21. Dezember 2024

«Ein Kind, das alles ohne Gegenleistung bekommt, wird nicht gestärkt»

Die Zahlen, die das Bundesamt für Statistik (BFS) diese Woche veröffentlicht hat, geben zu denken: Psychische Störungen waren die häufigste Ursache für eine Hospitalisierung bei den 10- bis 24-Jährigen (knapp 20’000 Fälle). Vor allem der Anstieg von 26 Prozent bei den Mädchen und jungen Frauen nannte das BFS «beispiellos» (der Anstieg bei den gleichaltrigen Männern betrug 6 Prozent). Die SonntagsZeitung führte ein Interview mit der Psychologin und Heilpädagogin Eliane Perret, die mehr als 30 Jahre lang an einer Schule für Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten unterrichtete. Eliane Perret ist auch in unserem Blog keine Unbekannte. Zusammen mit dem Heilpädagogen und Condorcet-Autor Riccardo Bonfranchi hat sie vor kurzem ein Buch zum Thema Integration geschrieben (https://condorcet.ch/2022/11/welche-bildungschancen-haben-kinder-und-jugendliche-mit-behinderungen/).

Bettina Weber ist Autorin der SonntagsZeitung und schreibt über gesellschaftspolitische Themen.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von der grossen Zunahme psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen hörten?

Sie überraschten mich in dieser Deutlichkeit. Aber sie passen zu dem, was ich seit Jahren beobachte und was mir seit Jahren Sorgen macht. So gesehen müssen wir der Pandemie fast dankbar sein: Sie hat dieses Problem ans Tageslicht gebracht und wir müssen darüber sprechen.

Ist die Pandemie nicht der Grund für die Zunahme, sondern eher eine Art Katalysator?

Die Pandemie verstärkte und warf ein Schlaglicht auf eine Situation, die schon lange andauert, aber bislang vielleicht zu wenig genau angeschaut wurde.

Was meinen Sie damit?

Ich leitete unsere Schule während 30 Jahren, bis 2020. Wir haben hier Kinder, die uns vom schulpsychologischen Dienst oder von der Kinder- und Jugendpsychiatrie zugewiesen werden, weil es in der Regelschule nicht mehr geht und sie oft auch eine zu grosse Belastung für die Klasse und die Lehrpersonen sind. Wir stellten schon lange vor der Pandemie fest, dass die Anzahl der Kinder mit psychiatrischen Diagnosen zunimmt.

Sie sagen: «Kinder mit Diagnosen». Was heisst das?

Die meisten Kinder kommen zu uns wegen Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten. Viele leiden unter ADHS und Autismus-Spektrum-Störungen. Dazu gehören entsprechende Symptomkataloge, die ein bestimmtes Verhalten beschreiben. Man hat bisher für diese Diagnosen keine Biomarker gefunden, sie lassen sich beispielsweise nicht im Blutbild nachweisen. Im Laufe der vergangenen Jahre beobachtete ich eine Art «Trends» von jeweils dominierenden Diagnosen: POS, ADHS, Autismus-Spektrum-Störung, Ritzen, Magersucht, Schulverweigerer. Jetzt haben wir vermehrt Depressionen und Angststörungen.

Gemäss Statistik sind deutlich mehr Mädchen betroffen. Ist das bei Ihnen auch so?

Nein. In den unteren Stufen sind es vor allem Buben. In den oberen Klassen sind es eher Mädchen, und diese Mädchen kommen immer häufiger nach einem Klinikaufenthalt zu uns. Das gab es früher kaum, und das empfinde ich als gravierend: Mehrere Wochen oder gar Monate in der Psychiatrie zu verbringen, macht etwas mit einem jungen Menschen.

Was macht es?

