«Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man vor allem Schaf sein.» Albert Einstein.
In einer gelungenen Einleitung schildert der ehemalige Grossrat Tino Krattiger aus Basel eine Begebenheit, die Roland Starks Denkweise eindrücklich dokumentiert. Er schreibt: «Ich stimmte gegen die Parteidoktrin (…). Auf jeden Fall schrieb ich Roland Stark, vielleicht aus Empörung, vielleicht als Rechtfertigung. Starks Antwort liess nicht rasch auf sich warten. Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man vor allem Schaf sein. Albert Einstein.»
Besser kann man das Wirken von Roland Stark kaum beschreiben. Er besitzt eine Eigenschaft, die in unserer Anpassergesellschaft immer seltener wird: Er ist furchtlos!
Schon sein erster Beitrag in unserem Condorcet-Blog, in welchem er Ueli Maurer wegen seines schlechten Englisch auf die Schippe nahm, sorgte im konservativen Teil unserer LeserInnenschaft für zornige Reaktionen. Und regelmässig ärgern sich auch die sozialdemokratischen Weggefährten über Beiträge, welche die Irrungen linker Bildungsreformen kritisieren. Roland Stark ist eben unbestechlich. Deshalb wurde er auch Kolumnist in der so verhassten BAZ unter dem damaligen Chefredaktor Markus Somm, der das schreiberische Talent von Roland Stark erkannte und ihm deshalb eine Bühne bot. Profitieren wird mit der Veröffentlichung seiner gesammelten Kolumnen der entspannte Bildungsbürger, der in erster Linie an gut geschriebenen und fundierten Texten interessiert ist und der sich gerne auch einmal für andere Meinungen interessiert. Die zurzeit schnell anwachsende Spezies des dauererregten Empörungsbürgers werden die Kolumnen von Stark – wenn überhaupt – nur selektiv lesen.
Man mag über die Idee, tagespolitische Kolumnen zusammengefasst in einem Buch zu veröffentlichen, geteilter Meinung sein. Einige Texte von Roland Stark sind sehr lokal bezogen, andere der Aktualität geschuldet, die bekanntlich schnell verblasst. Und seine bildungspolitischen Analysen sind in unserem Blog jederzeit nachlesbar. Lesenswert macht Starks Buch seine schnörkellose Sprache, seine direkte Ansage, sein trockener Humor und der riesige Bildungshintergrund, aus dem der Autor, ohne belehrend zu wirken, immer wieder schöpfen kann. Das ist erfrischend unideologisch und unterhaltsam!
Eine tiefe humanistische Gesinnung
Kein Zweifel: Der Jasspartner von Helmut Hubacher ist Sozialdemokrat. Viele seiner Kolumnen sind pointiert aus dieser Optik geschrieben. Die Auswahl seiner Kolumnen bietet aber einiges mehr. Neben seinen bildungspolitischen Texten, die ich als Lehrer und Publizist natürlich stets mit Genuss und Zustimmung lese, gefallen mir vor allem seine Kolumnen, in welchen er für den freien Diskurs eintritt. Er kritisiert zwar Köppels Ideologie unbarmherzig und bissig, verurteilt aber die Übergriffe auf Weltwoche-Autoren genau so konsequent. Das ist Antimainstream im besten Sinne und bringt ihm innerhalb der linken Bewegung immer wieder Kritik ein, zeugt aber von einer tiefen humanistischen Gesinnung. So gesehen ist die nun vorliegende Auswahl von Roland Starks Kolumnen eine Art «document humain», ganz im Sinne des Philosophen Jean-Marie de Condorcet.
Alain Pichard