5. Dezember 2025
Nationalrätin Katja Christ reicht Vorstoss zum Frühfranzösisch ein

Sprachenfrage endlich faktenbasiert diskutieren

Die Diskussion versachlichen, Fakten respektieren und wissen, um was es eigentlich geht. Die Nationalrätin Katja Christ reichte ein Postulat zum Frühfranzösisch ein, das den Bunderat auffordert, die Wirksamkeit des Frühfranzösisch abzuklären und die Rahmenbedingungen anzupassen.

 

Katja Christ, Nationalrätin der GLP, Basel-Stadt

Frühenglisch, HashtagFrühfranzösisch, was zuerst oder doch später beginnen? Die Diskussion zum Fremdsprachen- und Landessprachenunterricht in der Volksschule ist hoch umstritten.
Ich habe nun ein HashtagPostulat eingereicht. In diesem fordere ich vom Bundesrat eine HashtagAuslegeordnung, die wissenschaftliche Erkenntnisse bündelt und Chancen wie Risiken aufzeigt – damit wir die Sprachenfrage endlich Hashtagfaktenbasiert diskutieren können.

Der Bundesrat wird beauftragt, in einem Bericht eine umfassende Auslegeordnung zur Einführung und zum Erlernen von Fremdsprachen in der Volksschule vorzulegen. Dabei soll er insbesondere:

  1. die wichtigsten wissenschaftlichen Studien und Evaluationen der letzten zehn Jahre zum Fremdsprachenlernen in der Schweiz aufarbeiten (insbesondere zu Frühfranzösisch, Frühenglisch, Immersionsmodellen („Sprachbad“) sowie zu Lehrmitteln);
  2. die Resultate dieser Untersuchungen im Hinblick auf die Wirksamkeit des frühen Fremdsprachenlernens (je früher desto besser?) sowie im Vergleich zu einem später einsetzenden, Unterricht darstellen;
  3. die Rahmenbedingungen herausarbeiten, unter denen früher Fremdsprachenunterricht nachweislich erfolgreich ist, und aufzeigen, wo er aufgrund von Überforderung oder Opportunitätskosten (Deutsch/Mathematik) negative Effekte zeitigt;
  4. mögliche Konsequenzen für die künftige Gestaltung eines wirkungsvollen Fremdsprachenunterrichts in der obligatorischen Schule darlegen, mit Blick auf die Bildungsziele, den Fachkräftebedarf, den nationalen Zusammenhalt und die kantonale Autonomie.

 👉 https://lnkd.in/d_zJWBGB

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Im Kanton Basel-Stadt hat ein Komitée von Lehrpersonen eine Initiative zur Einführung von Förderklassen eingereicht. Die Integration aller Schülerinnen und Schüler werde von immer mehr Lehrkräften in Frage gestellt. Mit dabei unser Condorcet-Autor und ehemaliger SP-Parteipräsident der Stadt Basel, Roland Stark. Der Bericht von Gastautor Michael Zollinger ist in der Zeitschrift “profil” erschienen, dem Magazin der Schulverlag plus AG.

3 Kommentare

  1. Diese wissenschaftliche Auslegung sollte allerdings von Leuten durchgeführt werden, die nicht direkt in die Umsetzung des Sprachenkonzeptes involviert waren und einseitige Interessen vertreten. Damit wären die Autorinnen und Autoren der Passepartout-Lehrmittel und die PH-Dozierenden nur mit äusserster Skepsis anzuhören, sondern eher universitäre Kräfte, wie z.B. Professor Ralph Berthele, Universität Fribourg.

  2. Leider ist die Motion eine der Sorte “gut gemeint ist nicht immer gut”. Wenn man sich nur auf das Frühfranzösisch fokussiert, geht der Blick aufs Ganze zwangsläufig verloren. Viel wichtiger wäre, AUCH zu untersuchen, wie die Auswirkung des frühen Unterrichts in Fremdsprachen auf die Basis-Fähigkeiten in Deutsch, Mathematik, Schreiben usw ist.
    Wenn man ehrlich wäre, würde man aber auch zugleich zugeben müssen, dass die Antworten auf diese Fragen hinlänglich bekannt sind und dass einmal mehr eine Studie lanciert wird, die bestenfalls die bekannte Realität aufzeigt, im schlechteren und wahrscheinlicheren Fall aber den Geist der pädagogischen Elfenbeintürme und der Politik, die das Offensichtliche nicht wahrhaben will, atmen und keinen Nutzen bringen wird – ausser teure Berater und “Forscher” zu beschäftigen.

  3. Schulfragen sind Sache der Kantone. Mit seiner Stellungnahme im Sprachenstreit hat sich der Bundesrat direkt in den Kompetenzbereich der EDK eingeschaltet. Dabei überzeugt die bundesrätliche Argumentation, Frühfranzösisch sei für den nationalen Zusammenhang wichtig, überhaupt nicht. Da wäre die arg vernachlässigte Landesgeschichte schon eher ein Grund für einen aufrüttelnden Aufruf.

    Es liegt jetzt an der EDK, das gescheiterte Mehrsprachenkonzept durch einen tragfähigen Kompromiss zu ersetzen. Aus pädagogischer Sicht kommt dabei nur ein Modell mit einer einzigen frühen Fremdsprache ab der fünften Klasse infrage. Berücksichtigt man die aktuelle Interessenlage in den Kantonen, so drängt sich eine Wahlmöglichkeit zwischen einer Landessprache und dem Englisch fast auf. Kantone östlich der Reuss würden wohl zum Frühenglisch tendieren, in den westlichen Gebieten hätte Frühfranzösisch sicher die besseren Karten.

    Werden die überzogenen Erwartungen an den frühen Fremdsprachenunterricht deutlich zurückgeschraubt, spielen die unterschiedlichen Einstiegsszenarien keine grosse Rolle. Das Engagement der Primarlehrkräfte muss neben der Mathematik primär dem Deutschunterricht und den sprachfördernden Realienfächern gelten. In der Sekundarschule hingegen sollen von allen Schülern, die in eine Mittelschule, ins KV oder in Berufe mit viel Sozialkontakten eintreten möchten, gründliche Französischkenntnisse verlangt werden. Bei sprachlich schwächeren Sekundarschülern ist es jedoch zielführender, wenn sie nach dem Erwerb von Basiskenntnissen die zweite Fremdsprache abwählen können.

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