Wenn ein junger Mensch schon im Alter von 16 Jahren ein zehn Zentimeter dickes Krankendossier hat, empfindet er sich selbst als krank und überlegt sich, was eigentlich mit ihm los ist. Einer der ersten Jugendlichen, die vor mehr als 20 Jahren nach einem solchen Klinikaufenthalt zu uns an die Schule kamen, fragte: «Frau Perret, was soll denn noch aus mir werden, wenn ich jetzt schon in der Psychi war?» Ich sagte: «Sieh es umgekehrt: Du hast es nun schon hinter dir.» Genau so war es dann. Der junge Mann machte bei uns die Schule fertig und absolvierte danach eine anspruchsvolle Lehre. Er musste nie wieder psychiatrisch behandelt werden.

 «Wir beobachten, dass viele Kinder orientierungslos und haltlos sind. Sie wissen nicht recht, wohin mit sich. Diese Leere füllen sie mit den sozialen Medien.»

Wie erklären Sie sich diese grosse Zunahme?

Es hat sicher auch mit den sozialen Medien zu tun, aber das erklärt nicht alles. Man muss sehr genau hinschauen. Und sich zum Beispiel fragen, warum denn die sozialen Medien eine solche Anziehungskraft ausüben.

Kinder, die sich im Internet und in den sozialen Medien tummeln, sind wie Laien, die ohne Handbuch Pilze sammeln.

Wie lautet Ihre Antwort?

Wir beobachten, dass viele Kinder orientierungslos und haltlos sind. Sie wissen nicht recht, wohin mit sich. Diese Leere füllen sie mit den sozialen Medien. Heute redet man viel von Selbstwirksamkeit, aber eine solche erlebt man nur in der echten Welt, nicht virtuell. Jugendliche brauchen deshalb mehr Bodenhaftung, mehr Realität. Damit meine ich übrigens nicht nur die sozialen Medien, sondern auch die Jugendbücher.

«Glücklicherweise machen bei uns nach wie vor viele Jugendliche eine Berufslehre. Das wirkt oft korrigierend und gibt ihnen eine neue Perspektive.»

Was ist damit? Ist es nicht erst einmal gut, dass überhaupt noch Bücher gelesen werden?

Auf jeden Fall. Aber wenn ich mir anschaue, was da so auf den Markt kommt, stelle ich fest: Das sind fast nur Geschichten aus virtuellen Welten, Fantasy-Geschichten mit Figuren, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Deshalb brauche ich den Begriff Bodenhaftung: Kinder und Jugendliche erleben oft zu wenig, dass sie bestehen können im realen Leben. Sie fühlen sich den alltäglichen Anforderungen nicht gewachsen und werden schnell mutlos, wenn es schwierig wird. Aber das Gefühl, Schwierigkeiten bewältigen zu können und sich dabei auch mit anderen zusammenzutun, ist essenziell für junge Menschen.

Kinder wuchsen noch nie so behütet auf wie heute. Es klingt paradox, dass sie zunehmend orientierungs- und haltlos sein sollen.

Wir haben als Gesellschaft die Aufgabe, Jugendlichen zu zeigen, was das Leben ist. Damit meine ich, dass das Leben Aufgaben stellt – und dass diese durchaus zu meistern sind. Glücklicherweise machen bei uns nach wie vor viele Jugendliche eine Berufslehre. Das wirkt oft korrigierend und gibt ihnen eine neue Perspektive.

Inwiefern denn das?

In einer Berufslehre müssen Jugendliche Lösungen für reale Aufgaben entwickeln, sich anleiten lassen und sich das nötige Wissen aneignen. Wir staunen immer wieder, welche Entwicklungsschritte Jugendliche machen, nachdem sie eine Lehre angefangen haben. Sie kommen dann vorbei und sagen den anderen hier: «Uh, ihr wisst gar nicht, wie schön Schule ist, arbeiten ist superstreng!» Aber sie sind auch stolz. Und stehen mitten im Leben.

Manche Eltern sehen aber das Gymi als einzige Möglichkeit für ihre Kinder, um im Leben zu reüssieren.

