5. Dezember 2025

Man hört uns hier zu!

Havin Sirma gilt im OSZ-Mett-Bözingen als Vorzeigeschülerin. Positiv, resolut, und engagiert. Die Kurdin mit Schweizer Pass hat sich gegen den Entscheid der Lehrkräfte gewehrt, der verlangte, dass die Schülerinnen und Schüler des Oberstufenzentrums in der grossen Pause hinausgehen müssten. Es folgte eine Unterschriftensammlung, ein Auftritt vor der LehrerInnenkonferenz ud die Gründung eines SchülerInnenrates. In der Schulhauszeitung des OSZ-Mett-Bözingen erzählt die 9. Klässlerin, wie sie Schülerrinnenratspräsidentin wurde und warum ihre Schule so cool ist. Wir bringen diesen Artikel mit freundlcher Genehmigung von Havin Sirma.

Sahli-Bote

Havin erkläre uns mal, wie du Schülerratspräsidentin wurdest.

Hawin Sirma, 9. Klässlerin, tritt im August eine Lehre als Kauffrau an: Es braucht Kompromisse.

Havin:

Es gab eine Wahl, ich setzte mich anschliessend gegen eine andere Kandidatin durch.

Und warum hast du dich für dieses Amt beworben?

Ich mache es gerne, ich diskutiere gerne mit den Lehrern und meinen Mitschülerinnen.

Ihr habt hier ja auch ganz schön viel erreicht in dieser kurzen Zeit.

Ja, das kann man sagen. Die Lehrkräfte wollten plötzlich, dass wir in der 10.00-Pause hinausgehen müssen. Vorher konnten wir drinbleiben. Das gab Proteste. Wir starteten eine Unterschriftensammlung und wurden von den Lehrkräften und der Schulleitung an die Konferenz eingeladen. Dort konnten wir unsere Argumente darlegen.

Ihr habt die Probleme auch in einem Rollenspiel präsentiert.

Genau, da zeigten wir die vielen kleinen Widersprüche, welche diese Regelung mit sich brachte.

Und es war die Geburtsstunde des Schülerrats.

Die Lehrer haben uns nachher eingeladen, um über die Bildung eines Schülerrats zu diskutieren. Daraus entstand dann der Schülerrat.

Wie geht das vor sich?

Wir dürfen uns während der Schulzeit treffen. 5 Lehrkräfte sind jeweils auch an diesen Sitzungen anwesend. Dann verhandeln wir.

Wie müssen wir uns das vorstellen?

Also, wir legen unsere Argumente dar und suchen Kompromisse. Dann geht es an die Lehrerkonferenz.

So konntet ihr den Pausenentscheid rückgängig machen

Ja, aber wir haben eine Probezeit vereinbart. Kompromisse bestehen immer aus Geben und Nehmen.

Interview mit Havin Sirma im Sahliboten: Wir geniessen hier viele Freiheiten.

Du wirst uns im kommenden Jahr verlassen. Was hast du hier am meisten geschätzt?

Ganz klar die Lehrkräfte. Sie hören uns zu und wir geniessen hier viele Freiheiten.

Und deine Lieblingsfächer?

Es sind klar die Sprachfächer, Englisch und Französisch vor allem. Ausserdem singe ich in der Schülerband.

Was machst du nach den Sommerferien?

Da werde ich eine KV-Lehre in Bern machen.

Was macht eine Havin in ihrer Freizeit?

Ich bin eine Kurdin und daher ein Familienmensch. Ich tanze in einer Kulturgruppe mit. Wir belegten übrigens kürzlich in Hannover bei einem kurdischen Tanzwettbewerb den 13. Platz von 31 teilnehmenden Gruppen.

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Eine Generation von Bildungsverlierern wächst heran

Jeder Fünfte unter 35 Jahren hat in Deutschland keinen Berufsabschluss und steuert auf Arbeitslosigkeit zu. Und das in einem Land, das die Berufslehre ähnlich wie in der Schweiz hochhält. Johannes Pennekamp fragt, welche Gründe dahinterstecken und ob ein Pflicht-Kindergartenjahr dagegen helfen könnte. Dieser Artikel ist zuerst in der FAZ erschienen.

Wenn Bildungsreformen Privilegierte bevorteilen

Nach der positiven Kritik von Roland Reichenbachs Essay durch Condorcet-Autor Felix Schmutz, hat sich nun auch Carl Bossard dieses Textes angenommen und beleuchtet ihn aus einem anderen Blickwinkel. Bildungsgerechtigkeit! Ein grosses Wort. Bildungsforscher führen es gerne im Mund – als Imperativ für Schulreformen! Doch der radikale Umbau des Unterrichts hat eher das Gegenteil bewirkt. Roland Reichenbachs kluger Essay erhellt die Zusammenhänge.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert