18. Juni 2025

Es war einmal: Ein Diktat 1941

Immer wieder erreichen den Condorcet-Blog Bilder, Nachrichten und Mitteilungen von interessierten Leserinnen und Lesern. Hier ein Diktat einer 13-jährigen Schülerin aus dem Jahr 1941.

Diktat einer 13-jährigen aus dem Jahre 1941

Kommentar einer Kollegin: Na und? Meinst du ich habe in diesem Alter noch Fehler in einem Diktat geschrieben? Als ich einmal “Vogel” mit “F” geschrieben hatte, schämte ich mich in den Boden!”

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Matthias Burchardt: Ich hatte die Illusion, dass die Kraft des besseren Arguments gilt.

Matthias Burchardt, Jg. 1966, hat in an der Universität zu Köln Germanistik, Philosophie, Pädagogik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften studiert und mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen. Promoviert hat er über die Anthropologie Eugen Finks. Als gefragter Referent und streitbarer Publizist vertritt er in Presse, Rundfunk und Fernsehen humorvoll und kontrovers Positionen zu PISA, Bologna und nicht zuletzt zum Digitalisierungshype. Befragt wird er von Michael Meyen, seit 2002 Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Matthias Burchardt ist in unserem Blog kein Unbekannter. Er ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Gesellschaft für Bildung und Wissen, die mit unserem Blog verbunden ist und in Österreich, Deutschland und der Schweiz kritisch Stellung zu bildungspolitischen Fragen bezieht. Burchardt formuliert messerscharf und rhetorisch brillant den bildungspraktischen Nutzen einer quantifizierenden empirischen Bildungsforschung und den Verlust an Augenmaß in der Bldungspolitik.

Zwei sich diametral unterscheidende Positionen

Wie so oft in den vergangenen Jahren warteten die Ostschweizer Kinderärzte am 29. November wieder mit einer hochkarätigen Veranstaltung auf. Es ging um die substanzielle Frage: «Welche Schulen brauchen wir?» Die beiden profilierten Redner Horst Biedermann (Rektor PHSG) und Carl Bossard (Gründungsrektor PH Zug und Condorcet-Autor) versuchten die wichtigsten Kriterien dieser Schule zu skizzieren. Condorcet-Autor Urs Kalberer stellte für uns die Hauptaussagen der beiden Referenten zusammen. Der Anlass fand am 29. November statt. Der Artikel ist aber leider in den vielen Artikelzusendungen untergegangen, weshalb er erst jetzt erscheint. Dafür entschuldigen wir uns beim Autoren.

4 Kommentare

  1. Man muss annehmen, dass das ein Musterbeispiel aus dem Jahr 1941 ist und das damals nicht alle Schülerarbeiten so aussahen. Aber trotzdem müssen wir uns fragen, warum das offenbar heute kaum mehr möglich ist? Fehlerfrei und Schönschrift sind nur möglich, wenn sie eingefordert werden. Dazu braucht es viele Diktate mit Korrekturen und Verbesserungen, Schönschreibeübungen in speziell linierten Heften. Wer nicht genügt, muss mehr üben. Die älteren Generationen sind in eine solche Schule gegangen. Lassen wir unsere Jugend nicht im Stich, wenn wir das nicht mehr fördern und einfordern? Es wäre interessant von unseren Lehrern zu erfahren, wie das heute in der Praxis aussieht und was sie für Argumente dazu haben.

  2. Diktate werden zu Unrecht verteufelt. Es spielt eine grosse Rolle, ob sie unvorbereitet, teilweise vorbereitet oder als Ganzes gelernt und eingeübt werden können. Ferner ist zu beachten, wie diktiert wird: Wie grosse Abschnitte aufs Mal? Wie oft wiederholt? Kontrolllesung nach dem Schreiben mit Pausen?, etc. Diktate trainieren gleichzeitig die Konzentration und helfen beim Einprägen des Schriftbildes. In Frankreich ist die “grande dictée” ein Volkssport, bei dem riesige Säle von Freiwilligen in mehreren Kategorien mitmachen. Berühmt auch das Dictée de Mérimée, bei dem 1857 Napoléon III. angeblich 75 Fehler machte, Alexandre Dumas 25 und der österreichische Gesandte Fürst Metternich … 3 (in Worten: drei). Hier das Dictée de Mérimée:
    „Pour parler sans ambiguïté, ce dîner à Sainte-Adresse, près du Havre, malgré les effluves embaumés de la mer, malgré les vins de très bons crus, les cuisseaux de veau et les cuissots de chevreuil prodigués par l’amphitryon, fut un vrai guêpier.
    Quelles que soient et quelqu’exiguës qu’aient pu paraître, à côté de la somme due, les arrhes qu’étaient censés avoir données la douairière et le marguillier, il était infâme d’en vouloir pour cela à ces fusiliers jumeaux et mal bâtis et de leur infliger une raclée alors qu’ils ne songeaient qu’à prendre des rafraîchissements avec leurs coreligionnaires.
    Quoi qu’il en soit, c’est bien à tort que la douairière, par un contresens exorbitant, s’est laissé entraîner à prendre un râteau et qu’elle s’est crue obligée de frapper l’exigeant marguillier sur son omoplate vieillie. Deux alvéoles furent brisés, une dysenterie se déclara, suivie d’une phtisie.
    — Par saint Martin, quelle hémorragie, s’écria ce bélître ! À cet événement, saisissant son goupillon, ridicule excédent de bagage, il la poursuivit dans l’église tout entière.“
    (Text nach Wikipedia, dort auch die Übersetzung)

  3. Wow – ist das wirklich eine Handschrift? Sieht aus wie gedruckt. Fehlerfreiheit und Schönschrift sind nur möglich, wenn sie eingefordert werden. Dazu braucht es viele Diktate mit Korrekturen und Verbesserungen, Schönschreibübungen in speziell linierten Heften. Wer nicht genügt, muss mehr üben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert