Zahl des Monats

192

Aufgrund der fundamentalistischen Interpretation der Salamanca-Erklärung von 1994 ( https://condorcet.ch/2023/04/das-missverstaendnis-von-salamanca/ ) erfolgte fast 2 Jahrzehnte später im Rahmen des Lehrplan 21 die Inkludierung aller Schüler in den Normalunterricht. Die Folgen davon sind bekannt. In den inkludierten Klassen herrscht ein Kommen und Gehen.

Alain Pichard, Lehrer Sekundarstufe 1, GLP-Grossrat im Kt. Bern und Mitglied der kantonalen Bildungskommission: Es herrscht ein Kommen und Gehen.

In einer Primarschule nähe der Stadt Biel wurden die Pensen verteilt. Auffallend dabei neben den Pensen für 12 Klassen des 3. Zyklus, die man nur mit Mühe und mit der Anstellung von Pensionierten und Personen ohne Ausbildung besetzen konnte sind 192 Lektionen Spezialunterricht: Logopädie, Dyskalkulie,  Integrative Förderung, Graphologie (ja das gibt es tatsächlich), Begabtenförderung usw.

Es herrscht ein Kommen und Gehen. Dazu kommen noch DAZ-Lektionen (Deutschzusatzunterricht). Einige dieser Lektionen können nicht mit Heilpädagoginnen besetzt werden, für andere (z. B. Graphologie) konnten gar keine Lehrkräfte gewonnen werden. Die Schülerinnen und Schüler werden aus dem Unterricht geholt, oder verlassen den Unterricht kurzzeitig. Eine Lehrkraft erzählte uns: “In dem ganzen Trubel habe ich einmal vergessen, dass ein Kind meiner Klasse in den Logopädieunterricht gehen müsste. Es blieb in meinem Unterricht. Nach einer halben Stunde bemerkte ich den Irrtum und schickte das Mädchen hinauf zur Speziallehrkraft. Es kam wieder zurück, die Lehrerin war nicht mehr da. In der 10-Uhr-Pause traf ich sie und sie meinte, der Unterricht sei ausgefallen.”

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Ein Artikel aus dem Jahre 2006 machte den Condorcet-Autor Alain Pichard schweizweit bekannt. In der Weltwoche schrieben drei linke Lehrkräfte und er über die realen Probleme, welche die Schule mit der Integration fremdsprachiger Kinder bekundete. Er wurde zeitweise zum Buhmann der Linken. Der in einer Brennpunktschule in Biel tätige Lehrer bezeichnetete sich aber stets als “Anwalt der Migrantenkinder”. Er wolle, dass sie etwas lernen. Und das heisst “Fördern und Fordern”. 14 Jahre später scheint sich seine Überzeugung durchgesetzt zu haben. Zum Vorteil aller!

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