6. Dezember 2023

Basar der Fertigkeiten und Fähigkeiten

Ein weiterer Beitrag aus dem Praxis-Labor des OSZ-Orpund. Das Lehrerteam des 9. Jahrgangs stellt ihnen ein Einstiegsprojekt in den Berufswahlunterricht vor. Der “Basar der Fertigkeiten und Fähigkeiten” ist zwar logistisch ziemlich aufwändig, lohnt sich aber allemal. Fabian Bütikofer, Alain Pichard und Christoph Scheeberger berichten.

Alain Pichard, Fabian Bütikofer und Christoph Schneeberger: Ein logistischer Aufwand, der sich lohnt.

Den Einstieg in die Berufswahlplanung – eigentlich handelt es sich eher um die Laufbahnplanung – beginnt mit dem Selbstkonzept. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Interessen erforschen und reflektieren, sollen erkennen, wo ihre Begabungen und allenfalls ihre Leidenschaften liegen. Sie sollen auch darüber nachdenken, was sie schon jetzt sehr gut können. Um diesen Vorgang zu initiieren werfen wir sie mit dem Projekt «Basar der Fähigkeiten und Fertigkeiten» ins kalte Wasser.

Sie müssen sich klar darüber werden, was sie besser können als andere oder wo sie eine besondere Stärke besitzen.

In einem Jahrgang bis zu 70 Kursen

Der Auftrag

Die Schüler sollen einen Ausschnitt ihres Könnens und ihrer Leidenschaft in einem 15-minütigen Kurs vermitteln. Sie müssen sich klar darüber werden, was sie besser können als andere oder wo sie eine besondere Stärke besitzen. Dabei kann es sich natürlich auch um ein Hobby handeln, was aber nicht zwingend ist. Es gibt einige SchülerInnen, welche zu Beginn der 8. Klasse keine Hobbys ausüben oder diese aufgegeben haben. Das wird bei diesen Kids auch schmerzliche Reflexionsleistungen erfordern.

Sobald das Thema definiert ist, müssen die Schülerinnen und Schüler ihren Kurs möglichst attraktiv ausschreiben. Die Ausschreibungen werden  an eine Wand gehängt. So entstehen in einem Jahrgang bis zu 70 Kursangebote.

Die Organisation der Kurstage erfordert einen grossen logistischen Aufwand.

Danach wählen die Kameradinnen und Kameraden jeweils fünf Kurse aus. Sie geben dabei auch ihre Prioritäten an.  Zwei bis drei Kurse werden sie von uns Lehrkräften zugeteilt, damit alle Schülerinnen und Schüler ihren Kurzlehrgang erteilen können. Die Kurseinteilung erfordert einen grossen zeitlichen und logistischen Aufwand, den in unserem Team ein Kollege an einem Nachmittag übernimmt. Meistens geben wir ihm dann während der Projektwoche frei und übernehmen seinen Part.

Am Tag des Basars haben die SchülerInnen rund eine Lektion Zeit, den Kurs vorzubereiten, bspw. um Material bereitzustellen. Jedem Kurs wird eine Lehrkraft zugewiesen, die den Kurzlehrgang begleitet und am Schluss in einem persönlichen Gespräch den Auftritt bespricht und beurteilt. Noten werden keine gemacht.

Ein solches Projekt kann nur funktionieren, wenn das Kollegium mitzieht, weil ja auch die Spezialräume (Hauswirtschaft, Werkräume, Turnhallen) gebraucht werden. Bei uns ist dies jeweils in einer Projektwoche der ganzen Schule eingebettet.

Das Projekt erfreut sich einer grossen Beliebtheit bei den Lehrkräften und SchülerInnen. Es nimmt etwa zwei Tage in Anspruch. Wichtig ist, dass es auch noch andere Aufträge gibt, welche die Schülerinnen und Schüler dann zu erledigen haben, wenn sie keinen Kurs geben und auch an keinem teilnehmen.

Weitere Infos unter arkadi@bluemail.ch.

 

 

Verwandte Artikel

PUSA: Projektunterricht Selbständige Schüler- und Schülerinnenarbeiten

Im vergangenen Sommer gab es auf diesem Blog einen Streit um den Projektunterricht bzw. die selbständige Schülerarbeit. Condorcet-Autor Urs Kalberer eröffnete den Reigen mit einer scharfen Kritik an diesem Unterrichtskonzept. Alain Pichard, ein Anhänger des Projektunterrichts, konterte, die Kollegen Amstutz und Wittenberg zogen nach und kritisierten wiederum den Beitrag von Alain Pichard. Nun ist es wieder an Alain Pichard, seinen Kollegen und vielleicht auch der LeserInnenschaft die Selbständige SchülerInnenarbeit schmackhaft zu machen.

Replik: Bildungspolitik für die Kinder unterprivilegierter Schichten muss pragmatisch sein

Die beiden Codorcet-Autoren, Alain Pichard und Felix Schmutz, antworten auf den Artikel von Johannes Gruber (https://condorcet.ch/2021/07/warum-linke-bildungspolitik-vonnoeten-ist-und-warum-sie-nicht-ausreicht/er). Dabei gehen sie mit Johannes Gruber einig, dass Chancengerechtigkeit, Durchlässigkeit und der Einsatz für die unterprivilegierten Schichten unverzichtbare Prämissen unseres bildungspolitischen Handelns sein müssen. Sie zeigen aber auch auf, dass in Grubers Argumentation die wirklichen Zustände verzerrt und zum Teil auch falsch dargestellt werden, und legen den Finger auf eine unangenehme linke Wahrheit: ihr Bündnis mit neoliberalen Werten.

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert