25. Dezember 2024

Spielerisch Namen lernen

Es ist mittlerweile eine pädagogische Binsenwahrheit, dass es der Lehrer-Schülerbeziehung guttut, wenn die entsprechenden Namen sofort gelernt werden. Condorcet-Autor Urs Kalberer zeigt uns mehrere Beispiele, wie sich dies spielerisch bewerkstelligen lässt. Vielleicht auch etwas für den Schulanfang mit einer neuen Klasse?

Bei Schulbeginn an einer neuen Schulstufe treffen Schüler aus unterschiedlichen Schulhäusern und Klassen aufeinander. Es geht zuerst darum, den Namen auf der Schülerliste die richtigen Köpfe zuzuordnen und schliesslich sollen sich auch die Kinder untereinander möglichst schnell mit ihren Namen ansprechen können. Aus Erfahrung verzichte ich auf Namensschilder, die die Schüler auf ihr Pult stellen, da man sich daran gewöhnt, einfach Namen abzulesen, statt sie sich auch zu merken. Die folgenden vier spielerischen Aktivitäten sollen dazu beitragen, sich die Namen und weitere Merkmale der Schüler schnell zu merken.

  1. Name, Hobby, Bewegung

Die neue Klasse steht im Kreis – am besten ausserhalb des Klassenzimmers. Der Lehrer beginnt und nennt

  1. seinen Vornamen (z.B. Urs)
  2. etwas, was er gerne tut (z.B. Hobby). Achtung: keine Doppelnennungen. Pro Klasse kann nur jemand Fussball spielen oder tanzen. (z.B. Lesen)
  3. und macht dazu noch eine passende Bewegung (hält ein imaginäres Buch in den Händen und liest).

Die ganze Klasse repetiert darauf den Vornamen, die Aktivität und führt die Bewegung aus. Der Lehrer tut gut daran, auf die exakte Ausführung der Bewegung zu achten.

Darauf folgt der erste Schüler, der zuerst Namen, Hobby und Bewegung der vorherigen Person wiederholt, bevor er selbst mit den eigenen Ausführungen startet. Die Klasse wiederholt die Angaben des ersten Schülers. Dann folgt der nächste Schüler, welcher nun zuerst die Angaben des Lehrers und des ersten Schülers wiederholt und dann seine Informationen an die Klasse gibt. Die Klasse wiederholt alle bisherigen Namen mitsamt den zusätzlichen Auskünften. Als Schlusskontrolle kann die Klasse in Paare aufgeteilt werden, die zusammen die Namen aller Schüler überprüfen. Anschliessend geht die Klasse ins Klassenzimmer, wo sich durch die veränderte Abfolge der Schülernamen eine weitere Übungsmöglichkeit ergibt.

Je nach Alter und Klassengrösse variiert die Zahl der zu wiederholenden Angaben. Durch das Wiederholen und die Verknüpfung von Hobby und Bewegung entsteht eine starke Verankerung der neuen Informationen. Ich hatte Klassen, die sich nach drei Jahren noch immer an die Tätigkeit und die Bewegung einzelner Schüler erinnern konnten.

 

  1. Namensketten

Hier handelt es sich um eine Variation der vorherigen Aktivität. Der erste Schüler sagt seinen Namen. Der zweite Schüler sagt den Namen des ersten Schülers und seinen eigenen Namen. Der dritte Schüler sagt die Namen der ersten beiden Schüler und am  Schluss seinen eigenen Namen. Ganz am Schluss ist zur allgemeinen Erheiterung der Lehrer dran, der dann alle Schülernamen sagen muss.

Es empfiehlt sich, dieses Spiel durch ein paar Ergänzungen etwas aufzupeppen.

  1. In der Reihenfolge der Sitzordnung vorzugehen, ist zu berechenbar. Hier hilft z.B. ein Ball. Wer erfolgreich abgeschlossen hat, wirft den Ball zu einem beliebigen Mitschüler, der noch nicht dran war. Dieser ist dann als nächstes dran.
  2. Die Schülernamen werden durch ein Adjektiv mit gleichem Anfangsbuchstaben ergänzt («der lustige Leo», «die süsse Sandra» etc.). Da die Schüler das Adjektiv für sich selbst auswählen, besteht nicht die Gefahr, dass Geschmacklosigkeiten oder Beleidigungen verwendet werden. Die Behaltensleistung steigt durch die Verwendung dieses Adjektivs.
  3. Richtig schwierig wird es, wenn man noch ein Hobby einbaut («Ich bin der lustige Leo und spiele Klavier» bzw. «Ich bin Ludwig und spiele Klavier»).

 

  1. Interview

Klasse in Paare aufteilen, die sich gegenseitig interviewen und danach der Klasse kurz ihren Partner vorstellen.

Variante: Man kann auch das Gesicht des Partners zeichnen und dann die erfragten Informationen ins Gesicht hineinschreiben und das Bild dann im Zimmer aufhängen.

Am Schluss ist der Lehrer oder die Lehrerin dran.
  1. Steh auf, wenn du …

Hier geht es darum, die gelernten Namen zu repetieren. Diese Aktivität lässt sich also gut am folgenden Tag durchführen. Die Schüler sollen sich dabei auf unkomplizierte Weise kennen und respektieren lernen. Der Lehrer richtet sich an die ganze Klasse und sagt: «Steh auf, wenn du…»

  • gerne tanzt
  • viel Musik hörst
  • Computerspiele machst
  • gerne zeichneste
  • ein Instrument spielst
  • Sport treibst in einem Verein
  • mehr als zwei Geschwister hast
  • einen Bibliothekspass hast

Nach jeder Aufforderung zum Aufstehen werden paarweise die Namen der stehenden Schüler repetiert.

 

Urs Kalberer, 11. August 2020

 

 

 

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Die Schulpflicht ausdehnen? “Ich halte das für eine sinnvolle Maßnahme”

Eine Erhebung der OECD unter Industrienationen offenbart einen verblüffenden Zusammenhang: Je später Kinder nach Deutschland einwandern, desto besser sind hier ihre Bildungsabschlüsse. Warum ist das so? Und was läuft schief mit dem Konzept der Willkommensklassen für Zuwandererkinder? Die WELT-Journalistin Freia Peters im Interview mit Havva Engin, Professorin für Pädagogik und Leiterin des Heidelberger Zentrums für Migrationsforschung.

“Ich brauche keinen Deutschunterricht!”

Was ein Prädikat ist, weiß kaum jemand, der Wortschatz ist so winzig wie die Aufmerksamkeitsspanne – und die meisten Kinder bestreiten offen, dass sie sich für die deutsche Sprache interessieren. Der Autor, Thomas Brey, ist in einer Realschule als Deutschlehrer eingesprungen. Sein Bericht, der in der WELT erschien, schockiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert