Während 16 Jahren, 2000 – 2016, ca. 5840 Tage lang, war Christoph Eymann Basler Erziehungsdirektor. Viele Jahre auch Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK).
Ein engagierter, kompetenter Regierungsrat, mit dem ich persönlich gut befreundet bin, trotz erheblicher sachlicher Differenzen in zentralen bildungspolitischen Fragen.
Die Sonntags-Zeitung hat nun mit ihm am 22. Juni 2024 ein erstaunliches Interview veröffentlicht, das den Eindruck vermittelt, Eymann sei in den letzten Jahrzehnten in keinerlei Entscheide eingebunden gewesen, er urteile gewissermassen als neutraler Beobachter von der Seitenlinie aus.
Bei der Integrativen Schule erkennt er «riesige Probleme», die steigende Zahl verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher sei besorgniserregend. Die Einführung von separaten Kleinklassen halte er deshalb für notwendig.
Die radikale Abschaffung der bewährten Kleinklassen in Basel-Stadt, ohne vernünftiges Konzept und ohne ausreichende Ressourcen fällt in seine Amtszeit. Fundierte Einwände aus der Lehrerschaft wurden in den Wind geschlagen. Praktisch alle negativen Auswirkungen, die dem Erziehungsdepartement frühzeitig unterbreitet wurden, sind unterdessen eingetreten. Folgerichtig werden wohl unter Druck der Realitäten und einer entsprechenden Volksinitiative in Basel bald wieder heilpädagogisch geführte Förderklassen eingeführt. Im Erziehungsdepartement werden ideologische Scheuklappen – endlich – eingemottet.
Auch mit den Ergebnissen des Frühfranzösisch ist Christoph Eymann nicht zufrieden. In diesem Bereich wurden in seiner Amtszeit als ED-Vorsteher Kritikerinnen und Kritiker regelmässig verunglimpft. Als TG und NW 2014 vom Frühfranzösisch abrücken wollten, warf er den beiden Kantonen «Verfassungsbruch» vor.
Als die Forscherin Simone Pfenninger die Annahme «Früher – desto -besser» in Zweifel zog, schrieb Eymann in der Basler Zeitung, ihre Arbeit genüge “offensichtlich qualitativ” nicht. Aus der Arbeit der preisgekrönten Forscherin und baldigen Professorin an der Universität Salzburg könnten «keine Erkenntnisse für die aktuelle Diskussion abgeleitet werden.»
Der Reformfanatismus der vergangenen Jahrzehnte – Integrative Schule, Frühfranzösisch/Frühenglisch, Lehrplan 21 und und – waren im wesentlich ideologisch, nicht pädagogisch begründete Projekte. Der Wille setzte sich an die Stelle der Erkenntnis. Oder mit Marcel Proust:
«Die Wirklichkeit dringt nicht in die Welt des Glaubens.»
Nach 5840 Tagen zur Schau gestellter Inkompetenz, Gesprächsverweigerung und Verleumdung fragt man sich automatisch, wie es möglich ist, dass jemand dermassen daneben liegen kann. Hatte er einfach miserable Berater oder gäbe es da noch andere Gründe?