In einem Statement zum Passepartout-Debakel, das die Berner Erziehungsdirektorin Christine Häsler der Sendung «Schweiz aktuell» (25.11.19) gab, meinte sie: «Es gibt immer Handlungsbedarf, wenn Lehrerinnen und Lehrer nicht zufrieden sind und sagen, sie können nicht mit einem Lehrmittel arbeiten. Das ist hier der Fall und ich nehme das ernst. Für mich ist klar, dass die Arbeitsgruppe, die wir jetzt gründen, das sehr gut anschauen muss. Bis hin zur allfälligen Einführung einer Wahlfreiheit.»
Sechs Woche zuvor erhielt die kantonale Bildungsministerin zusammen mit ihren Amtskollegen und -kolleginnen der anderen Passepartout-Kantone einen offenen Brief, der von über 200 Lehrkräften, darunter auch viele Schulleiter, unterschrieben wurde (siehe Condorcet-Blog, «Genug ist genug», 15.10.19). Neben der Forderung nach Wahlfreiheit enthielt das Schreiben auch einige Fragen:
- Wie hoch sind die Gesamtkosten der missglückten Reform des Fremdsprachenunterrichts mit der Einführung der Passepartout-Lehrmittel inklusive der obligatorischen Fortbildungskurse für die Lehrkräfte und aller Personalkosten?
- Wie viel kostet die Anschaffung der Bücher pro Schüler(in) im Laufe der sieben Jahre Französischunterricht unter Einbezug aller nachgelieferten Zusatzmaterialien?
- Wer ist dafür verantwortlich, dass eine kleine sogenannte «Expertengruppe» eine im internationalen Vergleich exotische Didaktik ohne Wirksamkeitsnachweis flächendeckend einführen konnte?
- Welche Massnahmen werden ergriffen, um künftig ein solches Debakel zu verhindern?
Wer sitzt in der künftigen Arbeitsgruppe?
Bis jetzt haben wir von keiner Amtsstelle eine Reaktion erhalten, nicht einmal eine Empfangsbestätigung ist eingetroffen. Dafür soll nun eine Arbeitsgruppe gegründet werden. Dagegen ist nichts einzuwenden. Zu hoffen bleibt, dass die Öffentlichkeit weiss, wer in diese Arbeitsgruppe eingeladen wird, und vor allem, dass auch einige der vielen kompetenten Kritikerinnen und Kritiker zum Zuge kommen. Ansonsten wird wohl wieder einmal der Bock zum Gärtner gemacht. Denn nach den in Sand gesetzten 50 Mio Fr. alleine im Kanton Bern könnte eine didaktische Frischzellenkur durchaus im Interesse der Schülerinnen und Schüler, ihrer Eltern und den Lehrkräften sein.
Alain Pichard