Leider. Wir stellen bei vielen Eltern – nicht nur bezüglich des beruflichen Werdegangs ihrer Kinder – eine grosse Verunsicherung fest. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen und das Kind in seiner Entwicklung zu stören. Vor allem, wenn es darum geht, etwas von ihm zu verlangen oder ihm einen Wunsch abzuschlagen. Aber so geben sie dem Kind genau das nicht, was es dringend brauchen würde: Anleitung und Orientierung für das, was im Leben wichtig ist.

«Man nimmt Kinder nicht ernst, wenn man ihnen sämtliche Schwierigkeiten aus dem Weg räumt.»

Die sichere Bindung oder eben das Gefühl von Sicherheit entsteht, wenn ein Kind von den Eltern klare Leitplanken erhält.

Brauchen Kinder klare Leitplanken?

Genau, früher sprach man von Werten. Heute gilt das Vermitteln von Werten als spiessig, leider! Das hat mit gesellschaftlichen Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten zu tun. Der Wertewandel nach 1968 hat die Erziehung massgeblich verändert. Das war gut und nötig. Es ändert aber nichts daran, dass in der Erziehung unserer Kinder die Vermittlung von Werten – oder wie man das auch immer nennen mag – essenziell ist. Wir Erwachsene müssen hier unsere Verantwortung wieder vermehrt wahrnehmen.

Wie sieht denn das konkret aus?

Kinder müssen die Sicherheit bekommen, dass sie auch in schwierigen Lebenssituationen Kräfte mobilisieren können, um diese zu bestehen. So werden sie in ihrem Gefühl der Selbstwirksamkeit und der sozialen Verbundenheit gestärkt. Aber das müssen sie erfahren und lernen. Ein Kind, das alles ohne Gegenleistung bekommt, wird nicht gestärkt. Man nimmt Kinder nicht ernst, wenn man ihnen sämtliche Schwierigkeiten aus dem Weg räumt.

«Gemäss meiner langjährigen Erfahrung wird heute die Bindungstheorie häufig falsch verstanden.»

Neben Corona und den sozialen Medien werden auch die Klimakrise oder der Ukraine-Krieg als Gründe für die zunehmenden Erkrankungen vermutet. Bloss sind diese Themen ja nicht neu: Es gab den Kalten Krieg und das atomare Wettrüsten, das Waldsterben und Tschernobyl – warum reagieren die heutigen Jugendlichen empfindlicher?

Wir waren früher vielleicht tatsächlich robuster. Oder um das Modewort zu verwenden: Resilienter.

Aber warum?

Man weiss aus der Entwicklungspsychologie, dass eine sichere Bindung zentral ist für Kinder. Eine sichere Bindung entwickeln sie, wenn sie wissen, dass da jemand ist, auf den sie zählen können, ein sicherer Hafen, von dem aus sie die Welt erkunden können. Je stabiler die Bindung, desto weniger anfällig ist das Kind für psychische Störungen. Gemäss meiner langjährigen Erfahrung wird heute die Bindungstheorie häufig falsch verstanden. Viele Eltern meinen es unbestritten gut, machen aber einen Überlegungsfehler.

Worin besteht der?

Eine starke Bindung entsteht nicht dadurch, dass Eltern die Bedürfnisse eines Kindes stets sofort und unmittelbar befriedigen. Eben gerade nicht!

«Die sichere Bindung oder eben das Gefühl von Sicherheit entsteht, wenn ein Kind von den Eltern klare Leitplanken erhält.»

Haben Sie ein Beispiel?

Eine befreundete Ärztin erzählte mir kürzlich, dass sie oft Mütter in der Praxis habe, mit denen sie etwas besprechen sollte. Ein Gespräch sei aber kaum möglich, weil sie immer wieder unterbrochen würden von Kindern, die an der Mutter zerrten. Irgendwann sagte meine Freundin zu einer solchen Patientin, sie dürfe ihrem Kind ruhig sagen, dass es sich nun einen Moment gedulden müsse. Worauf die Mutter antwortete: «Darf ich das?» Das meine ich mit falsch verstandener Bindungstheorie: Die Mutter getraute sich nicht, dem Kind seinen Wunsch abzuschlagen, weil sie dachte, damit dem Kind irgendwie zu schaden.

