Übereinstimmend wurde der Lehrpersonenmangel als eines der drückendsten Probleme der Schulen betrachtet. In der Not stellten die Bildungsbehörden zahlreiche Quereinsteiger ein, organisierten Sommercamps und reaktivierten pensionierte Lehrkräfte. Im Kanton Bern arbeiten derzeit über 10% der Lehrkräfte ohne eine adequate Ausbildung im Schulwesen. In gewissen Kollegien übersteigt der Anteil der “Unausgebildeten” den der “Ausgebildeten”.

Jetzt gibt das Bundesamt für Statistik (BfS) Entwarnung. Neue Berechnungen zeigen, dass die Schülerzahlen auf der Primarstufe ab 2027 markant zurückgehen könnten – und damit auch der Bedarf an neuen Lehrerinnen und Lehrern. Ein zentraler Grund ist gemäss BfS die stark rückläufige Geburtenrate seit 2022. Die Zahlen der Primarschüler sinken damit bis 2034 um 7 Prozent. Das ist ein Rückgang von 52 000 Schülerinnen und Schülern gegenüber heute. Hinzu kommt, dass die grosse Pensionierungswelle bald vorbei ist. Und auch die Einwanderung könnte sich demnächst stabilisieren.
Der jährliche Bedarf an neuen Lehrern sinkt gemäss dem Referenzszenario des BfS kontinuierlich von heute 5000 auf 3000 im Jahr 2034. Auch auf der Sekundarstufe I rechnet das BfS mit einem Rückgang, von 3300 auf 2100.

Die schwächelnde Konjunktur tut ihr Übriges. “Denn in unsicheren Zeiten werden eher Berufe mit einer stabilen Nachfrage gewählt; dazu gehört auch der Lehrerberuf,” schreibt Andri Rostettler in der NZZ.
Und die Schulleitungen können bei allzu frivolen Pensenwünschen wieder die Interessen des Unterrichts berücksichtigen.
Wenn wieder mehr Anwärter auf den Lehrberufsmarkt vorhanden sind, wenn sich auf eine Stelle in einer Gemeinde auch wieder mehr ausgebildete Lehrkräfte melden, können die Behörden wieder auswählen. Und es wird auch einfacher sein, sich von ungenügenden bis schlechten Mitarbeitern zu trennen. Und die Schulleitungen können bei allzu frivolen Pensenwünschen wieder die Interessen des Unterrichts berücksichtigen. Das wird nicht nur das quantitative Problem lösen helfen, längerfristig können wir damit auch die Qualität steigern, vorausgesetzt, die PH’s in unserem Lande ergreifen diese Chance. Will heissen, sie wählen aus und sorgen für strengere Zulassungskriterien. Und nicht vergessen: Sie sorgen für eine ordentliche Berufsausbildung.
Eng wird es zunächst für die zahlreichen unausgebildeten Lehrkräfte, die derzeit – oft mit viel Engagement – den Laden am laufen halten. Ihnen ist zu empfehlen, so schnell wie möglich ihre Ausbildung nachzuholen, sonst werden sie die ersten sein, die im Falle eines genügenden Lehrkräfteangebots über die Klinge springen müssen.

