Der letzte Schrei – Falleri, Fallera

Wir freuen uns, seit langem wieder einmal einen Artikel von Roger von Wartburg veröffentlichen zu dürfen.

Roger Von Wartburg, Sekundarlehrer, Präsident des lvb: Genitiv ins Wasser.

Zwei Fall-Stricke sind mir vor einigen Monaten bei SRF Sport innerhalb kürzester Zeit (ja, das war jetzt gerade ein augenscheinlich vom Aussterben bedrohter Genitiv) aufgefallen.

1. Herr Ruefer-in-der-Wüste radebrechte beim sonntäglichen Länderspiel: “Es wird ihm gedacht.” Die Aussage bezog sich auf die Schweigeminute infolge Roger Vonlanthens – schon wieder Genitivalarm! – Hinschied. Wohlmöglich akronymisiert “SRF” ja nichts anderes als “Sascha Ruefer Fallanalytiker”?

2. Und wenig später stand bei SRF Online zu lesen: “Wir sind uns unseren Stärken bewusst.” Solle der damalige Nati-Trainer Vladimir P. so gesagt haben. Was durchaus nicht ausgeschlossen werden kann, da der Genitiv ja weiss Gott noch viel schwieriger ist für all jene, deren Erstsprache nicht Deutsch war. Aber der Schurnalist müsste es doch korrekt verschriftlichen können, andernfalls er als grammatikalisches Fallobst zu gelten hätte. Fussballerisch indes wäre das Länderspiel im Fall auch besser gewesen ohne Fallstricke, denn die Kicker wussten kaum zu gefallen. Kein einziger Fallrückzieher in 90 Minuten! Wenigstens hat sich kein Fallsüchtiger im Strafraum fallenlassen.

Wenn das so weitergeht, ziehe ich eigenmächtig eine Fallpauschale von den Serafe-Gebühren ab.

Es bleibet dabei: Genitiv ins Wasser, weil es Dativ ist.

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Condorcet-Auto Hanspeter Amstutz, mittlerweile pensionierter Volksschullehrer aus dem Kanton Zürich, Mitbegründer der Starken Volksschule Kanton Zürich, arbeitet seit Jahrzehnten daran, die Schule gegen unsinnige Reformen zu verteidigen und sie somit wieder auf die Füsse zu stellen. Alle zwei Wochen geben er und seine Mitstreiter eine Sammlung interessanter Bildungsartikel aus der schweizerischen Presslandschaft heraus. Diese werden jeweils mit einem Newsletter angekündigt. Wir weisen immer auf diesen Newsletter in unserem Lila-Kasten “Unsere Starken” hin. Für einmal aber wollen wir Ihnen, liebe Condorcet-Leserinnen und -Leser, den Newsletter als Condorcet-Beitrag in der ganzen Länge zur Verfügung stellen. Es ist unser Obulus an die einmalige Schaffenskraft dieses Pädagogen und Menschenfreundes, aber auch eine Anerkennung an die Leistung seiner Mitstreiter. Einige der vorgestellten Artikel finden Sie auch auf unserem Blog, die anderen können auf der Webseite der “Starken Schule Zürich” heruntergeladen werden.

Ein Kommentar

  1. Wie Bastian Sick schon feststellte: “Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod”. Obwohl damals ein Bestseller, hat das Buch offenbar nicht die gewünschte Langzeitwirkung gehabt. Die Genetivverweigerung reiht sich ein in andere Tücken der Deklination für Deutschschweizer: der “Horror Akkusativi” (“Sein Hinschied bedeutet ein grosser Verlust für die Musikwelt”) oder das Kappen des -n im Dativ Plural auf -r (“Sie entschuldigt sich bei den Zuhörer”). Aber wieso sich empören? Dies sind bloss kleine Kollateralschäden der “funktionalen Mehrsprachigkeit”…

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