Was Precht zur Rolle der Mathematik von sich gibt (“Algebra braucht niemand”), könnte man eigentlich nur in einem persönlichen Befragungs-Interview mit ihm ad absurdum führen:
- Nicht mit philosophischer Logik berechnen wir den Druck auf einen Staudamm.
- Nicht mit binomischen Formeln wird die zeitlich-räumliche Ausdehnung einer Epidemie berechnet.
- Nicht als Mutmaßung robotisierter Logo-Wetterfrösche wird uns die allabendliche Wettervorhersage angeboten.
- Nicht als Ergebnis ahnungslosen Würfelns bestimmt der Hamburger Hafen die Verlade-Strategien seiner Kräne.
- Und immerhin addiert – wenn auch mit dem Taschenrechner – der clevere Autoverkäufer die Preise aller Extras (und multipliziert selbige nicht).
Letztendlich aber, und das ist viel fataler, führt uns diese Logik in die Standesgesellschaft des “Alten Preussen”, als ein gewisser Friedrich verfügte: “Es reicht, wenn meine Untertanen Kartoffelsäcke zählen können.”
Es ist im übrigen hochinteressant, wie so einer wie er sich selber widerspricht – so wie prinzipiell alle, die mit Eifer der antiquierten Schule eine Bildungsuntauglichkeit attestieren – sich aber gleichzeitig zu den Schlauen zählen, die es zu etwas gebracht haben. Also vor allem erleben wir, dass sie selbiges Schulsystem, das aus ihnen (offenbar) schlaue Gebildete gemacht hat, von ihnen nichtsdestotrotz der Bildungsunfähigkeit bezichtigen.
Prof. Dr. rer. nat. habil. Karlheinz Schüffler
Mathematik
Mathematik und Musik
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Hochschule Niederrhein
University of Applied Sciences
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