29. Dezember 2025
Theorie und Praxis

Der wissenschaftlich begleitete Untergang

Andreas Bolfing – Kommentar auf linkedin
Der Mathematik- und Physiklehrer an der BBZB Luzern und der Kantonsschule Alpenquai Luzern, Andreas Bolfing, vergleicht die verzweifelten Rettungsappelle zum Frühfranzösisch mit einem sinkenden Schiff.

Andreas Bolfing, Mathematiklehrer in Luzern: Sie messen die Schieflage in Dezimalstellen.

Wenn sich Theorie nicht in der Praxis zeigt, wird es eben problematisch. Und hier verhält man sich seitens der PHs wie auf einem sinkenden Schiff namens Frühfranzösisch absolut typisch theoriebehaftet.

Man stelle sich vor, ein Schiff sinkt. Die Praktiker zimmern sich ein Rettungsboot und paddeln davon, um das rettende Ufer zu erreichen. Die Professoren hingegen optimieren: Sie messen die Schieflage in Dezimalstellen, werfen Gegenstände von Bord, um Erfahrungswerte für die Sinkgeschwindigkeit zu erhalten, verteilen statt Schwimmwesten Evaluationsbögen und erarbeiten noch einen Workshop zum Thema „Resilienz im kalten Wasser“. Am Ende geht das Schiff trotzdem unter – aber immerhin „wissenschaftlich begleitet“.

Wenn man moniert, nicht-gymnasiale Schülerinnen und Schüler würden durch die Abschaffung des Frühfranzösischs einen kommenden Karrierenachteil haben, so hege ich doch den Verdacht, der Karrierenachteil könnte aufgrund der absolut mangelhaften Kompetenzen in Deutsch weitaus massiver sein.

Manchmal sollte man ein Projekt einfach als gescheitert erklären und völlig neu aufgleisen. Schlicht aus dem Grund, weil die Optimierung des eh schon verkorksten Ansatzes teurer ist als ein völliger Neuentwurf.

 

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4 Kommentare

  1. Ein starkes Bild, das der Realität leider sehr nahekommt!

    Das Wegschauen der Verteidiger beim Debakel des unseligen Dreisprachenkonzepts ist kaum noch zu überbieten. Die meisten machen einen grossen Bogen um die Tatsache herum, dass zwei frühe Fremdsprachen für die Mehrzahl der Schüler eine zu viel ist. Nicht Französisch oder Englisch an sich ist das Problem, sondern die Verzettelung durch die Mehrsprachendidaktik und der Einstieg bereits in der dritten Klasse. Über diesen Elefanten im Raum wird geschwiegen.

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    Es liegt jetzt an der Lehrerschaft mit aller Klarheit daran zu erinnern, dass es nicht primär um einen Streit zwischen Englisch und Französisch geht, sondern um den raschen Abbruch des gescheiterten Mehrsprachenkonzepts der Primarschule.

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