Zwei Fall-Stricke sind mir vor einigen Monaten bei SRF Sport innerhalb kürzester Zeit (ja, das war jetzt gerade ein augenscheinlich vom Aussterben bedrohter Genitiv) aufgefallen.
1. Herr Ruefer-in-der-Wüste radebrechte beim sonntäglichen Länderspiel: “Es wird ihm gedacht.” Die Aussage bezog sich auf die Schweigeminute infolge Roger Vonlanthens – schon wieder Genitivalarm! – Hinschied. Wohlmöglich akronymisiert “SRF” ja nichts anderes als “Sascha Ruefer Fallanalytiker”?
2. Und wenig später stand bei SRF Online zu lesen: “Wir sind uns unseren Stärken bewusst.” Solle der damalige Nati-Trainer Vladimir P. so gesagt haben. Was durchaus nicht ausgeschlossen werden kann, da der Genitiv ja weiss Gott noch viel schwieriger ist für all jene, deren Erstsprache nicht Deutsch war. Aber der Schurnalist müsste es doch korrekt verschriftlichen können, andernfalls er als grammatikalisches Fallobst zu gelten hätte. Fussballerisch indes wäre das Länderspiel im Fall auch besser gewesen ohne Fallstricke, denn die Kicker wussten kaum zu gefallen. Kein einziger Fallrückzieher in 90 Minuten! Wenigstens hat sich kein Fallsüchtiger im Strafraum fallenlassen.
Wenn das so weitergeht, ziehe ich eigenmächtig eine Fallpauschale von den Serafe-Gebühren ab.
Es bleibet dabei: Genitiv ins Wasser, weil es Dativ ist.
Wie Bastian Sick schon feststellte: “Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod”. Obwohl damals ein Bestseller, hat das Buch offenbar nicht die gewünschte Langzeitwirkung gehabt. Die Genetivverweigerung reiht sich ein in andere Tücken der Deklination für Deutschschweizer: der “Horror Akkusativi” (“Sein Hinschied bedeutet ein grosser Verlust für die Musikwelt”) oder das Kappen des -n im Dativ Plural auf -r (“Sie entschuldigt sich bei den Zuhörer”). Aber wieso sich empören? Dies sind bloss kleine Kollateralschäden der “funktionalen Mehrsprachigkeit”…