Kein Hauch von Selbstreflexion

Der Sekundarlehrer Felix Hoffmann aus dem Kanton Baselland bemängelt nach der Lektüre von Frau Le Pape Racines Leserbrief in der NZZ die völlige Absenz von Selbstkritik.

Le Pape Racine bestätigt die Kritik des an die Bildungsdirektionen der sechs Passepartout-Kantone adressierten offenen Briefs. Auch sie appelliert einmal mehr an die Geduld. Doch eine Didaktik, deren Lehrmittel seit bald zehn Jahren im Einsatz sind und – wissenschaftlich mehrmals nachgewiesen – ungenügende Fremdsprachenkenntnisse vermitteln, hat den Anspruch auf mehr Zeit endgültig verspielt aus Rücksicht auf die Lernenden.

Wer unfehlbar ist, hat sich eben nichts vorzuwerfen.

Ansonsten repräsentiert Le Pape Racine den für die Passepartout-VerfechterInnen typischen Umgang mit Kritik. Sowohl deren Überbringer als auch die Kritiker selbst werden angegriffen und schlechtgeredet. Nie ist auch nur ein Hauch von Selbstreflexion vernehmbar. Für das Versagen von Passepartout verantwortlich sind nicht die Lehrmittel noch die zugrunde gelegte Didaktik. Schuld sind immer nur die andern. Der unbeirrbare Anspruch auf Unfehlbarkeit im Verbund mit der strikten Separation zwischen “wir” und “die andern” erinnert an religiöse Sekten und Ideologien. Wer unfehlbar ist, hat sich eben nichts vorzuwerfen. Nomen est Omen.

Felix Hoffmann, Sekundarlehrer, Kt. Baselland

 

image_pdfAls PDF herunterladen

Verwandte Artikel

Seelen ex machina: Von der künstlichen Intelligenz zur künstlichen Psyche

Wer hat das grösste Interesse an der «Beseelung» der Maschine? Diese Frage stellt sich der Physiker und Jazzmusiker Eduard Kaeser. Er beantwortet sie nüchtern. Die Künstliche-Seelen-Industrie habe bereits eine Investitionsexplosion ausgelöst. Und ihr Blick richte sich auf die Kolonisierung unserer Seelen. Eduard Kaeser plädiert für ein komplementäres human- und geisteswissenschaftliches Programm, das den wahnhaften Wettlauf der KI-Systeme kritisch begleitet.

Liebe Musliminnen, liebe Muslime

Condorcet-Autor Alain Pichard bezeichnet sich als Anwalt der Migrantenkinder. Aber, so betonte er stets, Integration sei keine Einbahnstrasse. In diesem Text verbeugt er sich aber vor der grossen Anpassungsleistung der Muslime in unserem Land. Sie bringen ihrer Heimat viel und sie sind die Mehrheit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert