16. Juli 2025

Condorcet-Autorinnen und Autoren: Analysieren allein reicht nicht

Unser treuer Leser Hans-Peter Köhli ist kein Lehrer, aber – wie er es ausdrückt – ein Bildungsinteressierter aus dem einfachen Volk. Den Condorcet-Blog schätzt er zwar, vermisst aber die konkrete Aktion!

Schon viele interessante und lehrreiche wissenschaftliche Beiträge sind in diesem Blog erschienen. Da darf es doch schon wieder einmal ein gewöhnlicher, unspektakulärer sein. Angeregt dazu wurde ich durch die Berichte nach dem Hinschied von Remo Largo. In einem davon hiess es, der Verstorbene sei vehementer Gegner des Lehrplans 21 gewesen, womit er sich zweifellos in bester Gesellschaft bei hochrangigen Fachleuten befand. Und gerade das regte mich an zum Nachdenken – auch über den Condorcet-Blog. So viele Koryphäen beschreiben immer wieder, was falsch läuft und dass sich eine Reihe der eingeführten Schulreformen überhaupt nicht bewährt, aber in der Praxis nimmt dennoch alles seinen unguten Lauf. Die Urheber von Lehrplan 21, Frühfremdsprachenkonzept, Totalintegration usw. lesen den Blog vielleicht auch, schmunzeln jedoch dabei und freuen sich, dass ihren Neuerungen allen Anfeindungen zum Trotz nichts passiert.

Die Urheber von Lehrplan 21, Frühfremdsprachenkonzept, Totalintegration usw. lesen den Blog vielleicht auch, schmunzeln jedoch dabei und freuen sich, dass ihren Neuerungen allen Anfeindungen zum Trotz nichts passiert.

Das Memorandum 550 gegen 550: Das waren noch Zeiten …

Wann endlich wird einmal zum Angriff übergegangen? In der Coronakrise wäre die Gelegenheit günstig. Die Meldungen über die Wissensrückstände wegen ausfallendem oder digitalem Schulunterricht überraschen uns nicht. Deshalb schlägt nun sozusagen die praktische Stunde der Wissenschafter und Condorcet-Autoren. Sie sollten beispielsweise in ihren Kantonen direkt bei den Behörden energisch fordern, dass zwecks Aufarbeitung des verpassten Stoffes ab sofort die zweite Fremdsprache in der Mittelstufe sistiert wird. Die überfällige Wiedereinführung von Kleinklassen liesse sich nun pandemiebedingt begründen, denn es leuchtet wohl allgemein ein, dass besonders betroffenen Kindern mit Kleingruppen am besten geholfen wäre. Aber auch da müsste Druck aufgesetzt werden, sonst passiert nichts. Und viele Lehrkräfte warten auf Interventionen von

Einspruch: Viele Lehrkräfte warten auf den Widerstand von aussen.

Aussenstehenden bei Bildungsdirektionen oder Schulleitungen, damit zwecks effizienterem Aufholen des Stoffes wieder vermehrt im Klassenunterricht statt gemäss LP 21 vorgegangen werden darf oder sogar soll usw. usf. Gewiss: Verschiedene Reformen werden sich so oder so früher oder später als untauglich erweisen. Man kann aber diesen Vorgang durchaus beschleunigen und die Gunst der Stunde nutzen. Abwarten und Tee trinken zeugt nicht von Kampfgeist. Schliesslich heissen doch die beiden denkwürdigen Broschüren aus Biel EINSPRUCH!

 

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Zitat der Woche: Condorcet, der Feminist

          Man sollte sich gut überlegen, wie man Denker beurteilt, die am Ende auch nur Kinder ihrer Zeit gewesen sind. Schauen Sie sich die Aufklärung an: Da gab es vielleicht einen Feministen, der hiess Condorcet, ansonsten war das Denken der Zeit fürchterlich sexistisch. Susan Neimann in einem Interview mit der Monatszeitschrift […]

Kühnels Sonntagseinspruch: Die Bildungsbürokratie blüht, die Institutionen gedeihen!

Professor Wolfgang Kühnels heutiger Sonntagseinspruch ist natürlich in erster Linie für unsere deutschen MitstreiterInnen bestimmt. Genau gelesen, kann er aber als Lehrstück für bildungsbürokratische Strategie und das Zusammenwirken von Wissenschaft, Politik und Verwaltung dienen, eine Allianz, die auch in der Schweiz mächtig am wirken ist. Akribisch durchleuchtet der Mathematikprofessor die Kungelei in den höchsten Bildungsgremien. Von interessenfreier Unabhängigkeit – wie behauptet – kann keine Rede sein. Es geht vielmehr um Steuerung und Auftragssicherheit. Nicht zum Vorteil der Praxis.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert