19. März 2025

Namensstreit um Kleinklassen

Hanspeter Amstutz wundert sich über den Artikel der beiden Basler Spitzenbeamten des Erziehungsdepartements und stellt eine plausible Frage.

Hanspeter Amstutz
Bild: Fabü

Trotz vielen Lobes für die aufwändige schulische Integration gibt das Basler Erziehungsdepartement zu, dass es ohne Separation nicht geht. Wo sollen Schüler besser betreut werden, die ganze Regelklassen durcheinanderbringen? Von speziellen kleinen Klassen ist neu die Rede. Gleichzeitig wird über die ehemaligen Kleinklassen hergefallen und deren Befürworter werden als rückwärtsgewandte Pädagogen verunglimpft.
Ja, wo ist denn da zum Kuckuck der Unterschied in der Grundidee? Ich finde es merkwürdig, dass man einer Schulorganisation mit speziellen kleinen Klassen alles Gute zutraut und die ehemaligen Kleinklassen als nicht entwicklungsfähig hinstellt.

Warum sollte eine klassische Kleinklasse aktuell nicht auch mit 150 Stellenprozenten ausgestattet und nach modernen pädagogischen Erkenntnissen geführt werden können?

Vor zwanzig Jahren war es kaum möglich, auch nur zeitweise eine zweite Lehrkraft einer Kleinklasse zuzuteilen. Heute steht für die extrem teure Sonderpädagogik weit mehr Personal zur Verfügung. Warum sollte eine klassische Kleinklasse aktuell nicht auch mit 150 Stellenprozenten ausgestattet und nach modernen pädagogischen Erkenntnissen geführt werden können? Man wird den Verdacht nicht los, dass es beim gegenwärtigen Streit mehr um die Verteidigung des unseligen Dogmas einer absoluten Chancengleichheit als ums Wohl der Schüler geht.

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Katharine Birbalsingh im Shitstorm

Am 10. Februar berichtete unser kürzlich verstorbener Gastautor, Peter Aebersold, über eine Brennpunktschule in London (https://condorcet.ch/2020/02/brennpunktschule-uebertrifft-alle/). Die Brennpunktschule Michaela Community School aus dem unterprivilegierten, mehrheitlich von ethnischen Minderheiten bewohnten Londoner Stadtbezirk Brent überflügelte, so seine Aussage, die meisten britischen Schulen. Die Schulleiterin und Mitbegründerin der Schule Katharine Birbalsingh, galt als die härteste Schulleiterin Grossbritanniens. Nun ist auch sie in den Fokus der Kritik geraten.

Die Dystopie der Kontrollgesellschaft – Realität in der Schule?

Was läuft schief an unseren Schulen? Auf die Fragen, die im Dokumentarfilm des Schweizer Fernsehens («Mein Leben und der Notenschnitt») aufgeworfen wurden, gibt ein eben erschienenes Buch des Kinderarztes Helmut Bonney Antwort. Es stellt den Irrglauben an die Messbarkeit von allem und jedem und die Vernachlässigung elementarer menschlicher Bedürfnisse in den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Dieses Buch müsste zur Pflichtlektüre werden für alle an Schule Beteiligten, Lehrer, Schulpsychologinnen sowie in der Bildungsforschung und in den Bildungsverwaltungen Tätige, meint der Rezensent Bernhard Bonjour, der zum ersten Mal für unseren Blog schreibt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert