21. Januar 2025
Zitat der Woche

Professor Stefan Wolter: Schüler, deren Lehrer streng benoten, lernen mehr

Unser heutiges Zitat ist dem Interview von Frau Katharina Fontana entnommen, das sie mit dem Berner Bildungsökonom Stefan C. Wolter geführt hat.

Prof. Stefan C. Wolter, Bildungsökonom

Man hat aufwendig dazu geforscht, wie sich die Notengebung auf die Leistung auswirkt. Das Ergebnis ist klar: Schüler, deren Lehrer streng benoten, lernen mehr und bringen bessere Leistungen als solche, bei denen die Lehrer milde benoten. Wenn der Lehrer allen Schülern gute oder genügende Noten gibt, dann wird weniger gelernt. Eine grossangelegte neue Studie zeigt, dass strenge Benotung nicht nur die guten Schüler motiviert, sich mehr anzustrengen, sondern auch die schwächeren. Als Grund sehen die Forscher den Effekt auf den Schulabsentismus: Schüler, die bei strengen Lehrern in die Klasse gehen, schwänzen weniger häufig die Schule. Wenn sie wissen, dass sie bei einem Lehrer nur auf eine passable Note kommen, wenn sie den Unterricht regelmässig besuchen, dann tun sie das.

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Vorsicht bei den vielen selbsternannten «Experten»

An der Sekundarschule in Wigoltingen TG haben 7 von12 Lehrpersonen auf Ende Schuljahr gekündigt, nachdem ein Streit mit den beiden Schulleitern und der Schulpräsidentin eskaliert war. Es geht dabei um eine grundsätzliche Auseinandersetzung um pädagogische Konzepte, Aufgaben von Lehrpersonen sowie um die Ausrichtung der Volksschule. Lutz Wittenberg hat sich bei dem in Wigoltingen lebenden Schulpsychologen Willi Ruoss, der sich nach 37-jähriger Tätigkeit seit kurzem im Ruhestand befindet, genauer erkundigt.

Warum kann die “Reformindustrie” nicht ihre Fehler einräumen?

Endlich wieder einmal ein Beitrag aus dem Diane-Ravitch-Blog. Peter Greene, ein amerikanischer Volksschullehrer und Autor im Diane Ravitch-Blog ist im Condorcet-Blog kein Unbekannter. In diesem Beitrag macht er sich Gedanken über Michael Petrillis Überlegungen zur Entwicklung der “Reform”-Bewegung. Pikant: Michael Petrillis ist eigentlich ein Linker und wollte nur Gutes. Er war ein Vorreiter der Standardisierung und untestützte die Testbatterien, die bis heute in den US-amerikanischen Schulen ihr Unwesen treiben. Peter Greene wirft Petrilli vor, dass er nicht fähig sei, die vielen Fehlentwicklungen einzugestehen, für die er auch eine Verantwortung trägt. Eine Beobachtung, die wir durchaus auch in der Schweiz und Deutschland machen können.

3 Kommentare

  1. Genügende oder gar gute Noten dürfen nie auf die billige Tour grosszügig verteilt werden. Zentral ist, dass die Jugendlichen bei Leistungsbeurteilungen von der Fairness ihrer Lehrerin überzeugt sind und sich das Üben lohnt. Schwächere sollen sich beim Lernen voll auf die Grundanforderungen konzentrieren können und nicht durch überfordernden Zusatzstoff ihre Kräfte verzetteln. Begabtere hingegen müssen für das Erreichen guter bis sehr guter Noten durch schwierigere Aufgaben herausgefordert werden. Wie im Sport spielt dabei kontinuierliches Training im Hinblick auf einen Test eine entscheidende Rolle. Wer gut mitmacht, wird vorwärtskommen. Dass dabei eine ermutigende Lehrerin mit klaren Leistungszielen und der notwendigen Strenge mehr Erfolg hat, versteht sich von selbst.

  2. Mir wäre wichtig, diese Aussage auf die Schulstufe zu beziehen. Ich vermute, dass dies erst ab der Oberstufe gilt? Dort scheint mir dies nachvollziehbar.

    Auf der Primarstufe habe ich in einem Praktikum strenge Benotung erlebt und fand dies für die schwachen Schüler sehr demotivierend. Ich erkannte bei diesen keinen Ansporn besser zu werden, im Gegenteil, eine genügende Note schien unerreichbar und deshalb keine Bemühungen wert. Bestimmt ist das auch von der Bildungsnähe des Elternhauses abhängig.

    1. Sie haben absolut recht: Demotivierende schlechte Noten sind bei schwächeren Schüler kein Instrument zur Förderung der Leistungsbereitschaft. Das gilt für alle Stufen. Noten dürfen niemals entmutigen!
      Wo lernwillige Schüler in einem Fach chronisch schlechte Noten erhalten, stimmt etwas grundsätzlich nicht. Es gilt dann genau abzuklären, was die Ursachen sind und welche Abmachungen getroffen werden müssen.

      Es ist Aufgabe der Lehrkräfte dafür zu schauen, dass alle Kinder eine gute Chance haben, die gestellten Grundanforderungen in Prüfungen zu erfüllen. Das heisst, der Stoffumfang und der Schwierigkeitsgrad der Basisaufgaben muss ans Leistungsvermögen schwächerer Schüler angepasst werden.

      Das bedeutet aber auch, dass im vorgängigen Rechen- oder Sprachtraining genug Zeit zum Üben vorhanden ist. Die Lehrpersonen müssen über die Lernfortschritte der Schüler genau im Bild sein und wo nötig ermutigend eingreifen. In einer guten Lernbeziehung kann ein Lehrer ausdrücken, dass er voll zufrieden ist, wenn ein schwacher Schüler mit Einsatz die Grundanforderungen erfüllt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert