Ich habe im Geschichtsunterricht mit meinen Schülern schon manchen Film zum 2. Weltkrieg eingesetzt. Und von den richtig guten habe ich natürlich einige auch wiederholt, weil man sie sich immer wieder anschauen kann. Vor kurzem entdeckte ich den Film „Die letzten Glühwürmchen“ (aka „Hotaru no haka“, englischer Titel „Grave of the Fireflies“). Dieser 1988 erschienene Anime von Regisseur Isao Takahata vom legendären japanischen Studio Ghibli ist ein Meisterwerk und hat mich durch seine emotionale Intensität nachhaltig geprägt.

Die emotionale Wucht dieses Films ist beispiellos. Der renommierte Filmkritiker Roger Ebert bezeichnete ihn als einen der besten und ausdrucksstärksten Kriegsfilme aller Zeiten. Und der Filmkritiker Adam Arndt schreibt: “Tatsächlich erreicht der Animationsfilm eine emotionale Intensität, die ein Gefühl der Betroffenheit, Traurigkeit und Fassungslosigkeit auslöst. Jede Szene ist darauf ausgelegt, das Herz zu zerreißen, ohne dabei voyeuristisch oder manipulativ zu wirken.”
Takahata erzählt die Geschichte von Seita (Tsutomu Tatsumi) und seiner vierjährigen Schwester Setsuko (Ayano Shiraishi) im Japan des Jahres 1945. Nach einem Bombenangriff verlieren die Geschwister ihre Mutter und müssen allein ums Überleben kämpfen. Was folgt, ist eine 85-minütige Reise durch menschliches Leid, die bereits mit dem Satz beginnt: „Am 21. September 1945 bin ich gestorben“.
Der Film basiert auf der teilweise autobiografischen Kurzgeschichte von Akiyuki Nosaka, dessen Schwester im Zweiten Weltkrieg verhungerte. Diese authentische Grundlage verleiht jeder Szene zusätzliche Schwere.
Kann man einen Animationsfilm kreieren, der den Krieg in all seiner Brutalität und Ungerechtigkeit darstellt, ohne dass er gleichzeitig auch eine Faszination ausübt? “Die letzten Glühwürmchen” erreicht dies und er unterscheidet sich grundsätzlich von vielen realistischen Kriegsfilmen, die das Gleiche wollen.
Takahata zeigt mit „Die letzten Glühwürmchen“ ungeschönt und schonungslos, welche weitreichende Folgen der Krieg für die unbeteiligten und unschuldigen japanischen Zivilisten hatte. Das Publikum wird mit der erbarmungslosen Realität konfrontiert. Dadurch wirken die wenigen Fantasiemomente wie friedliche Ruhepole, die jedoch nur von sehr kurzer Dauer sind, was die Tragik der Situation nur noch mehr bestärkt. So wird erst gar nicht versucht, eine Heldengeschichte zu erzählen und auch große Charakterentwicklungen sucht man vergebens. Stattdessen gewährt Regisseur Takahata einen Einblick in das Leben zweier kriegsgeschädigter Kinder – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ich weiss nicht, ob der Film Kindern oder Jugendlichen zugemutet werden kann. Er ist unsagbar traurig und hinterlässt Narben. Aber er ist ein document humain!
Ihre letzten Worte waren: Danke Seta, ich hab dich so lieb.