Was hätte denn die Mutter stattdessen tun sollen?

Dem Kind erklären, dass es nun einen Moment warten muss, weil die Mama etwas zu besprechen hat. Kinder müssen lernen, auch mal zu warten. Damit lernen sie, sich in ein soziales Gefüge einzuordnen und sich in die Situation der anderen Menschen einzudenken. Sie werden so sozial kompetenter. Das ist ein sehr wichtiger Entwicklungsschritt. Die sichere Bindung oder eben das Gefühl von Sicherheit entsteht, wenn ein Kind von den Eltern klare Leitplanken erhält. Die Resilienzforschung hat da eindeutige Befunde.

Den heutigen Kindern und Jugendlichen fehlt es also vor allem an innerer Robustheit?

Zumindest ist ihr Sicherheitsgefühl nicht tiefgreifend genug. Das hängt auch damit zusammen, dass sie oft vom echten Leben ferngehalten werden, aus lauter Angst, sie könnten negativen Gefühlen ausgesetzt sein. Aber Kinder müssen damit klarkommen, dass jemand besser Klavier spielt oder die schmaleren Hüften hat. Und wenn man ihnen heute überall Mitspracherecht gibt, an unserer Schule selbstverständlich auch, gehören dazu eben auch Pflichten. Und Aufgaben. Kinder brauchen Aufgaben und sie übernehmen sie gern, Kinder und Jugendliche sind gern sozial!

«Man sollte Kinder nicht vor dem Leben beschützen wollen.»

Es heisst doch, sie stünden schon jetzt so unter Druck.

Das heisst es immer, ja, aber ich mag es nicht so recht glauben. Jugendliche haben sehr viel leere Zeit, und da ist der Griff zum Handy nicht weit oder auch der Zweifel an der eigenen Bedeutung hat einen guten Nährboden.

Man sollte Kinder nicht vor dem Leben beschützen wollen.

Deshalb brauchen sie Aufgaben?

Das stärkt sie. Es geht dabei um die viel zitierte Selbstwirksamkeit, weil sie merken, dass sie für andere Menschen eine Bedeutung haben, dass sie wichtig sind. Und zwar für reale Menschen in der realen Welt. Man sollte Kinder nicht vor dem Leben beschützen wollen. Das populärste Beispiel sind Eltern, die ihre Kinder in die Schule chauffieren. Das ist genauso wenig hilfreich wie jene Eltern, die finden, sie müssten ihren Kindern möglichst grosse Wahlfreiheit lassen und sagen: «Das muss mein Kind selbst entscheiden.» Klingt gut, ist aber nicht im Sinn des Kindes.

«Kinder, die sich im Internet und in den sozialen Medien tummeln, sind wie Laien, die ohne Handbuch Pilze sammeln.»

Weshalb nicht?

Kinder und Jugendliche brauchen Reibungsfläche, denn Reibung erzeugt Wärme! Sonst orientieren sie sich halt woanders als bei den Eltern – zum Beispiel im Internet und in den sozialen Medien. Und das ist sehr problematisch. Kinder, die sich im Internet und in den sozialen Medien tummeln, sind wie Laien, die ohne Handbuch Pilze sammeln. Sie suchen, was ihnen fehlt, treffen auf andere, denen dasselbe fehlt oder die glauben, eine Antwort gefunden zu haben. Sie suchen einen Ausweg aus ihren Unsicherheiten, und auf einmal ist ein Krankheitsbild Teil der Identitätsbildung und ein exklusives Persönlichkeitsmerkmal, das manche gar nicht mehr korrigieren wollen.

Es geht auch um Aufmerksamkeit?

