24. April 2024

Warum Condorcet?

Condorcet-Autor Hans-Peter Amstutz wird sich freuen. In dem nachfolgenden dreiteiligen Gespräch mit dem Philosophen, Mathematiker und Aufkärer Jean-Marie de Condorcet geht es um Geschichte. Lebendige Geschichte! Und natürlich geht es auch um Bildung! Warum Condorcet für uns derart aktuell ist, dass man den Bildungsblog nach ihm benannt hat, erklärt unser Autor Alain Pichard in einer unkonventionellen Weise. Er führte mit dem Revolutionär und ersten Bildungspolitiker Frankreichs ein fingiertes Gespräch.

Vorwort

Bild: api

Es war der Genfer Pädagogikprofessor Bernard Schneuwly, der mich erstmals vor drei Jahren mit dem Aufklärer, Philosophen und Mathematiker Marie-Jean-Antoine-Nicolas de Caritat, Marquis de Condorcet «bekannt» gemacht hat. Seitdem habe ich viel über diesen Mann und seine Gattin Sophie de Grouchy gelesen. Condorcet nimmt als Persönlichkeit in der Westschweiz und in Frankreich einen vergleichbaren Rang ein wie ein Pestalozzi oder Humboldt bei uns. Die Gedanken dieses Philosophen und Bildungstheoretikers trafen sich mit meiner Überzeugung von einer auf Aufklärung und Chancengerechtigkeit basierenden Bildungspolitik.

Ich habe zunächst versucht, für die Leser des künftigen Bildungsblogs einen Essay zu schreiben, in dem ich auf die Gemeinsamkeiten zwischen unserem Kampf gegen die Auswüchse einer ökonomistischen Bildungspolitik und den Gedanken dieses brillanten Philosophen und Menschenfreunds hinweisen wollte. Ich realisierte allerdings bald, dass hinter diesem Namen weit mehr steckt als nur seine bildungstheoretischen Abhandlungen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, tiefer in die geistige Welt des Ehepaars Condorcet einzutauchen und mit dem Marquis de Condorcet ein fingiertes Gespräch zu führen. Etwa 80% der Aussagen in diesem Interview stammen aus direkten und rezeptiven Quellen, die im Anhang aufgeführt sind. Bei meinen kritischen Nachfragen habe ich mir erlaubt, ihm meine Überlegungen in den Mund zu legen, was natürlich einer Interpretation seiner Thesen gleichkommt.

Obwohl Condorcet in der Schweiz kaum bekannt ist, gibt es dennoch einige Persönlichkeiten, welche die Werke und das Wirken dieses Mannes und seiner Frau kennen und sich ihrer Bedeutung bewusst sind. Zu ihnen gehören neben dem Genfer Pädagogikprofessor Bernard Schneuwly auch der emeritierte Professor Fritz Osterwalder aus Bern und der ehemalige SP-Nationalrat Andreas Gross. Dass diese drei Persönlichkeiten auch Autoren und Unterstützer unseres Blogs sind, erfüllt uns mit grossem Stolz. Das nachfolgende fingierte Interview ist diesen drei Experten vorgelegt worden. Ihre kritischen Rückmeldungen führten zu einer mehrfachen Überarbeitung des Gesprächs.

Die Redaktion hofft, dass mit diesem unkonventionellen Vorgehen den Leserinnen und Lesern unseres Blogs ein leicht zugänglicher, spannender und unterhaltsamer Zugang zu der Gedankenwelt dieses Powerpaars der Aufklärung ermöglicht wird.

Sie werden das Gespräch in drei Teilen lesen können.

Verwandte Artikel

Schule der Zukunft?

Condorcet-Autorin Christine Staehelin, GLP-Mitgled im baselstädtischen Bildungsrat und Primarlehrerin, warnt in ihrem Beitrag davor, mit überfrachteten Kompetenzerwartungen eine Ideologisierung von Unterricht zu betreiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert