7. November 2024

Kennen Sie Freundschaft?

Christoph Schneeberger, erst Schüler, dann Kollege und jetzt Freund von Alain Pichard, weint seinem ehemaligen Jahrgangsmitglied mehr als eine Träne nach.

Christoph Schneeberger (im Bild rechts) war jahrelang im Jahrgangsteam von Alain Pichard. In der Mitte Fabian Bütikofer, den Leserinnen und Leser des Condorcet-Blogs bekannt durch seine Fotografien der Autoren.

Freundschaft, da sind wir uns sicher alle einig, ist etwas vom Wichtigsten im Leben.

Da das Stück «Kennen Sie Liebe» die letzte von vielen Schultheater-Inszenierungen von Alain Pichard ist, schreibe ich etwas zu unserer Freundschaft.

Zuerst Eishockeytrainer

Kennengelernt habe ich Alain Pichard, wen wundert’s, als Lehrer, genauer gesagt als meinen Sportlehrer in der 7. Klasse im OSZ Madretsch in Biel. In bester Erinnerung bleiben mir die Schul-Eishockeyturniere, die er als Hockeycrack natürlich coachte. Manch einer wird hier wohl staunen, dass Alain Pichard im Sport auch etwas anderes als seinen geliebten FCB kennt. Das Turnier in Biel konnten wir sogar gewinnen. Am kantonalen Turnier gingen wir leider unter. Am fehlenden Einsatz unseres Coachs lag dies allerdings nicht.

Wilde Partys im Haus seines Sohnes

Ab der 8. Klasse hatte ich dann einen anderen Sportlehrer und nichts mehr mit Alain zu tun, zumindest nicht direkt. Ich möchte mich hiermit im Nachhinein für die Gastfreundschaft während der vielen wilden Partys in seinem Haus bedanken, während er nichtsahnend mit seiner Frau in den Ferien weilte. Sein Sohn Luca, ein damaliger Schulkollege, organisierte diese netterweise, wahrscheinlich ohne sein Wissen. Für eventuelle Schäden und Verunreinigungen entschuldige ich mich hiermit in aller Form.

Dann hatten wir jahrelang tatsächlich nichts mehr miteinander zu tun. Bis es zu einer zufälligen Begegnung im Coop Pronto am Bahnhof kam. Alain fragte mich, was ich jetzt so im Leben mache. Als ich ihm sagte, dass ich an der Pädagogischen Hochschule studiere, um Oberstufenlehrer zu werden, schlug er mir sofort vor, bei ihm ein Praktikum zu absolvieren. Das war vor ungefähr 8 Jahren. Kurze Zeit später wurde eine Klassenlehrerstelle in seiner Parallelklasse frei, die ich übernehmen konnte.

Mit Alain Pichard im Jahrgang zu arbeiten bedeutet, sich vor jedem Quartal im Jahrgangsteam zu treffen, um irgendwelche genial verrückten Ideen zu besprechen.

So kam es, dass wir durch dieses zufällige Treffen plötzlich Arbeitskollegen wurden.

Mit Alain Pichard im Jahrgang zu arbeiten bedeutet, sich vor jedem Quartal im Jahrgangsteam zu treffen, um irgendwelche genial verrückten Ideen zu besprechen. So haben wir zum Beispiel in diesen Jahren Kettenreaktionen durchs ganze Schulhaus veranstaltet, einen Schülerraum erschaffen, für eine Woche den Betrieb des Bieler Hostels “Lago Lodge” übernommen, den Unterricht vom Tag in die Nacht verschoben, eine Rollerdisco im Schulhaus veranstaltet und beinahe das Schulhaus in die Luft gesprengt (davon gibt es ein Video auf YouTube Der Kampf ums Ölfeld 2021 – Eine Multivisionsshow des OSZ Orpund).

Daniel Nobs, Theaterpädagoge und Alain Pichard: Ein Duo, das Theater im Theater spielt.

Mich beeindruckte stets, mit wieviel Kreativität und Zuversicht Alain diese Dinge, aber auch die Schule im Allgemeinen in Angriff nimmt. Besonders zum Vorschein kommt sein Feuer auch immer, wenn es ans Abschlusstheater geht. Dieses ist ihm so wichtig, dass er in der Zusammenarbeit mit unserem Regie-Profi Daniel Nobs sogar mal das Zepter aus der Hand gibt, sich Dinge ausreden lässt und sogar Beschimpfungen über sich ergehen lässt, wenn dadurch das Theater besser wird.

All diese gemeinsamen Erlebnisse schweissen zusammen und so wurde aus einem ehemaligen Lehrer ein Arbeitskollege und aus einem Arbeitskollegen ein Freund.

Dieses Theater mag sein letztes in seiner Lehrerkarriere sein, seine Spuren werden aber sicher noch lange Zeit am OSZ Orpund sichtbar sein.

Lieber Alain, vielen Dank, dass du mich damals angesprochen hast!

Alles Gute für deinen wohlverdienten Ruhestand und auf viele weitere Jahre Freundschaft!

Christoph Schneeberger

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Jonathan Haidt ist Sozialpsychologe und Professor an der Stern Business School in New York. Er forscht unter anderem darüber, wie soziale Medien zu psychischen Erkrankungen bei Teenagern, zur Fragmentierung der Demokratie und zur Auflösung einer gemeinsamen Realität beitragen. Nach seiner Meinung beeinträchtigen Smartphones die Aufmerksamkeit, das Lernen und die sozialen Beziehungen. Er fordert, sie aus den Klassenzimmern zu verbannen. Dieser Beitrag erschien im Juni 2023 in der Zeitschrift “The Atlantic” und wird hier in gekürzter Form publiziert. Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Seaman.

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