spannend sein zu verfolgen, ob die Kinder eine sehr hohe Disziplin entwickeln oder ob sie sehr tief sinken werden, denn eigentlich denkt man ja, wer macht schon freiwillig Hausaufgaben, wenn man eh nicht kontrolliert wird.

Eiffelturm, ohne nachher Crèpe zu essen?

In die Schule muss man einfach rechtzeitig kommen, denn sonst gibt es Probleme, die sich auf das spätere Berufsleben auswirken könnten. Meiner Meinung nach wird das Niveau der Disziplin sehr sinken, aber das werden wir ja dann sehen, wenn es soweit ist …

Alle, die ihr Leben lang von zu Hause aus Schule hatten, haben meiner Meinung nach auch sehr viel verpasst. Die meisten Freunde lernt man schliesslich in der Schule kennen, man lernt mit Leuten umzugehen, die man vielleicht nicht so gerne mag.  Sie eignen sich zwar das gleiche Grundwissen an wie wir, jedoch verpassen sie das ganze Drumherum, das Menschliche und Soziale, was genau so zur Schule gehört wie das Lernen. Um einen Vergleich zu ziehen:

Das ist, als ob man nach Paris geht und sich zwar den Eiffelturm anschaut, aber danach keine Crêpes isst.

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

In Corona-Jahren nahmen Einser-Abis in Deutschland deutlich zu

Schüler haben während der Corona-Zeit außergewöhnlich gute Noten im Abi geschrieben: Jeder Vierte erreichte eine Note bis 1,9. In einigen Ländern lief es besonders gut: In Thüringen und Sachsen hatten sogar mehr als 40 Prozent der Schüler eine Eins vor dem Komma. Wir bringen einen Beitrag aus der Welt.

Das Gegenteil von gut ist nicht schlecht, sondern gut gemeint (Karl Kraus)

Vor etwa 10 Jahren wurde eine Parlamentarierin der Stadt Bern durch Medienberichte über einen schrecklichen sexuellen Missbrauch in einer Familie aufgerüttelt. Ihre Emotionen flossen in einen Vorstoss, der verlangte, dass an allen Schulen ein Sensibilisierungsprogramm durchgeführt werde. Die Kinder sollten daran erinnert werden, dass der Körper ihnen gehöre und dass sie sich nicht durch erwachsene Personen – und seien dies die Eltern – unsittlich berühren lassen müssten. Condorcet-Autor Alain Pichard über hyperaktive Parlamentarierinnen, ihre Motionen und die Umsetzung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert