24. April 2024

Ende einer gescheiterten Ideologie

In einem leidenschaftlichen Beitrag setzt sich Alina Isler, Vorstandsmitglied der Starken Schule beider Basel, für die Lehrmittelfreiheit ein, die am 24. November im Kanton Baselland zur Abstimmung kommt.

Die Passepartout-Lehrmittel «Mille feuilles» und «Clin d’oeil» sind nicht mehr zu retten. Zu heftig ist der pädagogische und politische Widerstand, zu erdrückend sind die Fakten und Analysen des Instituts für Mehrsprachigkeitsdidaktik der Universität Fribourg, das in seinem wissenschaftlichen Schlussbericht zum Französischunterricht zum Fazit kommt: Mit «Mille feuilles» erreicht eine Mehrheit der Schulkinder bis zum Ende der Primarschulzeit die Lernziele nicht.

Erlösung
Bild: AdobeSTock

Die «Starke Schule beider Basel» hat mit der Lancierung der umformulierten Volksinitiative «Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt» den Widerstand gegen die untauglichen Lehrmittel eingeleitet. Mittlerweile findet die Einsicht, dass es andere Schulbücher braucht, breite Unterstützung: Der Baselbieter Landrat befürwortet die Umsetzung der Initiative der «Starken Schule» sogar einstimmig.

Auch AKK, Bildungsrat, LVB, Verband der Schulleitungen, Handelskammer usw. unterstützen die Umsetzung der Initiative. Die Lehrpersonen sollen eine Lehrmittelfreiheit erhalten, um unbrauchbare Lehrmittel ersetzen zu können.

Die Lehrpersonen sollen eine Lehrmittelfreiheit erhalten, um unbrauchbare Lehrmittel ersetzen zu können.

Die «Starke Schule» begrüsst diese Lehrmittelfreiheit ausdrücklich, da so die untauglichen und meist nur pro forma eingesetzten Passepartout-Lehrmittel abgesetzt werden können. Zwar sieht die Lehrmittelfreiheit vor, dass Lehrpersonen weiterhin Passepartout-Lehrmittel einsetzen dürfen, allerdings wird dies in wenigen Jahren höchstens noch vereinzelt vorkommen: Zu gross wird automatisch der Druck auf diejenigen Sprachlehrpersonen, die weiterhin mit «Milles feuilles» arbeiten, wenn ihre Schützlinge in den weiterführenden Schulen nicht bestehen. Die Bildungsdirektion geht davon aus, dass auf den beiden Schulstufen Primar- und Sekundarschule 1 bereits im kommenden Schuljahr eine Mehrheit der Lehrpersonen auf die neuen, international anerkannten und bewährten Fremdsprachenlehrmittel umsteigen wird.

Die angestrebte Lehrmittelfreiheit zielt darauf ab, nicht nur in den beiden Fremdsprachen Englisch und Französisch untaugliche Lehrmittel ersetzen zu können, sondern in allen Fächern. Hintergrund ist, dass in den vergangenen Jahren in zahlreichen Fächern Lehrmittel eingeführt worden sind, die überwiegend auf den 3500 grösstenteils schwammigen und wenig zielführenden Kompetenzbeschreibungen des Lehrplans 21 aufgebaut sind. So etwa «mathbuch» oder «parla con me».

Ein Ja des Stimmvolks am 24. November ist wichtig, um das Debakel um Passepartout zu beenden. Gleichzeitig rücken damit aber auch die exzessiven und nicht umsetzbaren Kompetenzbeschreibungen im Lehrplan Schritt für Schritt in den Hintergrund.

Alina Isler

 

Verwandte Artikel

Die eigentliche Bildungskatastrophe interessiert kaum jemanden

Den Beitrag von Hans Joss (Analyse eines Bla-Bla-Dokuments) hat Condorcet-Autor Alain Pichard zum Anlass genommen, über seine Erfahrungen mit dem Illetrismus in der Praxis zu berichten. Sehr nah am Geschehen und durchaus selbstkritisch behandelt er das Problem, das scheinbar kaum jemanden interessiert, aber eigentlich einer Katastrophe gleichkommt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert