Es gibt in Europa eine Philosophie des gemütlichen Lebens. Alles, was anstrengend ist, wird Stress genannt, um es zu vermeiden. Eine solche Mentalität hat eine Affinität zur Disphorie. Das Gegenteil davon sehe ich an sogenannten Eliteuniversitäten, wie Stanford oder Oxford oder Cambridge, wo die Leute 16 Stunden pro Tag ausgelastet sind, um das Studium zu bestehen. Aber diese positive Überbelastung erzeugt sehr oft Euphorie.
Es gibt nach dem Brexit keine Weltklasse-Universitäten mehr in Europa. Die Bologna-Reform hat jedes nationale universitäre Bildung schlechter gemacht. Die Bologna-Reform war ein Institut der Nivellierung.
Hans-Ulrich Gumbrecht, NZZ-Podium, 23.5.2019
Zitat der Woche: Hans Ulrich Gumbrecht
Hans Ulrich Gumbrecht ist ein deutsch-amerikanischer Romanist, Literaturwissenschaftler und Literaturhistoriker, Hochschullehrer und Publizist. Er war bis 2018 Inhaber des Lehrstuhls Komparatistik an der Stanford University. Das Zitat stammt aus einem NZZ-Podium vom 23.5.2019
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