Ja, deshalb beobachten wir das Zusammenspiel von Eltern und Kind sehr genau. Dazu eine Geschichte aus meiner Kindheit, die zeigt, dass dieses Phänomen im Grunde nicht neu ist: Als ich in der zweiten Klasse war, bekam meine beste Freundin ein Geschwisterchen, und als es irgendwann anfing zu reden, war es überall der Mittelpunkt, alle fanden es toll. Da fand ich: Ich rede jetzt auch in dieser Babysprache, dann finden mich auch alle toll. Meine Mutter meinte nur trocken: «Damit kannst du gleich wieder aufhören.» Jetzt stellen Sie sich vor, sie wäre mit mir zum Arzt gegangen und hätte gesagt: «Meine Tochter hat eine Spracherwerbsstörung.» Warum hätte ich dann damit aufhören sollen? Denn so lernen die Kinder, dass sie nur dann Bedeutung haben, wenn sie mit irgendwas nicht klarkommen. Sie merken rasch: Aha, dann redet man über mich, dann bin ich Thema. Das kann sehr heikel sein.

Kann es Eltern nicht auch entlasten, wenn ihnen eine Diagnose das Verhalten ihres Kindes erklärt?

Zunächst einmal ist es für Eltern ein Schock, wenn sie merken, dass sich ihr Kind merkwürdig verhält oder merkwürdige Dinge tut. Wenn es zum Beispiel morgens einfach nicht mehr aufsteht, wie das bei Schulverweigerern der Fall ist. Das ist für Eltern sehr schwer. Deshalb kann ich gut nachvollziehen, dass sie sich eine Erklärung für dieses Verhalten wünschen und erleichtert sind, wenn sie von Fachleuten einen Grund geliefert bekommen.

«In der Heilpädagogik fand ganz klar eine Psychiatrisierung statt.»

Eltern wünschen sich eine Erklärung für das Verhalten ihres Kindes und sind erleichtert, wenn sie von Fachleuten einen Grund geliefert bekommen.

Aber hilfreich ist es letztlich nicht?

Eltern orientieren sich verständlicherweise stark an den Symptomen und an der Diagnose. Aber dabei darf man nicht stehen bleiben. Die Diagnose ist der Anfang der Behandlung. Dabei müssen wir die ganze Entwicklungsgeschichte des Kindes anschauen. Zum Beispiel: Wie ist die Situation innerhalb der Familie? Wir hatten Kinder, die sich hier an der Schule nach und nach beruhigten – und auf einmal machten ihre Geschwister Schwierigkeiten. Es kam also zu einer Art Rollentausch, und das hatte mit der familiären Dynamik zu tun.

Finden Sie, Kinder werden zu schnell mit einem Etikett versehen?

In der Heilpädagogik fand ganz klar eine Psychiatrisierung der Erscheinungsbilder statt. Einschneidend war der Paradigmenwechsel im Menschenbild ab den 1980er-Jahren. Ein biologistisches Menschenbild löste das humanistische und sozialwissenschaftliche ab, und damit veränderten sich die Behandlungsweisen von Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten. Psychische Störungen wurden vermehrt als biochemische Störungen im Hirn verstanden und medikamentös behandelt. Nach psychosozialen Ursachen und Umweltbedingungen wurde immer weniger gefragt. Seither gelten die entsprechenden, international gültigen Diagnosemanuals, die auch immer den herrschenden Zeitgeist widerspiegeln. Und seither haben wir mehr Diagnosen bei den Kindern.

 

Dr. phil. Eliane Perret, 72, ist Primarlehrerin, Heilpädagogin und Psychologin und leitete von 1992 bis 2020 in Zürich eine Tagesschule für Kinder und Jugendliche mit Lernproblemen und Verhaltensauffälligkeiten. Sie ist Autorin zahlreicher Artikel über Psychologie, Erziehung und Schule sowie über Gewalt- und Mobbingprävention. Zuletzt veröffentlichte sie als Co-Autorin die Bücher «Heilpädagogik im Dialog – Praktische Erfahrungen, theoretische Grundlagen und aktuelle Diskurse» (2021) und «Wie spreche ich mit Kindern über Kriege und andere Katastrophen» (2022). Heute unterrichtet sie immer noch in einem kleinen Pensum an ihrer ehemaligen Schule. Perret ist verheiratet und lebt in Volketswil.

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