21. Dezember 2024
Reaktion auf den Artikel von Alain Pichard zum Handyverbot

Es braucht eine klare Botschaft bei den Handy-Regeln

Wie erwartet, reagiert Condorcet-Autor Hanspeter Amstutz auf den Artikel des Kollegen Alain Pichard, der ihn für seinen Ruf nach einem behördlichen Verbot kritisierte.

Lieber Alain, beim Umgang von Jugendlichen mit dem Handy im Schulbereich haben wir die gleichen Ziele. Wir wissen, dass einiges aus dem Ruder laufen kann, wenn gegenüber dem schulischen Handygebrauch zu viel Toleranz herrscht. Du schilderst sehr eindrücklich, was passiert, wenn der Gebrauch der Smartphones während der Pausen erlaubt ist. Alle starren auf die kleinen Geräte, die belebenden Pausenaktivitäten nehmen ab und der direkte Gedankenaustausch verkümmert.

Gastautor Hanspeter Amstutz, Starke Schule Zürich: Es braucht eine vernünftige Regelung auf Verordnungsstufe

Es freut mich, wenn eine selbstbewusste Lehrerschaft für klare Handy-Regeln eintritt und diese auf praktikable Weise durchsetzt. An vielen Schulen funktioniert dies unterdessen ja recht gut. Doch ich weiss, dass an manchen Schulen lange Diskussionen stattfinden und am Ende nur ein fast lächerliches Verbot, das Handy im Unterricht sei abzuschalten, herausschaut. Sobald eine Lektion zu Ende ist, dürfen die Schüler wieder ihre digitalen Kontakte aufnehmen. In diesen Schulteams fürchtet man sich, dass ein Teil der Eltern (meist nur eine kleine Minderheit) sich beklagt, die Kinder könnten in dringenden Fällen nicht sofort erreicht werden. Je nach vorherrschender Schulkultur kann die Handyfrage zu endlosen Diskussionen führen, wenn leicht verunsicherte Lehrpersonen es allen recht machen wollen.

Für mich enthalten allgemein gültige klare Handyregeln eine sinnvolle pädagogische Botschaft. Eltern und Schüler sollen wissen, dass wir Lehrpersonen uns für Regeln einsetzen, die wirklich dem Wohl der Kinder und Jugendlichen dienen. Weitgehend handyfreie Schulen signalisieren, dass es eine Art pädagogischen Schutzbereich für die Schüler gibt. Weshalb sollte eine breit anerkannte Schutzmassnahme ähnlich wie das Rauchverbot auf Schulanlagen nicht auf Verordnungsstufe massvoll geregelt werden können?

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die überall nach rigorosen Verboten rufen. Damit meine ich auch, dass Lehrpersonen in handyfreien Schulen stets die Möglichkeit haben müssen, in bestimmten Situationen den Gebrauch der Mobilgeräte zuzulassen. So habe ich während meiner Klassenlager im Berner Seeland die Jugendlichen stets aufgefordert, ihr Handy auf den OL-ähnlichen Velotouren dabeizuhaben. Es gab sicher keinen Tag, wo nicht eine verirrte Vierergruppe dank einem Handyanruf wieder auf den richtigen Kurs geleitet werden konnte.

Als Mitglied des LCH habe ich deshalb erwartet, dass unsere Dachorganisation halbherzige Verbote mit der Zulassung von Mobiltelefonen in den Pausen als wirkungslos taxiert. Eine solche Botschaft hätte manch einem Schulteam den Rücken gestärkt.

Handyverbote zählen nicht zur selben Kategorie von Verboten wie die notwendigen Limiten im Strassenverkehr. Aber sie geben klar vor, was aus pädagogischen Überlegungen das Richtige ist. Ich finde, dass wir als Lehrerschaft vermehrt in der Öffentlichkeit betonen sollten, was unseren Bildungsauftrag stärkt und was ihm schadet. Als Mitglied des LCH habe ich deshalb erwartet, dass unsere Dachorganisation halbherzige Verbote mit der Zulassung von Mobiltelefonen in den Pausen als wirkungslos taxiert. Eine solche Botschaft hätte manch einem Schulteam den Rücken gestärkt.

Lieber Alain, um bildungspolitisch wirksame Massnahmen durchzusetzen, muss man manchmal etwas plakativ vorgehen. Du hast aber recht, dass der Ruf nach einer gesetzlichen Regelung des schulischen Smartphonegebrauchs selbstbewussten Schulteams widerstrebt. Doch es kommt bei dieser Frage in erster Linie auf eine gemeinsame pädagogische Botschaft an und auf eine vernünftige Regelung auf Verordnungsstufe. Ich bin überzeugt, dass dies ohne viel Tamtam gelingen wird.

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Offener Brief: Endlich die Fakten anerkennen und handeln

Der ehemalige Fahrdienstleiter und Lehrlingsausbildner der SBB und pensionierte Mittelstufenlehrer Hans-Peter Köhli ist im Kanton Zürich kein Unbekannter. In einem leidenschaftlichen Brief an die Bildungsverantwortlichen seines Kantons fordert er die Rückkehr der ausgebildeten HeilpädagogInnen und ihrer Sonderklassen. Wenn es der Gesichtswahrung dient, auch verbunden mit einem Namenswechsel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert