7. November 2024
Grosser Rat im Kanton Bern

Breaking News: Frühfranzösisch wird überprüft

Nach Baselland stimmt nun auch das Kantonsparlament des Kantons Bern einer Überprüfung des Frühfranzösisch zu, allerdings in der verpflichtenden Motionsform. Diese Überprüfung wurde im Vorfeld von der Bildungsdirektion, von Bildung Bern und den linken Parteien bekämpft.

Lange Gesichter bei der Bidungsdirektion, der Bildung Bern und der Linken. Der bernische Grosse Rat überwies gestern eine Motion des GLP-Grossrats Alain Pichard, welche eine evidenzbasierte Überprüfung des Frühfranzösisch forderte und lehnte die von der Bildungsdirektion beantragte Abschreibung ab. Mit diesem Abstimmungsergebnis konnten die Motionäre, zu denen auch der SVP-Politiker Samuel Krähenbühl und der FDP-Grossrat Hans-Peter Kohler gehörten, nicht rechnen. Im Vorfeld setzte sich die bernische Lehrergewerschaft stark für die Ablehnung des Vorstosses (in diesem Fall für die Abschreibung) ein und auch die Hälfte der Fraktionen signalisierten, dass sie der Bildungsdirektion folgen wollten. Letztendlich wurden die Bildungsdirektion, Bildung Bern und die Linke, welche das Frühfranzösisch bis zuletzt verteidigte, Opfer ihrer eigenen Rhetorik. Anlässlich der Lehrplan und Harmos-Diskussionen wurde uns ja eine evidenzbasierte Bildungspolitik aufgrund der ÜGK-Tests versprochen. Warum – so fragte Grossrat Alain Pichard – will man das – angesichts der miserablen Resultate im Französisch – ausgerechnet beim Frühfranzösisch nicht machen?

Dazu ein paar Zahlen: Die Überprüfung der Grundkompetenzen hat ergeben, dass nur 32.8 %  im Leseverstehen das Lernziel A2 erreichen. Im Hörverstehen sind es 57%. Im Sprechen (ein Lernziel, auf das besonders Wert gelegt wurde) erreichen nur 10,2% , die Grundkompetenzen, also die niedrigste Stufe, notabene.

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Die Bildungsdirektorin, Frau Häsler, führte die schlechten Resultate vor allem auf das ungenügende Lehrmittel Mille Feuilles zurück. Dieses sei ja jetzt überarbeitet und die Lehrmittelfreiheit auch eingeführt worden. Pikant an dieser Argumentation war, dass ja die Bildungsdirektion, die Personalverbände und letztlich auch die Mehrheit des Kantonsparlaments dieses Lehrmittel über Jahre verteidigt und seine Kritiker als rückwärtsgewandte Nostalgiker diffamiert haben.

Die Grünen erklärten, dass für sie  die Sinnhaftigkeit von Frühfranzösisch durch Studien belegt sei. Im Vorfeld der Grossratsdebatte wurde den Grossratsmitgliedern das Weissbuch “Frühfranzösisch” aus der Condorcet-Verlag verteilt. Diese enthielt auch eine Übersicht über die Vergleichsstudien, von denen keine einzige den Effekt von Frühfranzösisch belegen konnte.

Die von der Bildungsdirektion vorgeschlagene und von Bildung Bern unterstützte Abschreibung der Motion wurde mit 73  zu 61 Stimmen abgelehnt.

 

 

 

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Volker Ladenthin lehrte von 1995 bis 2019 als Hochschulprofessor für Historische und Systematische Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn. Er ist Verfasser zahlreicher Publikationen und Mitglied der GBW. In seinem Beitrag hinterfragt er die PISA-Methoden und analysiert das Selbstverständnis der PISA-Macher.

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