13. November 2024

Bob Moses, Kreuzritter für Bürgerrechte und Mathematikunterricht, stirbt im Alter von 86 Jahren

Diane Ravitch berichtet uns vom Hinschied eines ihrer Weggenossen. Bob Moses war in den USA eine Legende. Der stets ruhige und wortkarge Bürgerrechtler hat viel für die Bildung seiner schwarzen Schwestern und Brüder getan.

Diane Ravitch: Die Idee von Bob war, allen Menschen eine hochwertige Ausbildung zu garantieren.

Bob Moses starb am 25. Juli im Alter von 86 Jahren. Er war bekannt für seinen Intellekt und seinen Mut. Er war einer der Anführer des SNCC (Student Nonviolent Coordinating Committee) und leitete eine Aktion zur Wählerregistrierung in Mississippi zu einer Zeit, als schwarze Bürgerrechtsaktivisten durch Gewalt ermordet zu werden drohten und kein Gericht ihre Mörder verurteilen wollte. Im Jahr 1964 leitete er die Mississippi Freedom Democratic Party, die erfolglos versuchte, die rein weiße Delegation der Demokraten auf dem Demokratischen Nationalkongress zu ersetzen. 1982 gründete er das Algebra-Projekt, um schwarzen Jugendlichen mit geringen Vorkenntnissen Algebra beizubringen. Für seine Arbeit erhielt er mehrere Auszeichnungen. Er machte seinen Abschluss an der elitären Stuyvesant High School in New York City, am Hamilton College (wo er Philosophie und Französisch als Hauptfächer belegte) und erwarb in Harvard einen Master-Abschluss in Philosophie.

Emma Hasschuler und Clay Risen würdigten in der New York Times Bob Moses, den leisen Pionier der Bürgerrechtsbewegung, der in den 1960er Jahren brutaler Gewalt ausgesetzt war.

Er ging nach Mississippi, um arme, ungebildete und ländliche Schwarze zu organisieren, und wurde schnell zu einer Legende unter Bürgerrechtsorganisatoren in einem Staat, der dafür bekannt war, die Rassentrennung mit Kreuzverbrennungen und Lynchmorden durchzusetzen. Während fünf Jahren half er dabei, Tausende von Wählern zu registrieren und bildete eine Generation von Organisatoren in behelfsmäßigen Freiheitsschulen aus.

Ich möchte, dass alle hier Anwesenden als gemeinsame Aufgabe akzeptieren, jedem in Amerika eine qualitativ hochwertige öffentliche Bildung zu garantieren, wie es die Bundesverfassung vorsieht.

Einer seiner Freunde und Bewunderer erzählte mir die folgende Geschichte:

Bob sprach bei einer Aufnahmefeier der Universität von Michigan. Er sagte: “Die Leute mögen keine langen Reden, die schwer zu merken sind. Meine wird kurz sein. Ich möchte, dass alle hier Anwesenden als gemeinsame Aufgabe akzeptieren, jedem in Amerika eine qualitativ hochwertige öffentliche Bildung zu garantieren, wie es die Bundesverfassung vorsieht”, dann machte er eine Pause und sagte: “Damit Sie sich erinnern, wiederhole ich: Ich möchte, dass alle hier Anwesenden als gemeinsame Aufgabe akzeptieren, jedem in Amerika eine qualitativ hochwertige öffentliche Bildung zu garantieren, wie es die Bundesverfassung vorsieht.” Dann setzte er sich hin.

Es war verblüffend. Die Rede war vorbei. Der Präsident der Universität, der etwas Langes erwartet hatte, wusste nicht, was er sagen sollte…”

Ich fand die Ansprache denkwürdig, und es wäre gut, wenn wir uns im Gedenken an unseren Freund erneut der gemeinsamen Aufgabe widmen würden, allen Menschen in Amerika eine qualitativ hochwertige öffentliche Bildung zu garantieren, wie es in der Bundesverfassung vorgesehen ist. Bob Moses, du wirst in uns weiterleben.

Diane Ravitch

 

 

 

 

 

 

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Weihnachten – wir machen Pause

Sie haben es sicher schon bemerkt. Weihnachten steht vor der Tür und unser Condorcet-Blog macht eine kleine Pause. Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, – ob digital oder analog – schöne Festtage. Wenn Sie noch in Geschenklaune sind, denken Sie an unsere Spendenaktion!

Geschichte: ein Schulfach unter Druck

Der aktuell betriebene Geschichtsunterricht steht in der Kritik. Mehrere Autoren wiesen in unserem Condorcet-Blog auf die schwindende Bedeutung dieses Faches hin und skizzierten mögliche Folgen. Im Kanton Zürich wurden in dieser Sache sogar zwei verschiedene parlamentarische Initiativen eingereicht. Nun meldet sich auch unser Doyen und Germanist Professor Mario Andreotti zu Wort. Er betont die staatspolitische Bedeutung dieses Faches.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert