7. November 2024

Diskutieren – Austauschen – Debattieren

Die junge Gymnasiastin Kayla Strazza berichtet über einen Debattierwettbewerb an ihrer Schule und beschreibt, was sie dabei gelernt hat.

Kayla Strazza, Gymnasiastin in Biel: Eine unglaublich wichtige Erfahrung.

Heutzutage wird es immer wichtiger für junge Studierende wie Schülerinnen und Schüler, sich eine eigene politische Meinung bilden zu können, sowie in der Lage zu sein, sich differenziert und offen mit anderen auszutauschen – und nirgends wird dies so gefördert wie beim Debattieren.

Gerade kürzlich hat am Gymnasium Biel-Seeland, ein Debattierwettbewerb von «Jugend debattiert» stattgefunden, an welchem alle interessierten Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, mich eingeschlossen, teilnahmen.

Zuerst in Klassenzimmern, danach noch die erfolgreichen Diskutanten in der Aula, debattierten wir über verschiedenste Themen  wie zum Beispiel: «Sollte jeder Mensch von Geburt an Organspender/in sein?» oder «Sollte das Wahl- und Stimmrecht auf 16 Jahre herabgesetzt werden?». Dies war sehr interessant für uns, da wir über Themen, die uns wichtig sind, mit anderen austauschen konnten. Und weil wir uns ja auch gezielt mit anderen Meinungen auseinandersetzen mussten, reichte es nicht, in den vielleicht üblichen Schwarz-Weiss-Schemen zu verharren. Es galt, sich zu informieren und auch gegensätzliche Meinungen einzugehen.

Es kam allerdings auch vor, dass wir eine Position zugelost bekamen, von der wir selber gar nicht überzeugt waren. Genau das war aber ein gewinnbringender  Effekt, sich eine Gegenposition zu eigen zu machen.

Für das Debattieren wird also auch Offenheit gegenüber anderen Meinungen und Argumenten benötigt, sowie die Fähigkeit, sich – wenn man mal überzeugt ist, für ein Thema stark zu machen, es zu vertreten. Es kam allerdings auch vor, dass wir eine Position zugelost bekamen, von der wir selber gar nicht überzeugt waren. Genau das war aber ein gewinnbringender  Effekt, sich eine Gegenposition zu eigen zu machen.

Für das Finale in der Aula unserer Schule hatten die Finalistinnen und Finalisten wenig Vorbereiungszeit. Immerhin ging es nun um Atomstrom als Lösung gegen den Klimawandel.

Wir alle waren sehr überrascht, als wir sahen, wie schnell sich der Saal füllte. Auf den Stühlen sassen viele unserer Klassenkameradinnen und Klassenkameraden, um uns zuzusehen und uns zu unterstützen, denn am Ende ging es auch darum, wer von uns sich für das Regionalfinale Region Bern/Solothurn qualifizierte, welches leider dann online stattfinden musste.

Die einzelnen Debatten liefen so ab, dass für die vier Debattierenden verschiedene Positionen ausgelost wurden (Pro 1, Pro 2, Kontra 1 und Kontra 2) welche in der folgenden Debatte von ihnen vertreten werden würden. Danach fing Pro 1 mit einer Anfangsrede an welche 2 Minuten dauerte, gefolgt von Pro 2, Kontra 1 und Kontra 2.

Danach gab es einen freien Austausch für 24 Minuten, bei welchem alle Debattierenden untereinander diskutieren konnten.

Allgemein hat mich das Debattieren auch im öffentlichen Reden gestärkt und ich fühle mich selbstbewusster, wenn ich mich vor einem Publikum rednerisch präsentieren muss.

Abgeschlossen wurde die Debatte am Ende mit einem Schlussplädoyer, bei welchem das Gesagte unterstrichen, jedoch nicht noch weitere Punkte aufgegriffen werden sollten, jede Person hatte nun nur noch eine Minute Zeit, in der gleichen Reihenfolge wie am Anfang.

Für mich persönlich war das Debattieren eine unglaubliche Erfahrung, die ich am Gymnasium zum ersten Mal machen durfte. Ich denke, dass ich daraus viel mitnehmen konnte, ich habe gelernt mit anderen im freien Austausch zu diskutieren, meine Meinung zu vertreten und in der Diskussion präsent zu sein. Allgemein hat mich das Debattieren auch im öffentlichen Reden gestärkt und ich fühle mich selbstbewusster, wenn ich mich vor einem Publikum rednerisch präsentieren muss.

Kayla Strazza

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