Bildungsökonom zum Lehrermangel
“Lehrerinnen und Lehrer wählen mehr Freizeit statt mehr Arbeit”
Die grossen Belastungen trieben Lehrkräfte in die Flucht, sagen die Lehrerverbände – Bildungsforscher Stefan Wolter sieht die Gründe für den Lehrermangel aber woanders. Er orientiert sich an den Zahlen seiner Forschung und diese ergäben einen klaren Befund, allen Gefühlen aus der Froschperspektive zum Trotz. Wir bringen einen Artikel der Journalistin Nadja Pastega, der in der SonntagsZeitung erschienen ist.
Die Zahl des Monats
464 Tage und Nächte
Condorcet-Autor Alain Pichard wird in zwei Wochen – nach einer Ehrenrunde von drei zusätzlichen Jahren – zum zweiten Mal pensioniert. Der Mathematiklehrer liess während seiner letzten Abschlussreise mit einer 9. Klasse alle seine Lager Revue passieren und zählte die Tage und Nächte, die er mit seinen Schülerinnen und Schülern verbracht hatte. Die Zahl wurde von der Redaktion zur Zahl des Monats gekürt.
LEHRPERSONENMANGEL: WAS SICH ÄNDERN MUSS
Um dem sich verschärfenden Lehrpersonenmangel wirksam entgegentreten zu können, braucht es Anpassungen hinsichtlich Anstellungsbedingungen, Integration und Ausbildung, einen Abbau der Bürokratie sowie eine Reduktion der Anzahl Ansprüche an Schule und Lehrpersonen auf ein leistbares Mass. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Lehrerinnen- und Lehrervereins LVB. Sie basiert auf einer inhaltlich umfassenden, repräsentativen Umfrage unter Baselbieter Lehrkräften aller Stufen. Mit 1072 Teilnehmenden handelt es sich um die schweizweit grösste von einem Berufsverband durchgeführte Befragung zum Lehrpersonenmangel seit dessen Akzentuierung. Der LVB fordert einen Mix aus personal- und bildungspolitischen Massnahmen und ortet den dringlichsten Handlungsbedarf auf der Primarstufe. Die Redaktion des Condorcet-Blogs veröffentlich die Medienmitteilung des lvb.
Die Krokodilstränen der Lehrer- und Lehrerinnenorganisationen
Die Lehrer- und Lehrerinnenverbände der Schweiz und ihr Zentralorgan LCH überbieten sich derzeit mit Forderungen und Ratschlägen, wie dem Lehrpersonenmangel zu begegnen sei. In diesem Basar der gut gemeinten Tipps und Halbanalysen mischen sich interessante Erkenntnisse, meint Condorcet-Autor Alain Pichard.