5. April 2025
Replik auf Beitrag «Was hat der LCH zu vertuschen?»

Es empfiehlt sich, zuweilen die Temperatur zu messen

Auf den Artikel “Was hat der LCH zu vertuschen” vom 17.2.25 reagiert nun die Präsidentin des LCH, Dagmar Rösler. Sie widerspricht der Aussage des anonymen LCH-Mitglieds, wonach man die Ergebnisse unter Verschluss halten wolle, und spricht von einem Vorgehen, das von Anfang an klar gewesen sei.

Es kommt selten vor, dass ich auf Meinungsbeiträge reagiere, insbesondere wenn sie von einem anonymen Autor stammen. In diesem Falle sehe ich mich aber gezwungen dies zu tun, da der LCH zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt wird.

Dagmar Rösler, LCH-Präsidentin: Das Vorgehen war von Anfan an klar.

Der Gastautor unterstellt dem LCH in seinem Beitrag vom 17. Februar 2025, Umfrageresultate aus seiner Berufszufriedenheitsstudie vom Frühjahr 2024 bewusst unterschlagen zu haben. Das stimmt nicht. Durch eine direkte Nachfrage beim LCH hätte der Autor das selbst herausfinden können.

Tatsache ist, dass der LCH in seinem Umfragekatalog aus aktuellem Anlass einen Frageblock zum Thema «Übergang von Zyklus 2 in den Zyklus 3» integriert hatte.

Klar festgehalten und für alle Teilnehmenden transparent war, dass dieser Teil der Umfrage nicht zur Veröffentlichung vorgesehen ist. Im Wortlaut tönte das so: «Die folgenden Fragen fokussieren auf den Übergang von Zyklus 2 in den Zyklus 3. Hierbei handelt es sich um eine interne Umfrage, deren Ergebnisse nicht veröffentlicht werden. Die Resultate dienen dem LCH und seinen Mitgliedsorganisationen zur vertieften Behandlung des Themas.»

Der LCH vertuscht also nichts, sondern hält sein Wort

Wer nicht wollte, musste diese Fragen auch nicht beantworten. Es war möglich, den Frageblock zu überspringen. Der LCH vertuscht also nichts, sondern hält sein Wort.

Nun stellt sich vielleicht die Frage, warum denn der LCH in seiner Berufszufriedenheitsstudie einen Frageblock zum Übergang von Zyklus 2 in den Zyklus 3 integriert hat. Dazu gibt es eine einfache Antwort. Die Diskussionen auf nationaler Ebene über den frühen Selektionszeitpunkt zwingen den LCH dazu, Position zu beziehen. Da der LCH und seine Mitgliedorganisationen basisdemokratisch aufgestellt sind, sind die Meinungen der Mitglieder für das Finden dieser Position sehr wichtig. Denn letztlich vertritt der LCH die Interessen seiner Mitglieder. Um diese zu kennen, empfiehlt es sich zuweilen, die Temperatur zu messen. Interne Abklärungen sind Teil dieser sorgfältigen Analyse und helfen dabei, dass der LCH in der Öffentlichkeit nicht an seinen Mitgliedern vorbeiredet.

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4 Kommentare

  1. Frau Rösler bleibt die Antwort schuldig, warum ausgerechnet dieser Teil der Umfrage, die Frage nach der Selektion, “nicht veröffentlicht” werden soll. Selbst wenn es bei der Umfrage in erster Linie um die Berufszufriedenheit ging, ist nicht einzusehen, warum die Meinungen zur Selektion unter Verschluss bleiben sollen. Sie sind nämlich bildungspolitisch äusserst relevant. Die ganze Röslersche Antwort zeugt von Unaufrichtigkeit: Sie will die Selektion aufheben, weiss aber, dass eine grosse Zahl ihrer Mitglieder anderer Meinung ist, dass sie ihre Meinung nicht als solche des LCH darstellen kann. Aus dem Geruch der Mauschelei kommt Rösler mit dieser sogenannten Klarstellung nicht heraus.

  2. Ganz einfach, Herr Schmutz, es ist für die Funktionäre der diversen Lehrerverbände, die ja mehrheitlich eine Abschaffung der Selektion verlangen, viel einfacher zu sagen, diese Frage ist bei uns umstritten, als eine klare Mehrheit der Basis spricht sich gegen die Abschaffung der Selektion aus! Das erhält einen gewissen Handlungsspielraum!

  3. Der frühe Selektionszeitpunkt ist auch in Deutschland ein großes Thema, die meisten Bundesländer haben eine 4-jährige Grundschule, Berlin hat seit 1951 eine 6-jährige (in Ost-Berlin bis zur Wende eine 8-jährige). Die GEW tritt immer vehement für die 6-jährige ein, bezieht sich dabei aber nie auf die großen Erfolge in Berlin, denn alle Tests fallen in Berlin schlecht aus. So habe ich auf der Didacta am Stand der GEW mal gewagt zu fragen, ob man denn meine, dass sich in Berlin die 6-jährige Grundschule bewährt habe. Die Antwort war verblüffend: “Ich verstehe gar nicht, was Sie mit “bewährt” meinen.”

  4. Es schleckt keine Geiss weg, dass Frau Rösler die Abschaffung der Selektion mit wehenden Fahnen vertritt, zusammen mit dem Schweizerischen Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter.
    Insofern kamen ihr die (m. E. vorhersehbaren) Antworten dieses Teils der Umfrage nicht zupass. Daher auch der Hinweis, dass die Ergebnisse dieses Teils der Umfrage nicht veröffentlicht werde.
    Doch es besteht erstens klar ein öffentliches Interesse an einem solchen Ergebnis. Und zweitens sollte sich Frau Rösler vielleicht wieder einmal vor Augen führen, dass sie als Präsidentin des LCH v. a. Lehrpersonen von öffentlichen Schulen vertritt. Mit Betonung auf “öffentlich”. Da steckt doch auch die Wortbedeutung “offen” mit drin…

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